Epilog ~ Zusammen ✔️

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Am nächsten Morgen, um 11 Uhr, mussten uns unsere Besucher leider schon wieder verlassen. Vollgepackt mit Koffern und Rucksäcken, standen sie vor dem Haupteingang der Clearwater High und warteten auf den Bus.

Als Frost, Kira und ich dazukamen, verabschiedete sich Carag gerade von Tiago, der sich mittlerweile auch gut erholt hatte, und lud ihn ein, gerne öfter herzukommen.

Frost boxte Toco zur Begrüßung leicht gegen die Schulter. „War cool, mit euch", sagte er und schaute dabei ihn, Barry und sogar Ella an. „Lasst euch dort ja nicht von Salz-Tieren unterkriegen."

„Und du dich nicht von Hunden", antwortete Barry.

Der Motor verriet mir den Bus, bevor ich ihn sah und kurz darauf, bog er auf den grasbewachsen Parkplatz. „Wir müssen los!", rief Jack Clearwater seine Schüler zusammen, er verabschiedete sich schnell von seiner Mutter und führte die Seawalker zum Bus.

Frost kassierte von seinen zwei neuen Freunden je einen Schlag gegen die Schulter und mit einem „Jetzt haut ab", von Frost, folgten sie ihren Klassenkameraden und ihrem Lehrer.

Der Busfahrer stieg aus und lud die Koffer in den Bus, während die Meeres-Wandler schon in den Bus stiegen. Wir – Frost, Kira, Carag, Tikaani, Holly, Brandon und ich – wanken ihnen hinterher, bis der Bus aus unserem Sichtfeld verschwunden war.

Frost bemerkte meinen leicht spöttischen Blick, den ich ihn seit ein paar Sekunden zuwarf. „Was?", fragte er übertrieben paranoid.

„Ach nichts, nichts", wehrte ich schnell ab. „Aber du musst zugeben, dass ich recht hatte."

Ausweichend zuckte Frost mit den Schultern und murmelte etwas von „Vielleicht", bevor er in der Schule verschwand. Schnell folgte ich ihm lächelnd.

In zwei Wochen ist der Besuchstag. Kündigte Kira an, als wir – mal wieder – am Fluss saßen, dieses Mal in zweiter Gestalt, und beobachteten das natürliche Leben im Wald. Die Sonne stand bereits an ihrem höchsten Punkt und schien warm auf uns herab. Langsam begann der Frühling, den Winter endgültig zu vertreiben. Ich konnte Vögel, Eichhörnchen, die ersten Wespen und sogar eine Maus bei ihrer geschäftlichen Arbeit zusehen.

Tiere, keine Woodwalker. Manchmal vergaß ich, dass es nicht nur Wandler gab, sondern auch reine Tiere, die nichts mit der Menschenwelt zu tun hatte, uns aber erlaubten, mit in ihrer Welt zu leben. Vielleicht war die Woodwalkerwelt ja gar keine eigene, sondern einfach nur der Teil, an dem sich die Menschenwelt und Tierwelt überschnitten.

„Bis dahin müssen wir alles für unser Theaterstück vorbereitet haben", fuhr Kira fort, während ich meinen Blick weiter durch den Wald streifen ließ. „Wenn die Eltern kommen, die von uns Woodwalkern Bescheid wissen, können wir unsere zweite Gestalt benutzen. Beim anderen Besuchstag, müssen wir das Skript etwas anpassen und verändern."

Ich spürte Frosts Blick auf mir ruhen, drehte mich aber nicht zu ihm. „Ist das für dich wirklich okay?", fragte er ruhig. Hier, wo wir drei alleine waren, hatte er sein Bandana abgelegt und kurz betrachtete ich die Kratzspuren.

Ich nickte. „Ja, ich denke, ich krieg das hin."

Kurz verfielen wir ins Schweigen, beobachteten die Vögel im Himmel oder das idyllische Treiben auf dem Boden.

„Wenn du willst, kann ich dir bei der Teilverwandlung helfen", bot Kira plötzlich an und ich drehte mich jetzt doch überrascht zu ihr. Eigentlich hatte sie keinen sehr begeisterten Eindruck über diese Idee gemacht und ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie von sich aus, dieses Thema nochmal ansprechen würde. Aber ich nickte erfreut. Ich hatte nur noch ein halbes Jahr, diese verdammte Teilverwandlung zu lernen und nur im Unterricht alleine, würde ich das nicht hinbekommen.

In dem Moment stand Kira auf und verkündete: „Ich muss noch was erledigen. Wir treffen uns beim Mittagessen."

Wir nickten ihr zum Abschied zu und ich schaute ihr noch kurz hinterher, wie sie zur Schule lief, dann ließ ich meinen Blick zum Fluss gleiten. Ruhig und gleichmäßig floss er dahin, zog einen Zweig mit sich und umspülte einen kleinen Stein mit stetigem, angenehmen Geplätscher.

Mit einem leisen Lächeln, lehnte ich mich an Frost, spürte seine Wärme, wie er seinen Arm um meine Schultern legte und ließ meinen Blick auf das lebenswichtige Wasser ruhen. „Jetzt kann alles wieder so werden, wie immer", murmelte ich zufrieden. „Endlich wird es wieder so, wie es für mich noch nie war."

Ich hörte Frost leise lachen und lächelte entspannt. „Es ist schon echt eine verrückte Welt, was?", antwortete er.

„Ja", sagte ich und sah aus dem Augenwinkel, wie er vorsichtig den Anhänger seiner Kette berührte. „Das ist sie."

~Ende~

Eiskalte Krallen • WoodwalkersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt