Gejagt ✔️

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Sieben Tage, bis ich endlich wechseln konnte. Eine Woche. Sieben Tage, 168 Stunde, 10 080 Minuten oder auch 604 800 Sekunden. Alan hasste mich seit meiner Rache nur noch mehr, wagte es aber tatsächlich nicht mehr, mich zu nerven.

Sechs Tage. Kira hatte mir geschrieben, dass der Dreh noch nicht begonnen hatte und sie erst passende Locations suchten. Ich wünschte ihnen viel Glück dabei, denn es war wahrscheinlich nicht gerade einfach eine Höhle mit Katzenköpfen aus Stein und steinernen Krallen zu finden.

Fünf Tage. Carag versicherte mir immer wieder, dass ich mir wegen Simon keine Sorgen zu machen brauchte. Wenn ich dann Frost fragte, gab er zu, dass es erste Anzeichen auf Simon Millings Anschlag gab. Tiergerüche, die nicht hier hergehörten, Vögel oder scheinbar einfach Touristen, die sie bei Ausflügen pausenlos beobachteten, das Gefühl, von Wandlern umgeben zu sein, wenn man gerade alleine war. An der Clearwater High wurde täglich patrouilliert, erwischt hatten sie aber noch nie einen Spion.

Vier Tage. Frankie hatte eine Location gefunden, mit der sie die Szenen drehen wollten, in der man die Wolfswächter sah. Ich bat Kira, mir die Szenen zu schicken, was sie verweigerte. Also schrieb ich alle anderen an, aber jeder von ihnen schien von Kira angewiesen zu sein, noch niemandem etwas zu spoilern. Gemein von Kira.

Drei Tage. Noch einmal versuchte ich Frankie und Jeffrey dazu zu bringen, mir die Aufnahmen zu schicken. Klappte nicht. Sogar diesen selbstverliebten Alpha-Wolf hatte Kira dazu bringen können, nichts zu verraten. Oder er mochte es, mich zu ärgern.

Zwei Tage. Miss Zenin versprach uns, etwas am Freitag für uns noch etwas als nur die Zeugnisse mitzubringen und ich rief Frankie an, um ihn dazu zu bringen, mir etwas zu schicken. Hatte auf fast geklappt, allerdings war Kira dazugekommen und hatte sofort aufgelegt.

Einen Tag. An nichts anderes, als an die Clearwater High, konnte ich mehr denken. Morgen würde ich dort sein. Nya und ich hatten schon abgemacht, dass ich sie jeden Samstag besuchen würde. Da meine Klasse nur noch wissen wollte, warum und zu welcher Schule ich wechselte, was echt unglaublich nervig war, beschloss ich, einen anderen Weg nach Hause zu nehmen, einen der nicht so überfüllt von Schülern war. Er war etwas länger, aber das machte mir nichts aus.

Fünf Minuten später merkte ich, dass es mir doch etwas ausmachte, wenn ich in erster Gestalt war. Dieser Weg würde gute zehn Minuten länger dauern. Mit Kopfhörern lief ich neben dem dichten, dennoch kleinen Wäldchen entlang, wodurch ich beinahe den Schrei überhört hätte, der daraus kam.

Unsicher, ob ich mich nicht einfach verhört hatte, pausierte ich die Musik und lauschte, ob ich noch etwas hören würde. Tat ich. Irgendjemand schrie dort und ich glaubte auch, das Knurren eines Tieres zu hören. Mittlerweile war mir klar, dass ich dank meiner Zweitgestalt ein viel besseres Gehör hatte als normale Menschen. War da jemand in Gefahr? Was passierte da? Auch, wenn ich es wahrscheinlich besser nicht getan hätte, betrat ich den Wald in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Vorsichtig schlich ich Schritt für Schritt weiter, überlegte zu rufen, ob jemand Hilfe brauchte, schwieg dann aber doch.

Wieder hörte ich das Knurren, nur viel näher, als es eigentlich sein sollte – und hinter mir. Ich wirbelte herum. Keine drei Meter von mir entfernt, starrte mich ein schwarzer Wolf aus gelb leuchtenden, hasserfüllten Augen an. Hinter mir hörte ich Schritte, zwei weitere graue Wölfe kamen auf mich zu.

Ich war umzingelt.

Ich spürte den leichten Hauch eines Wandlers und erst da erkannte ich, dass es vielleicht eine Falle von diesem Simon Milling sein könnte. Oh Gott, wie blöd bin ich eigentlich?

„Was willst du?", fragte ich mit möglichst fester Stimme. „Hast du jemanden verletzt?"

Nein, keine Sorge. Noch habe ich kein Blut an meinen Krallen.

Eiskalte Krallen • WoodwalkersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt