Kapitel 14 -Elias- "Geh' deinen Weg"

77 28 52
                                    

„Boah...das war absolut fabelhaft! Köstlich!", seufze ich eine Stunde später, gesättigt von köstlichem Croque Monsieur nach originalem Rezept und einem tollen Rucola-Salat an französischer Vinaigrette. Henry lächelt mich zufrieden an „Gut, dann weiß jetzt ein Amerikaner mehr, wie es richtig geht!" „Auf jeden Fall!!", stimme ich zu und proste ihm mit meinem Glas zu. Henry beim Kochen zu sehen, war ein Erlebnis. Er ist durch die Küche gewirbelt, hat Zwiebeln geschnippelt und Sauce gekocht, Käse gerieben und auch zwischendurch sauber gemacht! Miss Roberts wäre begeistert!

Ich bin es natürlich auch. Neben der ganzen Zauberei in der Küche, hat er mir etliche Fragen beantwortet. Ich weiß nun das er Erdbeeren liebt, aber Himbeeren hasst. (Okay...kleiner Minuspunkt hier für ihn!) Er mag jegliches Gemüse und isst nur selten Fleisch. Aber wenn, dann gutes. So wie der edle Schinken, welchen er für unser Essen gekauft hat. Er ist gerne zur Schule gegangen, mag die Universität und hat zu Hause eine Menge Freunde. Er liebt klassische Musik. Ich wäre fast ausgeflippt vor Freude darüber! Ich meine als jemand der selbst Piano spielt, liebe ich klassische Musik natürlich. Jedoch in meinem Alter jemandem zu begegnen, der dies genauso tut, ist schon schwierig.

"Aber jetzt habe ich dich die ganze Zeit mit Fragen gelöchert und du hast auch noch gekocht! Also lässt du mich nun den Abwasch machen, beziehungsweise alles in den Geschirrspüler räumen und suchst etwas Musik raus okay? Ich hab eine große Sammlung." Ich zeige auf das lange und hohe Regal in meinem offenen Wohnzimmer, welches die gesamte Wand gegenüber der Terrassentür einnimmt.

„Ich kann helfen!", er springt sogleich auf. „Wage es nicht Monsieur! Du hast heute mehr als genug für mich getan, jetzt bin ich dran!", sage ich streng und scheuche ihn hinüber ins Wohnzimmer. Lachend geht er schließlich zu meiner Musikecke hinüber.

„Läuft doch ganz hervorragend!" Ich sehe hinüber zu Nathaniel, welcher irgendwann während des Essens aufgehört hat uns im Essbereich zu beobachten und verschwunden ist. „Wo warst du?" „In deinem Zimmer. Privatsphäre und so?!" „Aber du wolltest helfen! Ich hätte mich zum Trottel machen können!" Ich weiß selbst nicht, warum ich ihn jetzt so angehe. Es ist ja wirklich alles glatt gelaufen. Ich habe mich ja gut gefühlt, gelacht. Wahrscheinlich auch geflirtet. Also warum stört es mich, dass er uns alleine gelassen hat? Ist ja nicht als müsse man befürchten, Henry könne ein Sexualstraftäter sein. Gerade da er ein Austauschstudent eines angesehenen internationalen Programms ist, kann man sicher sein, dass er ein vorbildlicher junger Mann ist. Also im Sinne von nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein.

Nathaniel hebt nun eine Braue. „Ich hätte geholfen wenn nötig. Doch alles was ich gehört und wahrgenommen habe, bevor ich ging, war eindeutig. Ihr habt eine gute Basis. Meine Aufgabe ist es schließlich nicht, dich perfekt erscheinen zu lassen. Dir ist doch klar das ich gehe, sobald es läuft? Ab dem Moment, an dem ihr euch für einander entscheidet, endet mein Einfluss. Ich darf dann nichts mehr tun." „Ich weiß. Freier Wille und so. Entschuldige!", grummelnd räume ich den Geschirrspüler ein.

Da ist eine neue, unangenehme Spannung zwischen uns. Plötzlich möchte ich ihn nicht hier haben. Ich habe seine Hilfe gar nicht gebraucht. „Weißt du, es ist okay wenn du jetzt gehst, weg fliegst oder was auch immer. Ich bin sicher, du magst auch lieber woanders sein. Deine Freunde treffen, anstatt hier stummer Wächter zu spielen."

Ich habe kurz das Gefühl, er möchte widersprechen. Doch dann ist dieser Moment vorbei und der Ausdruck seines schönen Gesichts wird kühl.„Selbst verständlich gehe ich, wenn du das möchtest. Du willst wahrscheinlich wirklich allein mit Henry sein. Denk aber dran, manchmal ist es besser mit Intimitäten zu warten." Mir fällt glatt die Kinnlade hinab. Das hat er jetzt nicht ernsthaft gesagt?! „Sag' mal...ich glaub ich spinne?! Ob und wann ich mit Henry intim werde, geht dich ja wohl mal gar nichts an! Manchmal passt es halt sofort, ist es nicht genau das was du mir auch gepredigt hast?!"

EngelsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt