Gebrochen ✔️

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Müde rieb ich mir die Augen und schaute auf mein Handy. 23:34 Uhr. Da Nya mich gefragt hatte, wie wir mit unserem Umwelt-Projekt voran kamen, hatte ich beschlossen, wirklich etwas vorzubereiten, falls sie es sich anschauen wollte. Es dauerte noch drei Wochen, bis ich zur Clearwater High ging und bis dahin war alles, was ich tun konnte, das Geheimnis der Woodwalkers so gut ich konnte zu schützen.

Gähnend klappte ich meinen Laptop zu und löschte das Licht. Mittlerweile wusste ich, dass ein Mensch pro Jahr etwa 530 Kilo Müll zu verschulden hatte, etwa 100 bis 142 Millionen Tonnen Müll im Meer schwammen und jährlich etwa 10 Millionen Tonnen dazukamen, während im Weltraum etwa 6300 Tonnen Müll herumschwebten, vor allem ist die Höhe von 800 Kilometern (die Flugbahn der meisten Satelliten) davon betroffen, 135 000 Meerestiere und eine Millionen Meeresvögel starben jährlich wegen Plastik im Meer, und noch einiges mehr.

Wieder musste ich an den den Tag denken, an dem ich zuletzt Frost und Kira gesehen hatte und war froh, dass es ihnen bereits besser ging. Carag hatte mir, als Nya mich wieder Heim gefahren hatte, Bescheid gegeben, dass die Beiden bei der Clearwater High bleiben durften und Lissa Clearwater ihnen versprochen hatten, dass sie unter dem Schutz der Schule standen. Dennoch war es mir schwergefallen, mich in der Schule zu konzentrieren, was aber zum Glück nicht aufgefallen war, da ich eh nie richtig mitgemacht hatte.

Acht Tage waren seit unserem gemeinsamen Lauf durch den Wald vergangen und wenn es darum ging, immer auf dem aktuellen Stand zu sein, konnte ich mich auf Frost, Carag und Tikaani immer verlassen, dass sie mir schrieben. Bei mir dauerte es, bis mein Misstrauen gegenüber anderen nachließ und ich ihnen vertraute, aber mittlerweile konnte ich die Zwillinge, Carag und Tikaani meine Freunde nennen.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Noch drei ganze Wochen, bis ich auf die Clearwater High gehen konnte. Mir war klar, dass ich von meinem jetzigen Zuhause aus, nichts ausrichten konnte, außer andere irgendwie von dieser Schule abzulenken und trotzdem tauchte in mir immer wieder die Frage auf, dass es doch irgendetwas geben musste, was ich tun konnte.

~~~

Ob ich zu spät kam oder nicht, war mir am nächsten Morgen eigentlich ziemlich egal. Montags war der mit Abstand schlimmste Wochentag, aber Miss Zenin war es tatsächlich egal, wenn ich ein paar Minuten zu spät kam. Wieso sich also beeilen, wenn man Zeit hatte? Ich verzichtete auf rennen und auf meine Abkürzungen um kam fast sieben Minuten zu spät.

„Sorry, mein Wecker hat nicht geklingelt", log ich und ließ mich auf meinen Platz fallen, ohne Miss Zenin überhaupt anzuschauen.

Diese seufzte, trug mich ins Klassenbuch ein und sagte: „Ich würde dich gerne nach der Stunde sprechen."

Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern und kramte mein Englischbuch aus meiner Schultasche. Mist, hatte ich wohl vergessen. Dieser Tag fing ja super an. Nicht nur, dass ich Englisch hasste, in der letzten Stunde hatten wir auch noch Mr Corn. Einer der wohl meist gehassten Lehrer der Schule. Etwa, so wie Mr Ellwood an der Clearwater High.

„Akira, was ist in letzter Zeit los mit dir?", fragte Miss Zenin mich, als nur noch wir beide im Raum waren und die anderen schon zu Physik gingen.
„Was meinen Sie?", stellte ich die Gegenfrage.
„Du scheinst, als würde dich in letzter Zeit etwas beschäftigen. Du bist im Unterricht dauernd abgelenkt und kümmerst dich weder um deine Hausaufgaben noch um dein pünktlich sein", erklärte meine Englischlehrerin in ruhigem Ton.

„Ja, dass ist mir auch aufgefallen", erwiderte ich und spähte auf die Uhr, als würde ich mir Sorgen machen, zu spät zu Physik zu kommen. Eigentlich wollte ich nur diesem unnötigen Gespräch entkommen.

Allerdings schien Miss Zenin das gar nicht zu bemerken und fertig war sie auch noch nicht. „Wenn irgendetwas ist, kannst du mir das sagen Akira", versuchte sie mich zu überreden.

Eiskalte Krallen • WoodwalkersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt