Am Dienstag hatten Frost und Kira Geburtstag. Eigentlich legte Frost keinen allzu großen Wert darauf und Kira versuchte eindeutig von sich abzulenken, aber eine kleine Feier mit Kira, mir, Carag und seinen Freunden war trotzdem im Baumhaus geplant.
Heute Morgen hatte ich Kira geweckt, indem ich mich auf ihr Bett gesetzt hatte und (wahrscheinlich völlig schief) Happy Birthday gesungen hatte. Nachdem sie mich dann mit einem ihrer Todesblicke bedacht hatte, hatte ich sofort die Klappe gehalten.
Um 17 Uhr würde die Feier dann losgehen. Meine Aufgabe war es, Frost vom Baumhaus fernzuhalten, solange Kira und die anderen dieses für die Party vorbereiteten.
Ich wusste, was für ein Kontrollfreak Frost sein konnte und war gespannt auf seine Reaktion, als ich in den Jungenflügel ging, zu Frosts Zimmer. Wie jeder Schüler, hatte er mit einem blauen Stift Frost Iceheart unter die 17 geschrieben. Kurz blieb ich vor der Tür stehen und betrachtete den Namen. Er war einer der wenigen Schüler, der bei Schreibschrift geblieben und nicht wieder zu Druckschrift gewechselt war.
Ich klopfte einmal und dann noch zweimal schnell hintereinander. Das war meine Art zu sagen: „Akira, hier."
Sobald ich das Ja von Frost hörte, öffnete ich die Tür und schaute in sein Zimmer. Frost saß an seinem Schreibtisch, wahrscheinlich zeichnete er wieder etwas, das Fenster war sperrangelweit offen und obwohl erst März war, hörte ich schon eine Fliege, die sich hier drinnen verirrt hatte. Ich sagte es ja, er war ein Freigeist. Solange keine Fenster offen waren, hielt er es nicht länger als eine halbe Stunde in einem Raum aus.
„Ich wollte nur nach dir sehen", sagte ich die Wahrheit und näherte mich seiner Zeichnung. Es waren ein Leopard und ein Tiger unter Wasser, kämpfend, mit aufgerissenem Maul und wütenden Augen, starrten sie sich an.
„Naja, ganz so cool sah es nicht aus", verglich ich die Zeichnung mit meiner Erinnerung, aber ich fand es schön, dass er diesen Moment auf diese Art wertschätzte und behielt.
„Na und? Ich hab es nicht gesehen, aber so wie es mir erzählt wurde, bekam ich diesen Eindruck."
Ich spürte, wie mir heiß wurde und wank verlegen ab. „Ach was, die haben übertrieben. Ich war eigentlich nur dabei, zu ertrinken, Toco, Barry und Kira sind die eigentlichen Helden."
„Ich kann mich nur wiederholen. Auch, wenn du nicht der Grund für unseren Erfolg bist, hast du doch das beigetragen, auf das wir auf keinen Fall verzichten konnten", antwortete Frost nur.
Ich ging auf seine andere Seite, um seine Wunde zu betrachten. Er trug eher selten einen Verband aber leider oft eine Maske oder ein Bandana, um damit keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber in seinem Zimmer nahm er sie immer runter und ich würde wohl oder übel dafür sorgen müssen, dass er sie bei der Party runternahm.
Drei dunkelrote Streifen zogen sich von seinem Wangenknochen bis zu seinem Kinn, aber das störte mich nicht. Seine eisblauen Augen strahlten wieder so viel Leben aus wie schon immer und seine weiß-silberne Haare leuchteten schon nahezu und das war alles, was mir wichtig war.
Jedes Mal, wenn ich an seine matten, fast schon leblosen Augen dachte, überlief mich ein eiskalter Schauer.
„Was ist los?", fragte Frost, dem natürlich aufgefallen war, dass ich unruhig geworden war.
„Ich mag es nicht, dass du versuchst, dein Gesicht zu verstecken", erklärte ich und berührte vorsichtig einen seiner Kratzer.
„Glaub mir, es ist mir nicht peinlich oder so", versicherte mir Frost. „Aber es nervt mich, wenn mich alle so offensichtlich anstarren und nichtmal versuchen, es zu verheimlichen."
DU LIEST GERADE
Eiskalte Krallen • Woodwalkers
Fanfiction(Überarbeitet) Der Tag der Rache ist der Auslöser einer riesigen Veränderung für Akira. Nicht nur hat sie an jenen Tag ihren Vater verloren, sondern auch mithilfe von Puma-Wandler Carag und Schneewolf-Wandlerin Tikaani ihre zweite Gestalt entdeckt...