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Minho Pov:

Dabei fällt mir auf, dass seine Hand alles andere als gut aussieht. Ich betrachte sie noch einen Moment besorgt, ehe meine Beine mich in die Küche tragen, um die Salbe, einen Verband, ein Kühlpack und irgendein dünnes, sauberes Handtuch zu holen, damit die Verletzung stabilisiert ist.

Gesagt, getan. Als ich jedoch das Eis auf seine Hand lege, verzieht Jisung schmerzhaft das Gesicht. „Oh, du bist wach?", frage ich, während meine Mundwinkel leicht nach oben wandern. „Mhm", murmelt der Jüngere, entspannt sein Gesichtszüge wieder.

„Was machst du da?", erkundigt sich der Kleinere verwundert, nachdem zur Ruhe gekommen ist. „Weihnachtsgeschenke einpacken. Nein Spaß, ich habe bemerkt, dass deine Hand verletzt ist und versorge sie. Lass das Eis einige Zeit oben und es sollte besser sein", erkläre ich und lächle ihn dabei aufmunternd an. Jisung lächelt auch kurz und reibt sich wacher als vorhin die Augen. Dieser Anblick lässt mich innerlich schmunzeln. Süß sieht der Junge schon aus, aber was kann ihn so sehr belasten, dass es zu diesen verschiedenen Situationen führt? Muss er das häufiger durchmachen? Sagen seine Eltern dazu nichts?

„Wieso hast du am Sofa geschlafen? In meinem Bett ist es doch viel gemütlicher", spreche ich schließlich an. „Ich wollte dich nicht stören, falls ich wach geworden wäre", erwidert der Jüngere kleinlaut, meidet den Blickkontakt zu mir.

Das Thema wird einfach unter den Tisch gekehrt, weil wir beide keine Lust mehr darauf haben, über diese Umstände zu diskutieren. Stattdessen wende ich mich mit der Frage, was Jisung zum Frühstück mag, an ihn. Er sagt nur, er habe keinen Hunger, dabei ist es nicht schwer zu erkennen, dass er lügt, denn der knurrende Magen verrät meinen Gast offensichtlich, weshalb ich grinse, aufstehe und Frühstück mache.

Jisung kommt auch in die Küche getrottet und setzt sich an den Tisch. Die Stille scheint sich ausbreiten zu wollen, jedoch ist sie keineswegs unangenehm. Zum Glück sind meine Eltern heute abwesend, denn die zwei mussten zu irgendeinem Meeting oder was weiß ich. Es ist nicht so, dass sie streng sind, sondern eher wirkt Jisung sehr fertig und ich denke mal, der Jüngere braucht seine Ruhe.

Als ich fertig mit dem Vorbereiten des Essens bin, schmiere ich mir mein Brot und beginne, es zu verspeisen. Sobald mein Blick zu meinem Gegenüber gleitet, wusste ich es. Der Jüngere hat wirklich Hunger, weil dieser isst, als hätte er 5 Tage nichts mehr gegessen. Tja...sich Gedanken darüber zu machen, hilft auch kein bisschen.

Fertig mit dem Essen räume ich schnell das Geschirr weg und helfe Jisung noch beim Einpacken seiner Sachen. Währenddessen schießt mir in den Kopf, ich wollte meinen Gast etwas bezüglich gestern Nacht fragen.

„Jisung?", bitte ich um seine Aufmerksamkeit, welche er mir sofort gibt, indem der Koreaner ein kurzes „Ja" von sich gibt. „Kann ich dich etwas fragen?" „Wieso nicht?" „Wegen gestern...Wer war das?" In diesem Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören. Eine erdrückende Stille legt sich in den Raum und Jisung steigen die Tränen in die Augen, wobei sofort der Blick starr auf den Boden gerichtet wird.

Oh nein, das wollte ich wirklich nicht...Wieso bin ich so dumm? Ihm kullert die salzige Flüssige schon die Wangen herunter. Bevor er noch irgendwas sagen kann, gehe ich zu ihn und schließe den Teenager in meine Arme, damit er sich beruhigt. „Du musst nicht darüber sprechen. Es tut mir leid, ich hätte es keinesfalls erwähnen sollen", drücke ich den Jüngeren beschützend an mich. „Danke, Minho", erwidert dieser schluchzend, hält sich fester an meinen Körper. Jisung vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge, woraufhin mir etwas warm im Gesicht wird. Hoffentlich sieht er das nicht.

Wie dem auch sei, er hat sich nach einiger Zeit beruhigen können und ist einfach in meinen Armen eingeschlafen. Das gestern muss ihm immer noch zu viel sein. Was kann einen Jungen so zerstören, dass er diese Angst oder Reaktionen aufweist? Kurzerhand hebe ich ihn hoch, lege Jisung vorsichtig und sachte in mein Bett.

Jisung Pov:

Müde und erschöpft öffnen sich meine Augen, wobei ich sehe, dass Minho neben mir im Bett liegt. Meine Zeit zu verschwinden läuft mir langsam davon. Ich will den Älteren auf gar keinen Fall noch mehr Sorgen bereiten, außerdem hat der sicher etwas Besseres zu tun, als den Babysitter für mich zu spielen.

Wie mir gerade auffällt, hat Minho meine Kleidung vom Vortag bereits gewaschen und auf seinen Schreibtisch gelegt. Schnell schnappe ich mir meine wenigen Sachen, ziehe mich um und verlasse leise sein zu Hause, nachdem ich mir flink die Schuhe gebunden hatte. Ich bin ihm sehr dankbar, jedoch mag ich kein hilfesuchender Mensch sein, der alle ausnutzt. Für mich ist es die richtige Entscheidung, abzuhauen. Ich kenne diesen Jungen nicht einmal, ja wir sind uns manchmal begegnet, das heißt aber nicht, dass wir Freunde sind.

Meinem Kopf bleibt immer noch unerklärt, wieso ich nach dem Frühstück in die Arme des Älteren eingeschlafen bin, aber so genau möchte ich es auch nicht wissen.

Wieso hat er mir überhaupt geholfen? Was will er nur von mir? Ich merke, wie mir jemand auf der Spur ist, als ich durch die Stadt schlendere, meine Gedanken sortiere. Ist es schon wieder mein Onkel? In solchen Fällen ist mir bewusst, dass man nie zu sich nach Hause gehen darf, denn der Verfolger weiß somit, wo man wohnt. Am besten geht man zu einem Platz an dem viele Menschen sind, ob das für meinen jetzigen mentalen Zustand geeignet ist, bleibt mir unklar.

Obwohl es mir schwerfällt dort hinzugehen, mache ich mich auf den Weg in einen Einkaufsladen. Als ich diesen betreten will, packt mich jemand am Handgelenk, plant wahrscheinlich, mich mitzunehmen, aber so schnell gebe ich nicht auf. Aus Reflex schlage ich auf den Handrücken der Person, die sofort loslässt und renne, wie von einer Tarantel gestochen, weg, um mich zu retten, weil mein Adrenalin mich daran hindert, die Konzentration auf den Menschen zu behalten, die Angst ist zu groß.

Ich laufe so schnell, dass ich mich nicht einmal umdrehen kann. Einfach in eine Richtung, ohne wirklichem Ziel, nur weg von einem Erwachsenen. An einer Ampel muss ich doch schließlich schweratmend stehen bleiben, aber wie es aussieht ist die Person mir hinterher gerannt. Was hat der denn bitte für eine Ausdauer? So ein verdammter Scheiß.

In dem Moment will diese Person wieder nach meinem Handgelenk greifen, wobei die Ampel zum Glück grün wird und ich bemerke, wie in jede Ader meines Körpers das Blut kocht. Mit einer Geschwindigkeit, die ich selbst nie von mir erwartet hätte, sprinte ich um mein Leben durch Seoul, bis ich bei einer Gasse mit einigen Leute zum Stehen komme und wie es aussieht bin ich vor meinem Arbeitsplatz zum Anhalten gekommen. Was ein Zufall.

Ich betrete das Cafe, werfe einen Blick auf mein Handy, welches mir anzeigt, dass ich in 20 Minuten meine Schicht habe und frage, ob ich jetzt anfangen könne. Zu meinem Glück darf ich. Schnell ziehe ich mich um und stelle mich hinter den Tresen, um wenigstens eine Sicherheit zu fühlen. Keine 10 Minuten später kommt eine Person in das Cafe und als ich erkenne, wer es ist gefriert mir das Blut in den Adern. Ist er dumm? Welcher Typ macht sowas?

Es ist tatsächlich...

Loneliness\\ Minsung ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt