Kapitel 39 - Ayla

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„JAROOOOO", schrie ich und riss an den Fesseln an meinen Armen und Beinen.
Scheiße, er fiel einfach zu Boden und sein Team schnappte sich den Professor.
„Jaro", schrie ich immer und immer wieder, bis Fido mich endlich losband. Es kam mir wie Stunden vor bis sie endlich durch die Scheibe durch waren und er mich befreien konnte.
So schnell mich meine wackeligen Beine trugen, lief ich zu Jaro, „Jaro, wach auf. Jaro", weinte ich bitterlich und konnte seiner Haut dabei zusehen, wie sie immer blasser und blasser wurde.
Seinen Atem konnte ich nicht mehr spüren und die Wehklagen seines Vaters blendete ich vollkommen aus.
Immer wieder betonte er, dass es keine Absicht war, aber niemand von uns glaubte ihm. So kam was kommen musste, Gabe riss ihm den Kopf ab, Nisha riss sein Herz heraus und Fido kümmerte sich um die restlichen Körperteile.
Ich hielt Jaros Kopf in meinen Armen und weinte. Da er nicht auf die Mengen von Blut um uns herum reagiert realisierte ich, dass es schlecht um ihn stand. Mein Inneres war leer und ich war unfähig irgendetwas zu fühlen, da war keine Trauer oder ähnliches, ich war leer. Ich konnte es einfach nicht glauben.
Nichts konnte diesen starken Mann töten, nichts.

Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und seine Haut wurde immer kälter und kälter.
„Jaro", schrie ich immer und immer wieder, aber er hörte mich einfach nicht.
„Bring sie weg", forderte Nisha aber ich klammerte mich so fest an Jaro dass Gabe es nicht über sein Herz brachte.
„Holt Arun", befahlt er den Zwei.
„Und Ilma", schrie ich ihnen nach.
„Jaro", streichelte ich über sein kaltes und schlaffes Gesicht.
Er wirkte ganz anders und fast fremd, wieder hatte mein Fluch zugeschlagen und ich hätte es besser wissen müssen. Die Vorwürfe, die ich mir nun machte, ließen mich verzweifeln.
„Es tut mir so leid. Ich wusste, dass meine Nähe dich töten würde", ließ ich meinen Kopf auf seinem Brustkorb nieder.
Ein letztes Mal kuscheln und ihm nahe sein, aber seine Haut war so kalt, das war einfach nicht er.
„Gabe. Es tut mir leid", weinte ich bitterlich an Jaros Brust.
„Du bist nicht schuld", legte er seine Hand auf meinen Rücken, seine Stimme brach, auch er war am Boden zerstört.
„Er hat dich wirklich geliebt", schniefte der starke große Mann neben mir und gab mir damit den Rest.
Die Leere in mir drohte mich zu verschlingen. Dunkel wurde es in mir, so dunkel und tief. Als würde mein Körper in die Tiefe gezogen werden, fühlte er sich immer schwerer an. So dunkel und tief. Als hätte sich ein kleines Loch unter meinen Beinen gebildet. Mein Inneres war wie Wasser, das durch den Abfluss gesogen wurde. Immer schwerer und schwerer wurden meine Knochen und ich legte mich auf Jaro, ich konnte mich nicht länger halten.

„Oh mein Gott", hörte ich in weiter Ferne die Stimme von Ilma, sie wurde leicht gedämpft und deswegen ging ich davon aus, dass sie sich ihre Hände vor den Mund hielt.
Arun erschien neben mir und versuchte mich wegzuschieben, aber er konnte mich nicht bewegen, so schwer war mein Körper. Keiner der Anwesenden konnte mich von Jaro trennen und ich bekam nur nebenbei mit, wie sie die einzelnen Körperteile des Doktors einsammelten und sie seine Aufzeichnungen einpackten. Nur Gabe und ich waren immer noch bei Jaro und ich würde niemals hier weggehen.
Ich würde neben ihm sterben, egal wie lange es dauern würde.
Es war so unfair.
Ich, die ihr Ende wollte, war am Leben und er, der es liebte, lag tot auf dem Boden. Er liebte seine Job und seine Kollegen, er liebte seine Stärke und seinen Humor, er liebte sich selbst und sogar mich, aber er musste sterben. Es machte alles keinen Sinn und ich hätte sofort mit ihm getauscht, ohne zu überlegen, war er die Person, die das Leben am meisten verdient hatte.
Jaro liebte den Regen genauso wie die Sonne, er liebte es zu atmen und jeden Tag aufzuwachen, er liebte es sogar müde zu sein und sah es als Geschenk, das jeden Tag erleben zu dürfen. Er liebte seine Andersartigkeit und sogar die Stimmen in seinem Kopf liebte er, aber er lag hier am Boden und war tot. Nie wieder würde ich seine Stimme hören, nie wieder sein Lachen. Nie wieder seine warmen Lippen auf mir spüren.

Immer tiefer versank ich im Nichts. Es machte einfach alles keinen Sinn und ich wollte mich nicht von ihm lösen.
"Pass gut auf ihn auf, ich komme gleich", entfernte Gabe sich von meiner Seite und ging zu den Anderen.
Durch meine trüben Augen sah ich, dass sie sich vor dem Computer des Doktors versammelt hatte und sich unruhig unterhielten.
"Er hat meine Mutter wirklich geliebt", brach Ilma in Tränen aus.
"Scheiße, wir waren nur Versuchskaninchen und sie war die treibende Kraft", ging Fido unruhig durch den Raum.
Arun war ernst und wurde hektisch, "Wir müssen das vernichten. Es tötet Kreaturen und Menschen und das darf niemand in die Finger bekommen", zertrat er die Spritze mit der violetten Flüssigkeit.
Jetzt schien es mir zu spät dafür und ich hätte sie alle geopfert, um noch eine Minute mit Jaro zu bekommen.
Langsam begann ich zu verstehen, wieso er nie wollte, dass ich starb, aber dafür war es jetzt zu spät. Die Leere fraß mich auf und umhüllte mich mit düsterer Kälte.
Mein Verstand driftete immer wieder weg und ich konnte nur an ihn denken. Unser erstes Treffen, unser erster Kuss, sein Lachen und seine Wut. Wieder heulte ich an ihn gepresst.

Verliebt in GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt