Kapitel 16

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Schnell las ich über die Zeilen, die er geschrieben hatte und konnte nicht glauben, was ich zu sehen bekam.
Er schrieb mir eine Persönlichkeitsstörung zu. Aggressionsprobleme?! Ich sah auf das Datum von heute und auf das Datum an dem dieser Bericht verfasst wurde. Er schrieb wahrscheinlich über den Tag an dem ich ihn angegriffen hatte, doch das war kein Anzeichen für ein Aggressionsproblem! Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte allen Grund dazu! Zumindest redete ich mir das ein.

Verzweifelt las ich dann weiter.
Er beschrieb meinen Traum als ein Zeichen, das mir mein Unterbewusstsein sendete. Ein Signal. Natürlich. Ich hatte ihm noch nicht gesagt, dass mein Traum nicht Jim zeigte, der eine Pistole in der Hand hielt. Vielleicht sollte ich mit ihm darüber reden?
Ich beschloss, mir darüber später Gedanken zu machen und las weiter. In dem Bericht zu dem Tag an dem ich Jim das erste Mal gesehen hatte, schrieb er von einem Fortschritt. Seinen Worten zufolge wirkte ich auf ihn glücklicher als sonst. Anscheinend sah er das als einen großen Fortschritt an, denn er hatte sich diesen Tag rot markiert.
Weiter unten stand allerdings etwas weitaus weniger erfreuliches. Der Bericht für den gestrigen Tag schüchterte mich ein und machte mich zugleich wütend.
Er wusste, dass ich Jim nicht aufgegeben hatte!
Anscheinend wurde er darüber informiert, dass ich die Überwachungskamera abgedeckt hatte und daraus hatte er seine Schlussfolgerungen gezogen.
Ich wollte noch weiter lesen, erstarrte aber sofort, als ich Schritte hörte, die sich mir rasch näherten. Erschrocken schloss ich hektisch die Datei und stand auf, wobei ich aufpassen musste, dass ich nicht durch das Fenster in der Tür gesehen wurde. Schnell kroch ich unter dem Schreibtisch durch und setzte mich auf meinen Stuhl als hätte ich die ganze Zeit nichts anderes getan. Es fiel mir allerdings schwer meinen Gesichtsausdruck neutral zu halten, denn ich war sichtlich erschrocken und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich biss mir auf die Zunge und als Dr. Carter den Raum betrat, sah ich ihn Unschuldig an.

Er sah mich fragend an, setzte sich aber dann hin und sein Blick blieb kurz an seinem Computer hängen. Ich fragte mich wieso, bis es mich wie ein Blitz traf: Er wusste, dass ich an dem Computer war, denn hätte in der Zeit, in der er weg war, niemand die Maus berührt, wäre jetzt ein Bildschirmschoner zu sehen! Ich schloss kurz meine Augen und schluckte hart, bereitete mich schon darauf vor was jetzt wohl kommen würde, doch er sah mich einfach wieder an als wüsste er nichts.

„Also, Nathalie. Geht es Ihnen gut?"
„Ja...", nuschelte ich.

Warum tat er das? Er hätte jetzt allen Grund mich anzuschreien oder mich zu bestrafen, doch er tat nichts dergleichen. Im Gegenteil. Er blieb freundlich und ruhig, wie immer.
„Gibt es etwas Neues bei Ihnen? Können Sie sich mittlerweile an etwas erinnern?"
Ich sah kurz beschämt auf den Boden. Er war anscheinend wirklich auf meiner Seite, sonst hätte er schon längst Maßnahmen ergriffen. Also hoffte ich, dass ich auch mit ihm offen reden konnte. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er die Wahrheit verdient hatte, nachdem was ich gerade getan hatte.
„Ich... nein. Nicht direkt."
Ich hob meinen Kopf an und sah ihn wieder an. Er erwiderte meinen Blick interessiert.

„Was meinen Sie mit nicht direkt?"
„Nun, es hat etwas mit dem Traum zu tun, von dem ich Ihnen schon einmal erzählt habe. Können Sie sich daran erinnern?"
Dr. Carter nickte und hörte mir aufmerksam zu, als ich zu Erzählen begann.
„Also, ich hatte diesen Traum noch mal. Nachdem ich Jim das erste Mal getroffen hatte. Dadurch, dass ich wusste, wie er aussieht, erkannte ich, dass nicht er es ist, der in meinem Traum die Waffe hält. Die Umrisse sind zu verschieden.. doch mehr weiß ich leider selbst noch nicht."
„Und warum haben Sie mir das bis jetzt nicht erzählt?", fragte er mich ruhig.
„Weil ich... um ehrlich zu sein weiß ich es nicht genau. Ich hielt den Traum für unbedeutend, da es wohl nichts mit dem versuchten Mord kurz vor meinem Gedächtnisverlust zu tun haben kann."

„Trotzdem sind diese Details für uns sehr wichtig", erwiderte Dr. Carter, weder streng noch vorwurfsvoll.

Ich fühlte mich trotzdem schlecht.

„Es tut mir wirklich leid. In Zukunft werde ich Ihnen alles sofort sagen."

Jetzt lächelte er mich aufmunternd an und tippte ein paar Worte in seinen Computer.

„Besser Sie sagen es mir jetzt als nie."

Er tippte noch ein paar Worte und sah mich dann wieder an.

„Wie geht es Ihnen seit Ihrer Trennung mit Jim?"

Ich sah ihn einen Moment fragend an, ohne zu wissen was ich tun oder sagen sollte, bis es mir mehr oder weniger herausrutschte.

„Wieso fragen Sie mich das? Sie wissen doch, dass ich sehr wohl weiß, dass Sie Bescheid wissen."

Sein Lächeln wurde breiter.
„Vielen Dank. Das wollte ich hören."
Ich brauchte einen Moment bis ich verstand, dass er damit meine Ehrlichkeit meinte.
„Dann können wir wohl jetzt offener miteinander reden, nicht?"

Ich nickte und lächelte ebenfalls leicht.
„Also. Gibt es noch irgendetwas, was Sie mir erzählen wollen?"

Ich schüttelte leicht meinen Kopf.
„Nein. Sonst wissen Sie alles. Ich hätte nur eine Frage an Sie... Wieso? Warum tun Sie das für mich?"

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Jap, und schon wieder hab ich euch vier Tage warten lassen I'm SO sorry! :D Aber dafür war dieses Kapi jetzt mal ein wenig länger und heute gegen Abend gibt's dann nochmal eins!! :) Ich musste es nur hier unterbrechen, sonst wäre es zu lang geworden. :D

Und ab jetzt werde ich in dieser FF jedes Kapitel einem von meinen wundervollen Lesern widmen, als Dank dafür, dass ihr immer so toll votet und kommentiert <3


✔Captured (Eine etwas andere Sherlock FF Teil 1) [Moriarty x OC]Where stories live. Discover now