Verwundert sah ich meinen Arzt an, fing aber dann an ungewollt zu lächeln und stand auf. Wieso es mich so glücklich machte eine Person zu sehen, die ich dann wahrscheinlich sowieso nicht erkennen würde, wusste ich allerdings nicht.
Wir mussten ziemlich weit gehen, also bekam ich auch viel von der Psychiatrie zu sehen. Es war eigentlich nicht schlecht hier. Ziemlich freundlich. Nur einzelne Bereiche waren es, die herunter gekommen und alt aussahen.
Auf dem Weg hatten wir viele Sicherheitskontrollen hinter uns gebracht, daraus schloss ich, dass wir uns wahrscheinlich in der geschlossenen Abteilung befanden.
Der Arzt steuerte direkt auf eine Tür zu und blieb davor stehen.
„Sind Sie bereit?"Er sah mich eindringlich an und ich nickte entschlossen.
„Ich werde vor der Tür warten und Sie werden in dem Raum überwacht werden. Sie sind also keiner Gefahr ausgesetzt."
„Davor habe ich auch keine Angst", erwiderte ich fest, drehte mich zur Tür und wartete, bis mir aufgesperrt wurde.
Als ich den Raum betreten konnte, sah ich einen Mann, den ich auf ende zwanzig schätzte. Seine kurzen, braunen Haare waren leicht zerzaust und er hatte seine Augen geschlossen. Er saß auf einem Bett, gegen die Wand gelehnt und dann bemerkte ich, dass er eine Zwangsjacke trug.
Was sollte ich sagen? Er war mein Mann, aber ich hatte keinerlei Erinnerungen an ihn...Ich drehte mich also kurz um und schloss relativ geräuschvoll die Tür. Es zeigte Wirkung, denn er öffnete genervt seine Augen und sah in meine Richtung. Als er mich aber erkannte, wurden seine Gesichtszüge sofort weicher und er lächelte mich an.
„Nathalie! Was tust du denn hier?"
„James, ich..."„Seit wann nennst du mich bei meinem vollen Namen? Nathalie, was ist los mit dir? Du siehst nicht gut aus!"
Er musterte mich von oben bis unten während ich mich vorsichtig an das andere Ende des Bettes setzte und ihn ansah.„Ich..."
Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich schnell weiter sprach.
„Ich kann mich an nichts erinnern. Nicht an mich oder an mein früheres Leben... oder dich..."
Sofort erstarb das Lächeln auf seinen Lippen und er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an.„Wie meinst du das?"
Ich sah, dass er noch etwas sagen wollte, doch trotzdem schwieg er für einen Moment, der mir fast wie eine Ewigkeit vorkam. Sein Körper spannte sich an und er rang nach Worten, vielleicht ging es ihm genauso wie mir und die Verwirrung überkam ihn? Wenn es so war, konnte ich es nur zu gut nachvollziehen. Genau genommen hatte ich ihn gerade eben ins kalte Wasser geworfen, so wie es mir widerfahren war! Ich fühlte mich elend.
„Ich ... ich verstehe nicht. Was heißt, du kannst dich nicht erinnern?", hörte ich Jim sprechen.„Ich bin dein Mann! Du wirst dich doch an deinen Mann erinnern können?"
Die Pure Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine Unterlippe zitterte und doch bemühte er sich, einen Gefühlsausbruch zu vermeiden. Er schüttelte kaum merklich seinen Kopf, bevor er mich, auf eine Antwort wartend, mit seinen braunen Augen fixierte.
Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch ich konnte schwören, ich sah die Hoffnung in seinen Augen sterben, als er mich anstarrte und schweigend auf eine Antwort wartete.Ich nahm all meinen Mut zusammen und setzte mich direkt neben ihn. Er hatte keine Chance mir etwas zu tun, immerhin hielt ihn die Zwangsjacke davon ab. Und irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass er mir nichts tun würde.
„Es ist wahr... Und es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir das antun muss, aber... ich musste dich sehen. Weißt du, ich... ich fühle mich so alleine. Ich weiß nichts mehr. Und du bist der Einzige hier, der mir helfen kann."
Ich sah ihm tief in seine Augen, bevor ich die letzten Worte flüsternd aussprach.
„Wer bin ich?"
Jim sah für einen Moment verzweifelt zu Boden, nahm aber dann den Blickkontakt zu mir wieder auf.
„Dein.. Name ist Nathalie Moriarty. Du bist 20 Jahre alt und kommst aus Bayern. Deine Eltern haben sich getrennt als du 17 warst. Mit 18 bist du zu mir gezogen. In ein kleines Haus auf dem Land. Erinnerst... du dich an unser zu Hause?"
Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf.„Was du mir da erzählst, es ist als... würde ich mir die Lebensgeschichte eines Fremden anhören."
Jim seufzte und sah mich dann ernst an.
„Was haben die Ärzte dir gesagt warum du hier bist?"„Na.. warum ich eben hier bin. Weil ich dir bei einem Mord geholfen habe... War es denn so? Bist du... bist du wirklich ein Mörder?"
Ich sah ihn abwartend an.
„Ja... es, es ist wahr. Ich habe jemanden fast umgebracht... Und du hast mir dabei geholfen. Nathalie, es tut mir wirklich leid, dass du jetzt wegen mir hier bist."Ich sah ihm in seine Augen und wusste, dass er es ernst meinte.
„Ja- ... Jim. Sag mir bitte eines: Waren wir glücklich zusammen? Schon, oder? Wenn ich dir sogar helfe jemanden zu töten.."
Er sah mir wieder in die Augen, bevor er traurig nickte.
„Ja. Wir waren wirklich glücklich. Ich habe niemals jemanden so sehr geliebt wie dich. Und ich hatte immer das Gefühl, dass es umgekehrt genauso war, aber das... das musst du wohl selbst wissen."Ich sah ihm beruhigend in die Augen und lächelte leicht. Ich konnte mich zwar nicht an ihn erinnern, aber es fühlte sich so an als würde ich ihn kennen. Auch, wenn ich nicht sagen konnte wieso.
„Ja, so war es bestimmt. Und vielleicht wird es ja wieder so."
Er sah mir hoffnungsvoll in die Augen und wollte etwas sagen, als die Tür aufgerissen wurde und mein Arzt das Zimmer betrat.„Ihr hattet jetzt genug Zeit zusammen. Ich bringe dich wieder zurück."
Ich sah Jim entschuldigend in seine Augen.
„Okay, dann... danke für das aufschlussreiche Gespräch und... es tut mir wirklich leid. Alles."
Gerade als ich aufstehen und gehen wollte, begann er wieder zu sprechen.„Nathalie?"
Ich drehte mich um und setzte mich wieder zu ihm.
„Ja?"
„Tu mir bitte einen Gefallen."Er blickte kurz beschämt zu Boden, bevor er wieder aufsah und mir fest in meine Augen blickte.
„Küss mich!"
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BAM² haha :D
Ich hoffe es hat euch gefallen. :>
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✔Captured (Eine etwas andere Sherlock FF Teil 1) [Moriarty x OC]
Fanfic--Abgeschlossen-- [Keine direkte Sherlock FF - ich habe nur einige Charaktere verwendet um ein Buch mit einer eigenen Idee zu schreiben!] - Eine Psychiatrie. Eine junge Frau. Sie weiß nichts mehr über sich. Weder, wer sie ist, noch, was sie getan ha...