Ich lasse die Sonne auf mein Gesicht und meine Flügel scheinen und komme nicht drum herum den neuen Schimmer auf einigender vormals lädierten Federn zu bewundern. Ich heile. Wenn das alleine schon von der Aussicht auf ein Date passiert, kann ich erwarten nach dem Date am Samstag geheilt zu sein.
Es irritiert mich fast ein wenig. Elias kennt Henry noch gar nicht und doch scheint in seinem Herzen schon Liebe für den Franzosen zu wachsen. Denn nur von der Vorfreude werden meine Flügel kaum heilen, oder?
Ich sollte glücklich sein. Liebe ist wichtig und schön. Ich schüttele meinen Kopf. „Du hast nur Angst davor dass wieder etwas passiert. Aber du kannst es nicht kontrollieren!" sage ich mit fester Stimme zu mir selbst. Ich darf meiner Angst keine Macht geben, sonst könnte sie sich auf Elias übertragen und ihn verunsichern. Liebe war immer die mächtigste Sache der Welt für mich, bis der schreckliche Vorfall meine Sicht änderte und Liebe zur zerbrechlichsten Sache für mich wurde.
Was macht mir mehr Angst? Dass ich Recht haben könnte und Elias zerbricht, oder dass ich Unrecht haben könnte und Elias mit Henry glücklich wird? Ich blinzele in die Sonne. Was für absurde Gedanken sind das nur? Warum sollte ich Angst haben, wenn Elias und Henry eine große Liebesgeschichte erleben? Genau dies ist doch ein Grund für meine bloße Existenz. Und Elias würde auch an einer gescheiterten Beziehung nicht zerbrechen, er ist stark.
Aber ich möchte nicht, dass er verletzt wird. Der Gedanke schmerzt zu sehr. Nein! Elias hat gelernt genauer hinzusehen, er würde die Zeichen erkennen. Er fällt nicht noch einmal auf jemanden herein. Und er ist bereit zu springen, bereit zu vertrauen. Also sollte ich es auch sein.
„Ach verdammt! Nicht sein Ernst!" Elias Ruf von drinnen schreckt mich aus meinen Gedanken aus und besorgt eile ich zurück zu ihm. Ich halte mich nicht mit der Terrassentür oder dem Fenster auf, sondern gleite schlichtweg hindurch.
„Was ist los?", will ich wissen und sehe Elias an, welcher mit herab geklappten Kiefer zu mir schaut. „Das ist so cool! Wie ein Marvelheld!" Ich ziehe eine Braue hoch und mache eine wegwerfende Handbewegung. „Nun sag schon, was regt dich so auf am frühen Morgen?" „Ach..." irritiert wedelt er die Hände über seinem Handy, welches auf dem Bett vor ihm liegt. „Freitags habe ich immer ein Doppelseminar. Vier Stunden Semantik und dann gleich die dazu gehörige Übung hinterher. Und nun ist der Professor krank. Das Seminar entfällt. Zudem können seine Assistenten die anschließende Übung auch nicht durchführen, da wir heute einen neuen Themenblock anfangen sollten. Sie können nicht vorgreifen, ohne dass der Professor das Thema begonnen hat. Verdammt. Und so etwas passiert natürlich immer, wenn die Zeit sowieso knapp ist. Wir haben ja nicht mehr allzu lange bis zu den Prüfungen!"
Er reibt eine Hand über sein Gesicht. Vorsichtig lasse ich mich ihm gegenüber in den Schneidersitz sinken. „Okay. Ich verstehe dass dies ärgerlich ist, aber es ist auch kein Weltuntergang. Ich habe das Gefühl es geht dir um mehr?" Er versteckt sein Gesicht weiterhin in der Hand. „Hmmm. Mit dem Seminar und der Übung wäre ich beschäftigt gewesen und könnte mir nicht zu viele dumme Gedanken wegen morgen machen." „Bist du etwas nervös?" frage ich und schrecke zurück als er vom Bett aufspringt. Seine sonst so freundlichen Augen, funkeln nun wütend. „Ja verdammt! Was glaubst du denn? Mein letztes Date ist zwei Jahre her. Klar hatten Jeremy und ich auch Dates,aber da waren wir halt ein Paar. Aber das jetzt ist ein echtes Date. Zum Kennen lernen, Fragen stellen und beantworten. Was wenn wir gar nichts gemeinsam haben? Was wenn er Vegetarier ist, während ich gern einen saftigen Cheeseburger mag? Was wenn er Herr der Ringe blöd findet? Was wenn er sagt ich bin ein Nerd, weil ich alle Marvel-Filme auswendig kenne? Was...?" Ich springe auf, sage „STOP!" und ergreife sein Gesicht. „Ruhig! Atme ganz tief ein...." Elias folgt meiner Anweisung. „Gut. Und nun wieder aus...ein...aus..."
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Engelsherz
Romantizm!!!Mein Beitrag zum Open Novella Contest 23!!! Ich habe folgenden Schreibvorschlag genutzt: Nummer 10 : Endlich hast du den Mut aufgebracht, die süße Person anzusprechen, die du jeden Tag im Bus siehst. Ihr Gesicht verfinstert sich und sie antwortet...