Kapitel 25 - Ayla

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Jaro hielt mir die Tür des Taxis auf und ich stieg ein, noch nie waren wir irgendwo gemeinsam hingefahren und es wirkte alles so seltsam normal, so war ich es mit ihm nicht gewohnt und es fing an, mir zu gefallen.
Als er sich neben mich setzte und dem Fahrer die Adresse nannte, wurde ich etwas hibbelig, die neue Situation fing an, mich unsicher zu machen und ich spürte den Wunsch nach Flucht aufkommen, Jaro aber nahm einfach meine Hand.
„Wie war dein Tag?", erkundigte er sich ruhig und entspannt.
„Mein Chef hat mir eine Beförderung angeboten, aber nur wenn ich dieses Jahr drei Wochen am Stück Urlaub nehme", zuckten meine Schultern als hätte er gesagt, dass ich für meine Gehaltserhöhung mit ihm schlafen müsste, „Ich hatte noch nie Urlaub und weiß auch nicht was ich damit anfangen soll", gestand ich meinem geduldigen Zuhörer und seine Augen wurden etwas größer.
„Nisha wüsste sofort, was du in dieser Zeit tun könntest", verfinsterte sich sein Gesicht etwas, aber er fing sich gleich wieder, „Du könntest verreisen oder einfach nichts machen? Du könntest alle Netflix-Serien die dich interessieren anschauen und dazu tonnenweise Popcorn und Chips in dich hinein stopfen", lächelte er mich nun an und ich fand sogar Gefallen an seinem letzten Vorschlag.
Es gab einiges auf meiner >Will ich noch sehen< Liste und Junkfood passte perfekt dazu.
„Oder", lehnte er sich langsam zu mir herüber und sah mir tief in die Augen, „Du verbringst deine freie Zeit in meiner Wohnung mit mir", sagte er rau und leise und ich biss mir auf die Lippen bei diesem Angebot.
So wie er sich gab, ging ich immer davon aus, dass seine Wohnung riesig sein musste, dieser Vorschlag aus seinem Mund kam sehr unerwartet und ich stellte mir viel nackte Haut vor, was mich erregte.
Schnell hatte ich mich aber wieder gefasst, „Ich kenne deine Wohnung doch nicht, vielleicht ist sie hässlich", lachte ich und lehnte mich wieder zurück in den Sitz, jetzt erst hatte ich bemerkt, wie nah ich Jaro gekommen war und schuf so wieder etwas Abstand. Vor einem anderen Menschen sollten sich seine Augen lieber nicht verändern, aber dafür war es zu spät. Sie wurden gerade in dem Moment immer dunkler und ich konnte dabei zusehen, bis es ihm unangenehm wurde und Jaro aus dem Fenster sah.
„Was würde Nisha denn vorschlagen, wie ich meine Zeit verbringen sollte?", fragte ich nach und lehnte mich an Jaros Schulter an.
Sofort schob er seinen Arm über meinen Rücken und zog mich noch fest an sich, „Nichts", schüttelte er den Kopf und sah weiter aus dem Fenster.

Das Taxi hielt in einer sehr noblen Gegend und wir stiegen aus, hier war weder ein Kino noch ein Restaurant zu sehen, nur ein großer Park. Unsicher sah ich hin und her, während Jaro die Fahrt bezahlte und dann auch ausstieg.
„Ich dachte ein kleiner Spaziergang wäre nett, bevor wir essen", grinste er breit und ich nickte unsicher, hier war ich noch nie gewesen und die Häuser machten mir klar, dass in dieser Gegend auch nur die obere Gesellschaftsschicht lebte.
Pompöse Villen und richtig schöne Häuser standen nebeneinander, aber Jaro zog mich davon weg, durch den Park, der sehr gepflegt war und durch kleine Laternen beleuchtet wurde. Die Stimmung war ruhig und man hörte nur ein paar Läufer in der Nähe. Einen hörte man besonders gut, sein Atem ging so schnell, aber da er rasch wieder weg war, störte das nicht den irgendwie romantischen Moment zwischen Jaro und mir.
Mit seinem Arm an meinem Rücken gingen wir durch den weitläufigen Park und kamen schneller als erwartet am anderen Ende an, hier war ein richtig edles Restaurant und ich zog meinen Begleiter zurück, als er darauf zusteuerte.
„Ich bin nicht passend gekleidet", wies ich ihn auf meine legere Kleidung hin.
„Die wollen nur Geld, denen ist es egal was man anhat", grinste er und zog mich weiter.
„Nein, Jaro. Das geht nicht", blieb ich unsicher stehen.
Er musterte mich, „Süße, ich habe auch nur Jeans und Shirt an und war schon sehr oft hier. Das Essen ist wirklich sehr gut und ich würde dich nicht in eine unangenehme Situation bringen, vertrau mir", sagte er ernst und zog mich dann weiter.
Widerwillig folgte ich ihm und wir traten ein.
Innen war alles wirklich sehr edel, goldene Kronleuchter, goldene Kerzenständer und reinweiße Tischdecken, das Personal trug weiße Hemden und schwarze Krawatten, sogar dunkelrote Giles waren darüber.
Freundlich begrüßte uns eine junge Frau und es schien wirklich so als würde sie Jaro kennen, „Guten Abend Mister Anzai", erklang ihre melodische Stimme und ihr Blick fiel auf mich, meine Kleidung schien wirklich kein Problem zu sein denn ich bekam keinen abwertenden Blick zu spüren, aber etwas anderes war zu sehen, Neid.
„Guten Abend", begrüßte sie nun auch mich und nickte mir freundlich zu, was ich erwiderte.
„Wie immer?", erkundigte sie sich nun bei Jaro, aber er schüttelte den Kopf.
„Nein, heute würde ich gerne im Garten essen", forderte er und die Angestellte nickte wieder freundlich, dann ging sie uns voraus und zeigte uns den Weg.
Durch das Lokal nach hinten raus folgten wir ihr und als ich sah, wohin es ging, klappte mein Mund auf. Im Innenhof war ein grün bewachsener wunderschöner Garten. Die Fassade war von einer Kletterpflanze fast zur Gänze verdeckt und in ihren Blättern hingen kleine sanfte Lichter, es wirkte, als würden Feen darin wohnen. In der Mitte standen ein paar Tische, die aber so weit auseinander waren, dass man wirklich das Gefühl von Zweisamkeit haben konnte.
Freundlich führte sie uns zu einem Tisch am Rande, hier war ein kleiner Baum mit sattgrünen Blättern, in dem auch kleine Laternen hingen. Jaro nickte, als sie uns den Platz zeigte und schob mir dann den Sessel zu Recht, unsicher nahm ich Platz.
„Ein großes Wasser, ein Kirschcola und ein Sprite, bitte", bestellte er gleich und die Kellnerin ging freundlich lächelnd davon.
„Wie zur Hölle?", war das einzige, was ich heraus bekam.
Jaros Grinsen wurde immer breiter und er lehnte sich über den Tisch, „Du willst wissen, wieso mich hier alle kennen?"
Langsam nickte ich, niemals hätte ich ihm zugetraut, dass er in solchen Kreisen verkehrte.
„Ich wohne in der Nähe und da das Essen wirklich gut ist, bin ich oft hier. Mal alleine oder mit meinen Kollegen", grinste er noch breiter, „Zum ersten Mal aber mit einem Menschen", zwinkerte er frech und lehnte sich in seinem Sessel wieder zurück.
Er wusste genau was er tat und mein Herz fing wild an zu schlagen, diese Nähe und dann dieser Abstand trieben mich in den Wahnsinn und ich wäre am liebsten sofort auf seinen Schoß gesprungen um ihn zu küssen, was er wusste, so frech wie er gerade lächelte.

Verliebt in GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt