Prolog - Einladungen und Erinnerungen

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Oktober, 1895

Gedankenverloren rührte ich mit einem Löffel in meiner Tasse Kaffee rum. Mein Schreibtisch war voll mit alten Büchern, Notizen und Pergamentrollen die ich mir von Professor Hecat ausgeliehen hatte. Mein Blick fiel auf ein Foto von Professor Fig und seiner Frau Miriam. Lächelnd. Arm in Arm. Ich hatte es von Professor Weasley zum Abschluss geschenkt bekommen. Sie hatte es bei seinen persönlichen Sachen gefunden und da beide leider keine Kinder hatten, nahm ich es gerne.
Ich wollte nicht vergessen. Niemals. Er war nicht nur ein Mentor sondern auch ein Freund.
Seufzend nahm ich erneut den Brief von Schulleiter Black in die Hand und las die Zeilen ohne sie wirklich zu verinnerlichen.
Ich wusste Professor Weasley hatte ihn insgeheim verfasst, denn was drin stand klang keinesfalls nach Black. Überhaupt stand nicht wirklich viel drin, außer dem üblichen, höflichem Geschwätz. In erster Linie war es Eins; eine Bitte.

Kommen Sie nach Hogwarts, als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Wollte ich wirklich zurückkehren?
Ich war zwar jung, gerade einmal 20 Jahre alt, aber man könnte sagen ich hatte eine Menge... praktischer Erfahrung...und dann war da noch die Kraft der alten Magie...ein wohl gehütetes Geheimnis zwischen den Professoren und mir. Und natürlich meinen besten Freunden. Ominis, Natty, Poppy und Sebastian.
Ich nippte an meinem Kaffee. Eine der besten Erfindungen der Muggel, keine Frage.
Ich hielt mich nach meinem Abschluss bedeckt, man möchte auch behaupten eher versteckt, in der Muggelwelt. Mein Zuhause, als muggelgeborene Hexe.
Nach den Ereignissen während meines fünften Schuljahres verlief es deutlich ruhiger. Ich hatte sogar eine Menge Spaß. Ich war in allen Fächern relativ gut. Nicht herausragend, aber solide. Es reichte für einen guten Abschluss, inklusive Empfehlung in jedem Sektor arbeiten zu können, in dem ich arbeiten wollte. Professor Black stellte mir diese zwar nur sehr widerwillig aus, aber dank meines Einsatzes für die Schule und gutem Zuspruch von Professor Weasley, gab er nach. Es fiel ihm nicht leicht einer Nicht-Reinblüterin so einen Gefallen zu tun.
Ich fand in Poppy eine sehr gute Freundin, die mir regelmäßig Eulen vorbei schickte um zu erfahren wie es mir ging. Sie war natürlich in die Fußstapfen ihrer Großmutter getreten und erforschte Tierwesen. Sie war in der Nähe von Hogwarts geblieben um dort zu forschen. Natty allerdings hielt es nicht mehr hier, sie reiste zurück in ihre Heimat um sich als Aurorin zu versuchen. Man könnte sagen sie hatte Blut geleckt nach unserem Sieg über Harlow und verschrieb sich der Jagd auf Störenfriede.
Meine Gedanken schweiften ab als ich an meine Freunde dachte...Ominis...er schrieb ab und zu Briefe aber ich antwortete selten. Manchmal kam er auch einfach vorbei um sich davon zu überzeugen, dass ich noch am Leben war.
Er wurde ein angesehener Auror, der sich sehr schnell einen Namen machte. Seine Noten waren exzellent und er bekam selbstverständlich eine Empfehlung für das Ministerium. Er ließ sich häufig für Außeneinsätze einteilen und fungierte hauptsächlich als Berater für den Vorstand der Strafverfolgung. Eine beeindruckende Karriere.
Meine Gedanken wanderten weiter zu Sebastian.
Ich fragte mich...was aus ihm wurde. Während der Schulzeit standen wir uns sehr nahe, nach allem was er durchmachten musste mit mir und seiner Schwester. Das fünfte Jahr schweißte hauptsächlich uns drei zusammen. Wir waren unzertrennlich. Das Slytherin Trio.  Der Junge der gezeichnet wurde von seiner Familie, der alles besser machen wollte. Der Junge der sich fast verlor an die dunkle Magie, um seine Schwester zu retten. Das Mädchen was Hogwarts beinahe vernichtet hätte, wäre Fig nicht gewesen. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen.
Sebastian verließ uns nach dem Abschluss, um seine Schwester zu suchen, die sich schwor nie wieder ein Wort mit ihm zu sprechen. Die Umstände des Todes ihres Onkels waren für alle außer uns ein Rätsel.
Und wir würden diese Bürde für immer tragen.
Ich hatte nie wieder ein Wort von ihm gehört aber ich dachte oft an ihn. All die schlaflosen Nächte im Astronomieturm, all die Gespräche, all die Streiche die wir spielten, alle heimlichen Ausflüge in den verbotenen Wald und Nachmittage in der Krypta mit Ominis. Mein Herz schlug schneller. All die Gefühle die ich für ihn hatte aber nie aussprechen konnte. Verdammter Idiot. Würde ich ihn je wiedersehen? Zwei Jahre keinen Kontakt. Zwei Jahre stellte ich mir die Frage, was nach jener Nacht geschehen war...

Holding on to You (SebastianXMC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt