Kapitel 27 - Ayla

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Mein Kopf tat so weh und mein Bauch drohte mir mit Boykott, nie wieder wollte ich Alkohol trinken, nie nie wieder.

Von letzter Nacht wusste ich noch alles und rechnete es Jaro hoch an, sich um Kathi und mich gekümmert zu haben, da fiel mir meine Freundin ein.
Sofort suchte ich nach meinem Handy, aber fand es nicht in seinem Schlafzimmer, da merkte ich, dass ich alleine war und sah mich in aller Ruhe um. Sein Schlafzimmer war um einiges größer als meines und er hatte nur ein riesiges Bett und einen Kleiderschrank hier stehen, die Möbel hielten sich in schwarz und weiß. Seine Bettwäsche war auch reinweiß und fühlte sich fantastisch auf meiner Haut an. Die Tür war schwarz und die Wände wieder weiß, als gäbe es auf der ganzen Welt nur diese zwei Farben. An der Decke hing ein Spiegel und an der Schranktür auch, wofür er das brauchte konnte ich mir vorstellen und sprang auf, als ich daran dachte dass er vielleicht hier mit der fremden Frau Sex hatte.
Mein Kreislauf rächte sich mit einem Tunnelblick und ich tastete mich vorsichtig zu seinem Schrank, dort nahm ich mir eines seiner tausend schwarzen Shirts und zog es an, auch seine Kleidung war nur schwarz und weiß. Ganz hinten im Eck sah ich ein zerknülltes rotes Shirt und zog es hervor. Es war in Kindergröße und ich stopfte es schnell wieder zurück, vielleicht gehörte es der anderen Frau.
Bei dem Gedanken wurde mir sehr unwohl, kein Wunder, dass er mit ihr geschlafen hatte, wenn sie in dieses Shirt passte, sie war sicher wunderschön und sehr schlank und sportlich.

Leise öffnete ich die Tür und hörte den Fernseher. Gleich neben Jaros Schlafzimmer war ein riesiges Wohnzimmer in Grau gehalten. Eine graue Küche mit schwarzer Arbeitsplatte stand in der Ferne vor mir und weiter hinten im Eck stand eine riesige graue Couch, vor der eine Kinoleinwand als Fernseher getarnt hing, der die Nachrichten zeigte, aber Jaro sah ich nicht. Ich trat hinaus und ging auf die Küche zu. Neben dem Schlafzimmer war eine verschlossene Tür und daneben das Badezimmer, das ich jetzt unbedingt brauchte und hinein ging. Hier war auch alles schwarz, weiß und Silber, es wirkte so edel und schön, dass man es nicht benutzen wollte, aber ich musste dringend aufs WC und hatte nun keine Zeit für Ehrfurcht.

