Ich sitze in einer sprachwissenschaftlichen Vorlesung und mir schwirrt dermaßen der Kopf! Ich wusste gar nicht, dass dies möglich ist. Normalerweise ist mein Geist so weit und offen, dass ich jeglichen Sachverhalt erfasse und verstehe. Als Engel, der den Menschen helfen soll, darf ich nicht überrascht werden oder Dinge nicht begreifen. Man könnte aber auch sagen, dass wir Engel einfach das volle Potential, welches der Mensch besitzt, entfaltet haben.
Aber diese vielen Fachbegriffe mit denen der Professor um sich wirft scheinen mir wie eine eigene Sprache. Natürlich ist es aber wie in der Medizin, wo viele Begriffe aus der lateinischen und griechischen Sprache stammen.
Mir war nur einfach nie bewusst, dass auch eine Geisteswissenschaft dermaßen trocken sein kann. Andererseits sind die Studenten um mich herum ganz in der Diskussion mit dem Professor vertieft. Niemand wirkt gelangweilt. Wahrscheinlich ist nur mir langweilig, da ich nicht wirklich etwas begreife. Diese ganzen Theorien zum entstehen der Sprache, klingen nur fremd und teilweise absurd für mich. Ich verstehe faktisch sofort. Ich weiß was jedes der Fremdwörter bedeutet, ohne es jemals gehört oder genutzt zu haben. Aber dies bedeutet nun mal nicht, dass ich wirklich begreife. Hier zeigt sich wieder: reines sachliches Verstehen nutzt nichts, wenn man den Sinn dahinter nicht mit anderem Wissen kombinieren kann.
Ich genüge mich größtenteils damit zu spüren. Die Energie der jungen Menschen, besonders die derer die verliebt sind, wirkt erfrischend auf mich. Ich brauche keine Nahrung wie ein Mensch, aber emotionale Nahrung. Die Energie um mich herum, der Lebensfunke jedes Wesens, dies ist es was mich stärkt.
„In ein paar Jahrzehnten, werden die meisten Sprachen sowieso tot sein. Englisch ist die Sprache der Weltwirtschaft. Englischsprachige Musik führt fast überall die Charts an. Kinder beherrschen oft englische Worte, bevor sie die eigene Sprache gänzlich begriffen haben.", spricht nun ein Student aus der vorderen Reihe und überrascht sehe ich wie Elias die Wangen aufbläst und dann quer durch den Hörsaal ruft. „Klar. Da die Chinesen und Russen ja auch solche Fans von Amerika sind. Die asiatische Wirtschaft wird immer stärker, immer mehr Europäer lernen daher asiatische Sprachen." „Und trotzdem wird Englisch gewinnen. Es ist eine relativ leicht zu erlernende Sprache und man versteht sich auch, wenn das Gegenüber sie nur rudimentär spricht. Fast alle Menschen auf der Welt sind seit ihrer Kindheit mit Englisch konfrontiert.", argumentiert der blonde Student.
Erstaunt lehne ich mich vor, auf der Fensterbank auf die ich mich gesetzt habe. Ich habe nicht mitbekommen, wie das Gespräch von wissenschaftlichen Theorien über die Entstehung von Sprachen, hin zu einer Diskussion über die zukünftige sprachliche Entwicklung der Welt gewechselt ist. Aber dieses Thema scheint Elias besonders am Herzen zu liegen.
Seine Augen blitzen kampfeslustig, als er nun mit einem trockenen Lachen erwidert. „Und damit sagst du also: all jene Menschen die in indigenen Stämmen aufwachsen, Menschen die eben keinen Zugang zu englischem Sprachunterricht haben oder Menschen die an ihren mitunter seltenen Sprachen festhalten, sind kein Teil unserer Weltgesellschaft? Oder wie genau meinst du dies? Sprache ist doch mehr als nur Verständigung auf verbaler Ebene. Sprache ist Kultur und Tradition. Und Sprache ist fast wie ein lebendiges Wesen. Sie ändert sich, passt sich an. Es gibt zum Beispiel auch deutsche Wörter, die sich im englischen Sprachraum einen festen Platz erobert haben, da es keine perfekte Übersetzung für sie gibt. 'Doppelgänger' oder 'Rucksack' zum Beispiel. Es gibt französische Wörter, die Einzug in viele Sprachen gefunden haben. Romanische Sprachen haben alle einen gemeinsamen Ursprung, doch haben sich jeweils zu etwas Eigenem entwickelt. Ebenso wie wir in Amerika, oder Bürger von Australien und Neuseeland, ein vom britischen Englisch abgewandeltes Englisch sprechen. Dieses Englisch musste sich verändern. Dies ist dem Einfluss der Angehörigen, der vielen verschiedenen Nationen die in den neu eroberten Ländern Einzug hielten, geschuldet. Natürlich wird sich die Sprache weiterhin entwickeln. Und vielleicht gibt es tatsächlich irgendwann eine Art Weltsprache, die jeder zusätzlich beherrscht. Ich verstehe den Gedanken dahinter, vieles erscheint einfacher, wenn die Menschen alle die dieselbe Sprache sprechen würden. Doch allein der Umstand einer gemeinsamen Sprache, bewahrt die Menschheit nicht vor Missverständnissen, Streit und Leid. J.R.R.Tolkien hat das wunderbar in seinen Werken dargestellt. Im Hobbit und in der Herr der Ringe Triologie, gibt es durchaus eine gemeinsame Sprache, die die verschiedenen Völker von Mittelerde beherrschen und trotzdem gibt es genug Missverständnisse, Unverständnis füreinander, Missgunst, Neid, Hass und Angst voreinander."
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Engelsherz
Romance!!!Mein Beitrag zum Open Novella Contest 23!!! Ich habe folgenden Schreibvorschlag genutzt: Nummer 10 : Endlich hast du den Mut aufgebracht, die süße Person anzusprechen, die du jeden Tag im Bus siehst. Ihr Gesicht verfinstert sich und sie antwortet...