Einige Zeit später kam Philip und holte mich ab.
„Du kannst jetzt zu den Anderen in den Gemeinschaftsraum", meinte er, als er die Tür zu meinem Zimmer aufgeschlossen hatte und herein gekommen war.
Er legte noch kurz seine Hand auf meine Stirn, doch mein Fieber schien gesunken zu sein. Zumindest fühlte ich mich besser und Philip lächelte zufrieden, als er seine Hand wieder wegnahm.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stand ich auf und folgte ihm. Ich wollte nicht zu den Anderen. Ich konnte mich noch gut an das Essen erinnern. An Kathleen.
In dem Aufenthaltsraum angekommen verschwand Philip und schloss die Tür hinter sich. Ich sah mich um. Hier waren drei Kameras angebracht, die ich auf den ersten Blick entdeckte. Würde ich weiter suchen, würde ich bestimmt noch mehr finden. Wir waren also unter ständiger Beobachtung hier... Vielleicht ganz gut so.
Als ich den Fernseher in dem Zimmer sah, den gerade keiner der hier anwesenden Frauen benutzte, sah ich meine Chance und setzte mich kurz davor. Der Fernseher erfüllte seine Wirkung und ich spiegelte mich darin. Endlich konnte ich meinem Namen ein Gesicht zuordnen. Endlich wusste ich, wie ich aussah.
Doch augenblicklich nach den ersten Sekunden der Freude fiel mir auf, was ich da sah. Ich sah kein normales Mädchen, das in einen Fernseher blickte, neugierig auf den Anblick der sich ihr bot, so wie ich mich fühlte. Ich sah ein... ein Mädchen, so blass wie ein Blatt Papier, was durch die schwarzen Haare noch mehr zur Geltung gebracht wurde. Meine Augen zeigten deutliche Spuren von Müdigkeit, obwohl ich eigentlich nicht müde war. Mein Blick war verzweifelt und meine Haare zerzaust. So hatte ich mich nicht erwartet. Entsetzt stand ich auf und setzt sich auf das Sofa. Keine Minute später setzte sich ein Mädchen neben mich. Sie hatte schulterlange, dunkelbraune Haare und hatte sie an beiden Seiten zu Zöpfen gefunden. Sie hielt eine Puppe in der Hand und lächelte mich freundlich an.
„Hallo. Ich bin Miranda. Du bist die Neue, nicht? Wie heißt du?"
Sie schien fast ein bisschen zu freundlich, und ihr Blick ein bisschen zu intensiv, doch ich war noch immer viel zu geschockt von mir selbst um das richtig zu realisieren.
„Nathalie Moriarty. Hallo, Miranda."
„Hallo", sprach Miranda in ihrer piepsig hohen Stimme weiter.
„Weißt du, ich war heute beim Essen auch an dem Tisch, falls du.. falls du mich bemerkt hast... Lass dich nicht von Kathleen fertig machen. Sie beleidigt jeden, der neu hier ist... Ich weiß das!"
Bei ihren letzten Worten drückte sie sich ihre Puppe fest an ihr Herz.
Neugierig blickte ich sie dann an.
„Seit wann bist du hier?"
„Seit... einem Monat!... Hier."
Sie reichte mir einen Kamm.
„Ich habe gesehen wie erschrocken du dich im Fernseher angesehen hast. Das ist der Kamm mit dem ich meiner Puppe immer die Haare kämme, aber du kannst ihn dir ausleihen."
Dankbar lächelnd nahm ich den Kamm entgegen und bürstete mir meine Haare. Währenddessen sah ich sie abschätzend an. Mit ihrer zierlichen Figur, ihren Zöpfen und ihrer Puppe sah sie aus wie dreizehn.
„Wie alt bist du?", fragte ich sie, als ich ihr den Kamm wieder zurück gab.
„Zweiundzwanzig", antwortete sie mir.
Für einen Moment blickte ich sie überrascht an, doch dann zwang ich mich wieder zu einem neutralen Blick als ich ihren verletzten Gesichtsausdruck sah.
„Du musst dich nicht schämen für deine Gedanken, Nathalie. Jeder hält mich für so jung und... Ich weiß, dass das so ist. Ich habe gelernt damit umzugehen."
„Nein, ich... es... es tut mir leid", stotterte ich.
Ich wollte wirklich niemanden verletzen. Miranda wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als sie jäh unterbrochen wurde.
„Oh seht mal an, was wir hier haben. Unsere Puppenpussy hat eine neue Puppe gefunden. Mit der kann sie jetzt sogar wirklich reden."
Kathleen sah uns beide mit übertrieben großen Augen an und grinste dann unkontrolliert.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Miranda sich hinter ihrer Puppe versteckte.
„Kathleen lass das", hörte ich plötzlich ein Mädchen sagen.
„Was? Ann? Wieso verteidigst du sie? Diesem Kleinkind muss man-"
„KATHLEEN!"
Jetzt war ein anderes Mädchen aufgestanden. Lange, sehr dunkle blonde und leicht gelockte Haare. Etwas dunklere Hautfarbe, gut gebaut und einen strengen Blick.
„Lass Miranda und die Neue in Ruhe. Sie haben dir beide nichts getan!"
„Wie ihr wollt", säuselte Kathleen und tänzelte vor sich hin singend davon.
„Danke", sagte ich zu der etwas älter aussehenden Frau, die uns verteidigt hatte.
„Nicht der Rede wert. Ich heiße übrigens Sam."
„Hallo Sam. Mein Name ist Nathalie", entgegnete ich ihr lächelnd und schüttelte ihre Hand.
„Warum bist du hier?", fragte Sam mich.
Ich konnte nur traurig meinen Kopf schütteln.
„Ich weiß es nicht genau. Mir wird vorgeworfen bei einem Mord geholfen zu haben, ich kann mich aber an nichts erinnern..."
„Oh", kam es nur von Sam.
Trotzdem wich sie nicht von meiner Seite, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, betrat Lisa den Raum.
„Nathalie? Kommst du bitte mit?"
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So, dieses Mal wieder ein längeres Kapitel. :) Ich hoffe natürlich wie immer es hat euch gefallen! :)<3
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✔Captured (Eine etwas andere Sherlock FF Teil 1) [Moriarty x OC]
Fanfiction--Abgeschlossen-- [Keine direkte Sherlock FF - ich habe nur einige Charaktere verwendet um ein Buch mit einer eigenen Idee zu schreiben!] - Eine Psychiatrie. Eine junge Frau. Sie weiß nichts mehr über sich. Weder, wer sie ist, noch, was sie getan ha...