Die blonde, etwas ältere Dame hinter dem Schreibtisch, las sich konzentriert die Akte durch, die man ihr gerade vorgelegt hatte. Ich hatte versucht einen Blick darauf zu erhaschen, hatte mir erhofft, etwas über mich herauszufinden, doch ich wurde an meinen Armen von jeweils zwei kräftigen Händen festgehalten. So blieb mir nichts anderes übrig als zu warten und zu versuchen die Angst, nichts zu wissen und sich an nichts zu erinnern, die sich in mir anbahnte, zu unterdrücken.
Die Frau hatte sich ihre Haare zu einen Dutt zusammengebunden trug und eine schmale Brille. Beides ließ sie noch strenger erscheinen als es ihre natürliche Ausstrahlung schon tat. Schnell huschten ihre Augen hinter den Brillengläsern von links nach rechts und wieder zurück, während sie mit dem Kugelschreiber spielte, den sie in ihrer linken Hand hatte. Als sie fertig war, blickte sie von der Akte auf und direkt in mein Gesicht. Ihr Blick war fragend und forschend. Als würde sie in meinen Augen die Antworten auf Fragen suchen, die sie auf den Blättern nicht zu finden schien.
„Station eins“, hörte ich sie sagen.
Ihre Stimme passte zu ihrem Aussehen. Die Männer neben mir nickten, packten mich wieder fester am Arm und zogen mich mit sich. Wir kamen auf eine große Doppeltür zu, die oben mittig aus Glas zu sein schien. In schwarzen Druckbuchstaben stand darauf ‚Station 1’. Nach dieser Tür folgte ein kleiner Raum mit einem Sofa, einem kleinen Fernseher und mehreren Stühlen, die um einen kleinen Tisch herum gestellt waren. Es war alles in weiß-grau gehalten. Als ich stehen bleiben wollte um mir den Raum genauer anzusehen um mich daran zu erinnern, wo ich mich befand, wurde ich an meinen Armen weiter gezogen und die Griffe verfestigten sich. Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht vor Schmerz zu schreien.Nach diesem Raum folgte ein langer, trostloser Gang. Er war weiß gestrichen worden, doch das lag sicherlich lange zurück. In regelmäßigen Abständen gingen wir an grauen Türen vorbei, die alle oben in der Mitte ein kleines Fenster hatten.
Wo war ich hier? Warum war ich hier?
Vor einer dieser grauen Türen blieben die Männer stehen. Auf eine kleine, grüne Tafel die neben der Tür hing schrieb einer der beiden einen Namen.
Nathalie.
War das mein Name?
Ich hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn das Zimmer wurde von den Männern die mich nun noch mit jeweils einer Hand festhielten geöffnet, und sie drückten mich hinein. Ich hatte weder die Kraft noch den Mut um mich zu wehren also ließ ich es mit mir geschehen. In dem Zimmer, das genauso trostlos aussah wie der Rest des Gebäudes, standen genau ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl.Plötzlich waren die festen Griffe um meine Arme weg und die Männer verschwanden, schlossen die Tür ab und ließen mich alleine. Alleine in diesem Zimmer. Alleine mit meinen Fragen, die ich zu gerne noch gestellt hätte – Alleine mit meiner Angst.
Wo war ich hier?
Ich sah mich um. Der Raum war klein. Die Frau von vorhin hatte gesagt ‚Station eins’ also Krankenhaus oder .. Psychiatrie!
Nein! Das konnte nicht sein. Wieso sollte ich in eine Psychiatrie kommen?Im nächsten Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich wusste wirklich absolut nichts und konnte somit alles angestellt haben! Ich wusste ja nicht einmal meinen Namen. Oder? Nathalie. Ich hatte diesen Namen noch nie zuvor gehört. Zumindest nicht im Zusammenhang mit mir selbst. Und ich wusste nicht, wie ich aussah.
Ich sah mich in dem Raum um, um etwas wie einen Spiegel zu finden, damit ich mich selbst sehen konnte, doch nichts. Ich konnte nichts finden, in dem ich mich spiegeln konnte. In meiner Verzweiflung ging ich auf die Tür zu und stellte mich auf meine Zehenspitzen um durch das Glas zu sehen in der Hoffnung, ich könnte mich schwach erkennen doch das Licht fiel falsch. Ich sah nichts von mir. Verängstigt schloss ich kurz meine Augen, drehte mich dann um und rannte auf das Bett zu. Dort setzte ich mich hin, zog meine Knie an meinen Körper heran, lehnte meinen Kopf an meine Knie und weinte.Es war ein schrecklich bedrückendes Gefühl nicht zu wissen wer man war, wie man aussah oder wo man war. Warum man überhaupt war, wo man war.
Für einige Zeit blieb ich so sitzen. Dann beschloss ich mein Aussehen durch meine Sinne zu erraten. Ich hielt es keinen Moment länger in diesem Körper aus, der mich umgab, der mich vor anderen darstellte und von dem ich selbst nichts wusste. Ich strich mit meinen Händen langsam meine Haare entlang. Sie waren schulterlang und glatt. Als ich einen Blick darauf warf sah ich, dass sie schwarz waren. Meine Hautfarbe war blass und ich schien eher schlank zu sein, soweit ich das unter den viel zu weiten Klamotten, die man mir irgendwann angezogen hatte, beurteilen konnte. Als ich meinen Blick meinen Arm entlang schweifen ließ, sah ich, dass ich einen Ring trug. Es war ein goldener Ring, der wirklich wertvoll aussah. Ich nahm ihn ab und sah ihn mir genauer an. Auf der Innenseite war etwas eingraviert.
Ich liebe dich. J.M.
J.M. Für wen standen diese Initialen? Und vor allem: War ich mit ihm verheiratet? Der Ring schien wirklich ein Hochzeitsring zu sein. Wie alt war ich überhaupt? 18? Oder doch älter? 25. 30? Ich strich vorsichtig mit meiner Hand über mein Gesicht. 30 war unwahrscheinlich. Es fühlte sich an als wäre ich jünger. 20, vielleicht.
Vorsichtig steckte ich mir den Ring wieder an den Finger und sah ihn dann nachdenklich an. Konnte es wirklich sein, dass ich verheiratet war? Ich schien ein normales Leben geführt zu haben, warum also konnte ich mich jetzt an nichts mehr erinnern?~~~***~~~***~~~
Guut, das war jetzt einfach mal das erste Kapitel und ich hoffe wirklich, dass es euch gefallen hat! :) <3 Bis zum nächsten Kapi<3
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✔Captured (Eine etwas andere Sherlock FF Teil 1) [Moriarty x OC]
Fanfic--Abgeschlossen-- [Keine direkte Sherlock FF - ich habe nur einige Charaktere verwendet um ein Buch mit einer eigenen Idee zu schreiben!] - Eine Psychiatrie. Eine junge Frau. Sie weiß nichts mehr über sich. Weder, wer sie ist, noch, was sie getan ha...