Erleichtert betätigte ich die Spülung und wusch mir die Hände, meine Haut roch nach Jaro und ich fing an zu lächeln, ich war froh hier zu sein.
Etwas fitter trat ich nun in die Küche und da stand er, "Guten Morgen", lächelte er und hielt mir ein eiskaltes Cola hin.
In dem Glas waren sicher 20 Eiswürfel und ich nahm es dankend entgegen.
"Guten Morgen", zitterte meine Stimme, als Jaro näher kam und mir einen Kuss auf die Wange gab.
Er trug nur eine schwarze Jogginghose und sah umwerfend aus. Seine Haare lagen perfekt und er roch fantastisch.
"Wie spät ist es?", erkundigte ich mich müde.
"Normale Leute gehen bald wieder schlafen", lächelte er und zeigte mir dann seine riesige Wanduhr.
An einer weißen Wand hingen Zahlen, die so groß wie meine Handflächen waren und darum bewegten sich zwei riesige Zeiger, alles hier war einfach groß und beeindruckend.
"Scheiße, schon 18Uhr",stöhnte ich genervt und rieb mir die Augen, in 12 Stunden musste ich schon wieder arbeiten.
"Hast du Hunger? Willst du etwas anderes trinken? Brauchst du irgendetwas?", fragte Jaro mich, als ich kleine Schlucke von meinem Cola machte.
"Du hast etwas gegen Kopfschmerzen erwähnt", grinste ich ihn müde an.
Lächelnd nickte er und kaum hatte ich geblinzelt, war er weg und dann sofort wieder vor mir.
"Was? Wie?", schrak ich hoch.
In seiner Hand hielt er eine pinke Tablette, aber ich sah ihn immer noch fragend an.
"Nimm das mal und dann reden wir", legte er mit das leuchtend rosa Teil in die Hand.
"Was ist das?", sah ich ihn skeptisch an.
"Ist nicht für Menschen gemacht, hilft euch aber bei einem Kater. Vertrau mir", lächelte er wieder breit und ich nahm die Tablette in den Mund, sofort spülte ich sie mit viel Cola runter weil sich ein ekelhaft bitterer Geschmack ausbreitete.
"Wogegen nehmt ihr sie?", hakte ich nach.
"Wie sag ich das jetzt charmant?", tippte er sich mit seinem rechten Zeigefinger auf sein Kinn, "Magenbeschwerden wegen zu viel Süßem", sah er mich verlegen an.
"Wenn ihr zu viel Blut hattet und eure Verdauung dann verrückt spielt?", sah ich ihn unsicher an und er nickte langsam.
"Wie kann das sein? Und wieso hast du sie zu Hause?", ging ich nun langsam zu seiner Couch und setzte mich hin, er folgte mir.
"Hast du schon mal gekotzt, weil du zu viel Fastfood hattest?", sah Jaro mich neugierig an und ich nickte langsam.
"So ist es bei uns auch, wir sollten eigentlich euer Fleisch essen, aber das Blut ist unser Fastfood, unsere Schokolade. Zuviel davon bekommt uns nicht besonders gut", sah er mich unruhig an, das Thema schien ihm unangenehm.
"Entspann dich, ich laufe nicht weg, nur weil du Menschen isst", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Können wir noch einmal darüber reden, dass du Sex mit einer anderen hattest?", sah ich ihn traurig an und nahm wieder einen kleinen Schluck von meinem Cola.
Meinem Kopf ging es wirklich sehr gut, die Medizin half mir verdammt gut.
"Ja, Ayla", schluckte er schwer, "Ich will, dass du weißt, dass es mir wirklich leid tut", fing er an und ich ließ ihn reden, er sollte erstmal alles loswerden, bevor ich mit meinen Fragen kam, "Meine Kollegen nervten mich damit, dass du meine Freundin bist und ich hatte noch nie eine Person in meinem Leben, die ich freiwillig so nennen wollte. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, jetzt an jemanden gebunden zu sein, verstehst du das?", fragte Jaro vorsichtig nach und ich nickte, zu gut kannte ich dieses Gefühl.
"Um mir und ihnen zu beweisen, dass ich dich nicht in meinem Leben wollte, ging ich zu Ines. Meine Kollegen kennen sie, weil ich immer wieder was am Laufen mit ihr hatte, aber nie etwas Ernstes", jetzt nahm ich noch einen Schluck Cola und versuchte cool zu bleiben, aber nun hatte die fremde Frau einen Namen und dadurch wurde es real und brach mir erneut das Herz.
"Ich bin also zu ihr hin und hatte Sex mit ihr, es war nicht gut, wirklich nicht", betonte er als würde es einen Unterschied machen, "Jede Bewegung von ihr habe ich mit dir verglichen. Alles an ihrem Körper mit deinem und immer hat sie verloren", dabei sah er mir tief in die Augen und ich merkte, dass er das wirklich so sah, auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte.
"Ist sie sehr attraktiv?", wollte ich schnell wissen.
Unsicher rutschte Jaro hin und her, "Ja, eigentlich schon", gab er zu und ich rechnete es ihm hoch an.
"Also, es war nicht gut?", forderte ich ihn zum weiter reden auf und nahm wieder einen Schluck.
Er atmete schwer aus, "Nach ungefähr einer Stunde hatte ich immer noch keinen Höhepunkt und wurde durch einen Anruf von meinem Boss aus der Situation befreit, da sah ich eine Nachricht von dir und alles andere war plötzlich egal. Sie war mir egal", sagte er ruhig, aber nun fiel mir etwas richtig Heftiges ein.
"Das war der Abend, als du plötzlich vor meinem Haus aufgetaucht bist. Das war vorgestern", klappte mir der Mund auf und ich spürte wie mein Herz zu rasen begann, "Du hattest vor zwei Tagen Sex mit ihr", stand ich auf und sah mich unsicher um, "Jaro, mit dir vergeht die Zeit anders, aber es ist erst zwei Tage her und du hattest gleich danach ein schlechtes Gewissen", riss ich die Augen auf.
"Schlechtes Gewissen, würde ich es nicht nennen, ich habe begriffen, was ich will", gab er zu und zog mich wieder auf die Couch.
"Hattest du hier Sex mit ihr?", fragte ich ihn unruhig.
"Nein, niemanden, außer mein Bruder und meine Kollegen will ich hier haben und selbst die, will ich eigentlich nicht hier haben", grinste er gequält.
"Okay, bevor wir jetzt so viel Unwichtiges durchgehen", fing ich an, "Ich bin die Erste, die du zu dir eingeladen hast? Und die Erste, die du als Freundin willst?", hakte ich nach, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
"Ja", nickte er, und wieder klappte mir der Mund auf.
"Also nicht Mensch, sondern ich meine weibliches Wesen", erkundigte ich mich noch einmal.
"Ja", lachte er, "Das hab ich schon so verstanden. Egal welche Art du auch meinst. Du bist das erste weibliche Wesen, das ich in meine Wohnung eingeladen habe, Nisha und Ivy kommen ohne, dass ich es will. Du bist das erste weibliche Wesen, dass ich als meine Freundin oder Partnerin oder was auch immer haben will", betonte er sanft und strich mir dabei eine Strähne hinters Ohr.
"Aber wieso? Ich bin ein Mensch und ich bin doch nur ich", stotterte ich nun.
"Ayla, ich weiß es nicht, aber es ist so und ich hinterfrage es nicht mehr. Ich will die Zeit mit dir genießen", zog er verlegen seine Lippen ein und streichelte nun meinen Hals.
"Aber wie soll das gehen ohne körperlichen Kontakt?", verzweifelte ich langsam.
"Es wird uns etwas einfallen. Ich gebe zu, dass ich sehr gerne mit dir schlafen würde, aber das ist nicht alles. Ich will Zeit mit dir verbringen, ich will dich besser kennenlernen, ich will Filme mit dir sehen und ich will einfach bei dir sein", zog er mich zu sich und küsste mich.
Sofort reagierte mein Körper auf seine Lippen mit einem Pochen in meiner Leistengegend. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich seine Zunge gespürt hatte und ich genoss es durch und durch. Meine Finger grub ich in seine Haare und zog ihn damit noch fester an mich.
"Fido", stöhnte ich verzweifelt.
"Ernsthaft? Während ich dich küsse, denkst du an ihn?", knurrte er mich an.
"Nein, nicht das. Seine Spritzen", lächelte ich benebelt, "Er hatte Sex mit Frauen", gab ich zu bedenken und Jaro riss die Augen auf.
"Wieso ist mir das nicht eingefallen?", fuhr er sich durch die Haare und war blitzschnell bei seinem Handy.
"Was tust du?", stand ich verwirrt auf und folgte ihm, aber Jaro telefonierte schon.
"Wir müssen reden. Deine Spritze. Ich will das auch", murmelte er vor sich hin, als wäre es ihm unangenehm, ihn um Hilfe zu bitten.
"Was? Okay? Ich melde mich wieder", legte er auf und sah mich dabei mit leuchtend grünen Augen an.
Sofort wählte er eine andere Nummer, "Hallo Black. Ich will die Spritzen von Fido", dann eine lange Pause.
Es war so seltsam ihn hektisch zu sehen, normalerweise war er die Ruhe selbst, aber das trieb ihn an und machte mich nun richtig geil.
Der Gedanke an Sex mit mir ließ ihn komplett durchdrehen und irgendwie fand ich das süß.
"Dann auf nach Kroatien", knurrte er ins Telefon.
"Nein", schrie er nun und sah mich dabei streng an, als hätte ich etwas damit zu tun.
"Nein, auf keinen Fall", betonte er sehr ernst und wurde richtig laut.
Obwohl seine Worte nicht an mich gerichtet waren, bekam ich Angst vor ihm.
"Ich habe es Nisha schon erklärt, es geht nicht", war er ruhiger und hörte der Person am anderen Ende nun ruhig zu.
"Mir fällt etwas anderes ein", dann legte er auf und nahm mich sofort in seine Arme.
"Ich meinte nicht jetzt sofort", lachte ich, als er seine Umarmung lockerte.
"Ich will dich aber jetzt sofort", presste er seine Lippen auf meine und trug mich in sein Bett, wo er mich hineinwarf und ich zu lachen begann.

Der kurze Flug durch die Luft hatte meinen Körper Adrenalin produzieren lassen und als Jaro sich auf mich legte, verlor ich beinahe den Verstand. Seine Haut war so warm und fühlte sich unglaublich erregend an.
Als seine Hand unter mein Shirt, das eigentlich seines war, glitt, stöhnte ich laut auf und biss mir dabei auf die Unterlippe.
"Warte, Pille", keuchte ich verzweifelt, aber er küsste mich weiter und ich spürte die Adern in seinem Gesicht erscheinen.
Angst und Lust waren verdammt nahe verwandte Emotionen die mein Körper nicht zuordnen konnte und ich stöhnte erneut, immer wieder presste ich die Luft aus meinen Lungen. Jaros Berührungen waren so zärtlich und angenehm, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, mein Körper war im Standby und Jaro schien es zu genießen. Seine Hände zerrissen das Shirt und er warf es durch den Raum.
"Scheiße", stöhnte ich wieder auf, seine Stärke erregte mich so heftig, dass mein Körper nun zu beben begann.
Meine Beine und Arme zitterten und einfach alles in mir verlangte nach ihm.
Seine Lippen lösten sich nun zur Gänze von meinen und er ließ seine Zunge über meinen Körper wandern, um meine Brüste kümmerte er sich ausgiebig, aber dann spürte ich einen kleinen Schmerz, er hatte mich gebissen. Sofort schubste ich ihn von mir herunter und sah, wie fortgeschritten seine Mutation schon war.
"Du blutest nicht", lachte er düster, trotz seiner Adern, der pechschwarzen Iris und den blutunterlaufenen Augen hatte er sich noch im Griff.
Langsam sah ich zu der Stelle, die noch leicht brannte und tatsächlich, da war nichts und ich lachte erleichtert auf. Amüsiert über diesen Moment stand ich auf und ging zu ihm, er lehnte an der Wand und wartete auf mein okay.
"Wie machst du das?", strich ich mit meinen Fingerkuppen zärtlich über die dunkelblauen Adern an seinen Schläfen.
"Ich weiß es nicht, die Stimmen schreien, aber ich sehe einfach nur dich", grinste er und verzog dabei sein Gesicht, für heute hatte er lang genug den Helden gespielt und ich schuf Abstand.
"Du bist der Hammer", warf ich ihm eine Kusshand zu und ging wieder zu seinem Schrank.
Dabei fiel mir das Shirt wieder ein, "Wem gehört das eigentlich?", wandte ich mich an Jaro, der immer noch an der Wand lehnte und versuchte, nicht über mich herzufallen.
"Erklär ich dir später", knurrte er.
Eilig zog ich eines seiner Shirts an und ging in die Küche, mit Wasser und einer Pille kam ich zurück.
In seine Nähe traute ich mich gerade nicht, also warf ich ihm die schwarze kleine Tablette zu und stellte das Wasserglas auf den Boden, dann ging ich hinaus und setzte mich auf seine Couch. Die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen war sehr unangenehm und erinnerte mich daran, wie perfekt er meinen Körper beherrschte, ohne ihn wirklich zu kennen.

Als Jaro nach fünf Minuten immer noch nicht bei mir war, ging ich wieder in sein Schlafzimmer und hörte, wie er telefonierte, da ich ihn nicht belauschen wollte, entschied ich mich für eine Dusche und dann wollte ich mich langsam auf den Heimweg machen. Es war schon ziemlich spät und mein Magen knurrte sehr laut. Das Gefühl, er würde sich gerade selbst verdauen, ließ mich nicht los. 

Verliebt in GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt