Kapitel 15 -Elias- "Verwirrung?"

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„Ich hätte gehen sollen. Entschuldigung! Ich habe dich abgelenkt, als du nur auf Henry konzentriert sein solltest." Nathaniels Stimme ist leise und jagt mir schon wieder angenehme Schauer über den Rücken. Obwohl ich ihn nicht berühren kann, spüre ich wie nah er hinter mir steht. „Ja hättest du wohl!" schnauze ich aufgebracht. Es ist mir, als würde eine Hand, die soeben noch versucht hat meine Schulter zu berühren, sich zurück ziehen. Ich erstarre erstaunt. Er hat mir gesagt wie anstrengend es für ihn ist, Dinge und gar Lebewesen zu berühren. Wird er es nochmal versuchen? Doch dann höre ich nur die Terrassentür aufgehen. „Gute Nacht Elias. Es tut mir leid..." höre ich ihn leise flüstern. Ich drehe mich schnell um und sehe nur noch wie er sich mit seinen wundervollen silbernen Flügeln davon macht. Das Mondlicht lässt sie funkeln und strahlen. Ich sehe ihm nach, will nach ihm rufen, weiß aber es ist sinnlos.

Mechanisch mache ich mich fürs Bett fertig, mein Hirn scheint mir vollkommen leer gefegt. Zum aufräumen fehlt mir jetzt die Energie, obwohl ich ja nur die Gläser in die Küche bringen und die Kissen ein wenig aufschütteln müsste.
Schließlich liege ich im Bett, sehe aus dem Fenster, dessen Vorhänge ich offen gelassen habe. Werde ich überhaupt schlafen können?

-----------TRAUM-------------

Bevor er gehen kann, packe ich Henry an seiner Jacke. Überrascht sieht er mich an. „Ich muss wissen, ob es mehr als mögen sein kann!" sage ich schnell, und presse meine Lippen auf seine. Er hält mich an den Schultern fest. „Elias...?!" ,,Bitte! Ich weiß doch gar nicht mehr wie sich das anfühlen muss! Voulez-voi coucher avec moi?!" Ich warte gar keine Antwort ab, sein nun mutig werdender Kuss ist Antwort genug. Ich spüre nur noch. Spüre Lippen die sich synchron mit meinen bewegen, eine Zunge die mit meiner tanzt, Zähne die leicht knabbern. Hände die meine Kleidung entfernen, mal unendlich langsam, mal ungeduldig, fast schon ruppig.

Lachend falle ich in mein Bett , ziehe Henry dabei auf mich. Es ist befreiend zu tun was jeder Kerl in meinem Alter tun möchte. Einfach genießen,wenn ein süßer, netter und verdammt scharfer anderer Kerl einen mag! „Hmmm...DAS fühlt sich äußerst viel versprechend an!" grinse ich atemlos, während ich mein Becken gegen seines bewege. Er grinst ebenso. „Ich kann vor allem damit umgehen!"

Ich lache laut auf. Es ist so einfach! So einfach ihn zu mögen, so einfach ihm zu verfallen. So einfach...

Ich seufze auf als er mich küsst, seine Zunge verspielt über meine Lippen wandern lässt, bevor er sie sanft zwischen sie schiebt um meinen Mund nun genauer zu erforschen. Regelrecht atemlos sehe ich in seine warmen Augen, als er den Kuss beendet. Seine warmen Lippen wandern über meine Wange, meinen Hals erst runter, dann wieder hoch zu meinem Ohr. Wie eine sanfte Sommerbrise mit meinem Haar spielen würde, spielen seine Finger nun damit. „Wie weit willst du gehen, mon cher?" „Lass uns doch einfach anfangen und wir sehen wo wir landen?!" Er lächelt gegen meine Haut. „Hmmm, klingt gut. Aber falls wir dahin kommen...Top oder Bottom?" „So dermaßen egal. Ich bin beides..." ,,Fantastisch mon cher...ich auch!" haucht er mir ins Ohr und dann verstummen wir.

Na ja, nicht wirklich. Wir sprechen nur nicht mehr. Da sind nur noch genussvolle Seufzer, erregtes Stöhnen und das Rascheln der Bettdecke. Zwei rasende Herzen, die versuchen im Einklang zu schlagen. Diese Gefühle nun, wie lange hatte ich die nicht mehr? Gefühle die niemand wirklich in Worte zu fassen vermag. Wie die plötzliche , unabwendbare Lust auf ein zart schmelzendes Eis am heißesten Sommertag. Wie das Bedürfnis nach einem heißen, süßen Tee am kältesten Tag des Winters. Ich stöhne besonders laut, als seine Hand erst über meine Boxershorts wandert, um dann frech hineinzugleiten. Er massiert mich gekonnt und ich kann ihn gar nicht warnen, dass er damit rechnen muss mich schon früh zum Ende zu bringen. Denn wieder verschließen seine Lippen meine und ich denke mir 'wenn es so ist, ist es so'. Vielleicht sieht er es gar als Kompliment?

Mein Kopf fängt an zu rotieren, oder eher meine Gedanken. Nathaniels Worte schießen mir durch den Kopf. Ach Unsinn! Es passt halt. Ist doch unsere Sache was wir machen. Er ist ein Engel und fühlt schon lange nicht mehr so wie wir.

Hey? Alles in Ordnung? Wenn es dir zu schnell..." Henry schaut mich besorgt an, hält mit den Bewegungen seiner Hand inne, zieht sie beinahe weg. Doch ich halte sie mit einer meiner Hände fest. „Nein...ich denke nur immer zu viel nach." „Hmm, dann muss ich wohl ein bisschen mehr tun um dies zu stoppen!" flüstert er in mein Ohr, beißt dann zärtlich in mein Ohrläppchen, um anschließend daran zu saugen.

Ich stöhne erneut und schließe die Augen, lasse mich treiben, genieße seine Berührungen. Für mich kann es so weitergehen. Ohne groß ein Ziel festzusetzen, einfach einander genießen. Seine Hand um mich ist der pure Wahnsinn. Ohne Zweifel weiß er was er tut.

Ungewollt drängt sich der Gedanke auf, ob Nathaniel das auch kann? Nee, der war ja straight in seinem Menschenleben. Aber wie er wohl im Bett war? Bestimmt hat er doch mit Grace....? Hatten die damals auch vor der Ehe Sex? Ach verdammt! Warum denke ich überhaupt darüber nach? Ich schließe meine Augen ganz fest, versuche die Gedanken an ihn loszulassen.

Elias...ich will dich so sehr!", seufzt nun eine andere Stimme in mein Ohr. Alles kribbelt, noch mehr als zuvor. Das sanfte, lebensfrohe Feuer ist jetzt eine heiße Feuerwand um mich herum. Ich brenne und genieße es zu verbrennen. Das Stöhnen dieser Stimme nun, ist wie eine göttliche Melodie. Eine Melodie die mich verzaubert und mich glauben lässt, Märchen könnten doch wahr sein. Die Hand an mir ist viel sanfter und doch fordernder. Der Mund an meiner Haut vorsichtiger und doch voller Enthusiasmus. Ich öffne meine Augen.

Und sehe in blau-silberne Augen. Silbernes Haar das wild in alle Richtungen steht, da meine Hände damit gespielt haben. Große, silbern leuchtende Flügel die einen warmen, sicheren, scheinbar alles ausschließenden Kokon um unsere Körper bilden. „Willst du mich auch?" , fragt er mit leiser Stimme und ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Denn wie kann er daran zweifeln? Spürt er denn nicht das Rasen meines Herzens, dieses Stakkato ähnliche Trommeln? Ganz abgesehen von meiner harten Erregung zwischen seinen Fingern. „Ich...", ich bewege meine Hand durch seine Haare, streiche die andere ebenso hindurch. Seufzend schließt er seine Augen. Er ist so schön. Mein Blick fällt auf seine nun leicht zitternden Flügel. Er scheint mir so rein, so pur. Wie kann ich nur zu lassen, dass dies hier geschieht?

Ich kann das nicht...ich darf das nicht. Wir dürfen nicht..."

-------------Ende-------------

Ich schreie , während ich aus meinem Bett hochfahre. Schwer atmend schießt mein Blick umher. „Ein Traum...das war nur...ein...ein Traum..." flüstere ich atemlos stotternd. Ich fahre mir über mein, von Schweiß, nasses Gesicht. Schlage meine Decke zurück und sehe voller Abscheu auf meine Pyjamahose, welche immer noch eine prominente Beule zur Schau stellt. Von mir selbst angeekelt, mache ich mich eilig auf den Weg ins Badezimmer. Ich reiße mir Hose und Shirt vom Körper und steige unter die Dusche. Ich beiße die Zähne zusammen, als eiskaltes Wasser mich erschaudern lässt. Mein Rücken lehnt an den glatten Fliesen der Dusche. Langsam sinke ich auf den Boden.

„Nur ein dummer Traum. War alles bisschen viel...klar dreht mein Hirn da am Rad. Träume können irre sein..." flüstere ich gegen meine Knie, um die ich meine Arm lege. Er ist ein Engel. Er ist ein Wesen vom Geist der Liebe beseelt. Er ist dazu bestimmt die Welt ein Stück besser zu machen. Für viele Menschen!, verzweifelt raufe ich mir die Haare. Ich mag Henry. Er ist ein Mensch. Und ich mag Nathaniel. Offensichtlich liefern sich beide eine Art Kampf in meinem Kopf. Soweit so gut. So etwas kann vorkommen. Das man zwei mag und man sich halt entscheiden muss. Aber Nathaniel ist ein gottverdammter Engel!

Er ist MEIN Engel...flüstert eine verträumte Stimme in mir. Ich breche in Tränen aus, während ein irres Lachen mich zugleich schüttelt. Das ist wieder so typisch Ich. Hauptsache ich hab mehr Drama als die nächste Netflix Serie!

EngelsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt