Liebes Tagebuch, Freitag, 31. März 2023
Endlich. Gerade habe ich die letzte Prüfung hinter mich gebracht. Liebeslyrik. Ganz toll. Aber ich glaube ich hab' das melancholische Gedicht ganz gut interpretieren können. Mel sah dagegen recht verzweifelt aus und hat mir einen ungläubigen Blick zugeworfen, als ich abgegeben habe.
39 Tage. 936 Stunden, sind vergangen seit ich Nathaniel aus meinem Leben davon fliegen sah. Die Tränen die ich die ersten Tage vergossen habe, waren wohl genug um ein neues Meer zu füllen. So drückt es Mel wenigstens aus. Noch immer bin ich meiner Seelenschwester dankbar, dass sie einfach da war. Sie hat gar nicht gefragt. Sie hat sich neben mich ins Bett gelegt, mich gehalten. Hat dafür gesorgt,dass ich esse, trinke und mich reinige. Hat geduldig gewartet, bis ich endlich reden konnte. Natürlich konnte ich ihr nicht alles erzählen. Ich sagte ihr der Typ aus dem Bus wäre mir wieder über den Weg gelaufen und wir wären uns emotional näher gekommen. Ich sagte ihr, er komme aus komplizierten Verhältnissen und könnte daher nicht für mich sein, was wir beide uns wünschen.
Sie motzte mich nicht einmal dafür aus, dass ich ja irgendwie mit Henry gespielt habe. Natürlich habe ich ihr auch versichert, gehofft zu haben er würde den anderen aus meinem System verdrängen. Sie war nicht wütend, dass ich ihr nichts gesagt habe. Sie meinte nur zu mir, Freunde müssten einander nicht immer alles sofort erzählen, sondern sich darauf verlassen Dinge zur genau richtigen Zeit zu erfahren. Wir müssen zulassen können, dass unsere Freunde ihr Leben selbst gestalten.
Ach ja. Meine Mel. Die platonische Liebe meines Lebens. Was wäre ich nur ohne sie?
Als ich ein paar Tage später wieder in die Uni ging, war Henry liebenswürdig und charmant wie immer. Das er so leicht mit mir umgehen kann, bedeutet für mich viel. Er ist nicht nachtragend und ebenso nicht schadenfroh, dass es mit dem anderen nicht geklappt hat. Ich glaube durch seine eigene Geschichte ist Henry jemand, der sich sehr langsam verliebt. Zum Glück ist er mir also nicht hilflos verfallen und wer weiß? Vielleicht wird doch noch was aus uns? Nicht dass ich dies gerade fokussiere. Nein. Ich habe versprochen glücklich zu sein. Und eine Beziehung in der ich nicht 'all-in' bin, würde mich einfach nicht glücklich machen.
Ich freue mich jetzt auch tatsächlich auf die Ferien. Erst werde ich meinen lang geplanten Urlaub in der Karibik endlich nachholen. Allein. Mel macht den ersten Monat der Ferien ein Praktikum in New York bei der Times. Wenn ich zurück bin, fahre ich dann zu ihr und gemeinsam fliegen wir dann in unsere Heimat, um uns die restlichen Ferien von ihrer Mom füttern zu lassen. (Ernsthaft für Mama Miller sehen wir IMMER halb verhungert aus!)
Ich finde ich mache mich gut, dafür dass mein Herz gefühlt in aber Millionen winzig kleine Splitter zerfallen ist. Oft kommen mir jedoch die Tränen. Bei romantischen Filmen, bei Musik oder wenn ich ein Paar sehe, welches besonders liebevoll miteinander ist. Doch ich hab' schließlich Erfahrung mit Trauer. Ich weiß ich schaffe es. Ich bin es ihm schuldig. Ich möchte auch für ihn das Leben führen, welches ihm niemals vergönnt war.
Da war das Signal, die Prüfung ist endgültig vorbei. Also muss ich meiner Mel jetzt wahrscheinlich den größt-möglichen Eisbecher beschaffen.
Bis bald, dein Elias
Ich packe mein Tagebuch in seine Schutzhülle, packe es in meine Tasche und stehe auf um gleich vor der großen Tür auf Mel und die anderen zu warten. Henry und Valentina haben ihre Prüfung in Literaturpolemik nur ein paar Säle weiter geschrieben und stoßen somit gemeinsam mit Mel zu mir. Henry lächelt mich wie stets freundlich an. Ich wünschte ich könnte schon so weit sein. Mel allerdings gibt mir auch immer zu Bedenken, dass wir nun Freunde sind und ob Freundschaft nicht gar wichtiger ist. Da langlebiger, ihrer Meinung nach. Ich dagegen befürchte auch, dass alles was ich jemals für den charmanten Franzosen fühlen könnte, stets von Nathaniels Glauben an unsere Chance beeinflusst ist.
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Engelsherz
Romance!!!Mein Beitrag zum Open Novella Contest 23!!! Ich habe folgenden Schreibvorschlag genutzt: Nummer 10 : Endlich hast du den Mut aufgebracht, die süße Person anzusprechen, die du jeden Tag im Bus siehst. Ihr Gesicht verfinstert sich und sie antwortet...