[the moon knows][Wolfstar]

Kapitel 1

*Remus*

Erschöpft warf ich meine Tasche auf den leeren Platz in unserem Zugabteil. Ich hatte James und Peter schon am Bahnsteig begrüßt, aber ich wollte noch einen kurzen Abstecher machen, um mit Lily zu sprechen. Das hätte ich auch bleiben lassen können – ich hatte sie nämlich nicht gefunden.

Seufzten ließ ich mich gegenüber von Peter auf die Bank fallen.

„Hast du den Vollmond gut überstanden?", fragte Pete und sah mich bemitleidend an.

Ich nickte und versuchte nicht an die neuen Kratzer auf meinem Oberkörper zu denken. Noch waren es frische Wunden, das würde sich bald ändern. Ich würde sie noch einige Tage lang versorgen müssen.

„Es tut mir leid, dass wir nicht dabei sein konnten.", sagte James, mit dem Blick auf den Boden gerichtet, er sah wirklich gekränkt aus, was mir sofort ein schlechtes Gewissen bereitete, ich hasste es, wenn sich jemand wegen mir schlecht fühlte, auch wenn ich gar nichts dafür konnte.

„Ist schon in Ordnung."

Ich sah noch ein letztes Mal aus dem Fenster bevor der Zug losfuhr, eigentlich könnte ich mich auf den Fensterplatz setzten, doch dort lag Sirius' Tasche und ich wusste wie gern er auf diesem Platz saß, also blieb ich sitzen und fing an mich zu fragen wo er überhaupt abgeblieben war.

„Wo steckt Sirius überh..." Bevor ich die Fragen noch zu ende stellen konnte, öffnete sich die Tür zum Abteil. Sirius lehnte sich gegen den Türrahmen und stemmte einen Arm in die Hüfte, er verdrehte die Augen, „Ihr könnt von Glück reden, dass ihr keine Geschwister habt.", als er mich entdeckte wurde seine Mine weicher und seine Mundwinkel verzogen sich nach oben, „Hey Moony!"

Einen kurzen, aber unangenehmen, Moment wurde es Still und ich brachte kein einziges Wort heraus. Ich konnte mir nicht anders helfen, als ihn kurz anzustarren. Wie er dort stand, mit seiner Lederjacke, seinen Haaren, die ihm etwas ins Gesicht hingen und mit diesem gottverdammten Grinsen.

„Hi.", ich versuchte normal zu lächeln und wendete danach ganz schnell meinen Blick von ihm ab. Ehe er noch was sagen konnte, packte ich ein Buch aus meiner Tasche und begann zu lesen.

James lachte kurz auf, „Was hat dein Bruder angestellt?"

„Er hat mich vollgeheult, weil er sein lieblingsbuch zu Hause vergessen hat.", antwortete Sirius, während er sich neben mich setzte, „Sagt ihm aber bloß nicht, dass ich euch das erzählt habe. Wahrscheinlich würde er mich, und euch vielleicht auch, umbringen."

„Natürlich nicht.", sagte James mit ernster Stimme, natürlich hatte er es nur ironisch gemeint.

In unserem Abteil wurde es leise, Pete und James waren eingeschlafen, beide schnarchten leise vor sich hin. Sirius lehnte an der Wand und blickte es dem Fenster. Der Himmel hatte sich schon vor einiger Zeit verdunkelt, jetzt begann es langsam zu regnen. Eigentlich hatte ich auch versucht zu schlafen, aber es klappte einfach nicht. Es war immer das gleiche nach einem Vollmond, entweder ich schlief andauernd ein, obwohl ich gar nicht müde war, oder ich war hundemüde und konnte nicht schlafen. Ersteres war mir tatsächlich lieber.

Meine Tasche fiel um, ich wollte sie vorm runterfallen bewahren, also griff ich reflexartig nach ihr. Sirius zuckte heftig zusammen und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„Alles in Ordnung?" Dumme Frage, natürlich war nicht alles in Ordnung. Das war keine normale Reaktion.

Er setzte ein falsches lächeln auf, „Ja, klar. Ich hab mich nur erschreckt." Uns war beiden klar, dass es nicht stimmte. Hier ging es um mehr als das. Seine Eltern. Ich wusste es. Er brauchte es nicht auszusprechen. Ihm war es unangenehm uns von seinem zu Hause zu erzählen, ich würde ihn niemals dazu drängen, aber manchmal, wenn wir beide nicht schlafen konnten, überwindete er sich und sprach mit mir darüber.