Amalia Amaryllis Delacour
Für genau fünf Sekunden starre ich meinen Vater an, bevor ich aufstehe und zur Tür steuere.
Genug ist genug.
»Amalia!«, schimpft er.
Direkt vor der Tür bleibe ich stehen, drehe mich schwungvoll um und korrigiere ihn mit zischender Stimme: »Ama-li-a!« Kurz atme ich durch und versuche mich zu beruhigen – vergebens. »Wenn du schon bereit bist, mich und meinen Körper auszunutzen, dann lern wenigstens meinen Namen.«Er lüpft seine Brauen. »Wie wagst du es mit deinem Vater zu sprechen?«
»Wie wagst du es, deiner Tochter zu befehlen gegen ihren Willen jemanden zu verführen und auszunutzen?« Verächtlich schnaube ich. »Ob du es glaubst oder nicht, aber nicht jeder ist ein emotionsloses Wesen wie du.« Ohne ihm die Chance zugeben, mich anzuschnauzen, drücke ich die Türklinke runter und stolziere schnellen Schrittes davon.»Wehe, du enttäuschst mich!«
Trotz meines Ausbruchs interessiert ihn lediglich meine Aufgabe.Blanke Wut tummelt sich in meinem Magen, verknotet sich, rast durch meine Adern und benebelt meinen Kopf. Seit meiner Geburt tue ich nichts anderes, als zu versuchen, seine Erwartungen zu erfüllen. Jahrelang reiße ich mir schon den Arsch auf und nie ist es genug. Scheiße, dass ich nicht einmal das erste Mal, dass ich meinen Körper zu seinen Gunsten einsetzen soll! Wie oft hat er mich mit kurzem Rock aufs Tennisfeld beordert! Wie oft hat er mich angewiesen, mit einem engen Kleid am Geschäftstreffen im Restaurant teilzunehmen! Wie oft hat er mich wie eine Marionette behandelt!
Wie oft habe ich mich demütigen lassen und genau getan, was er verlangte!
Dieses Mal wird es anders sein.
Oh, ich werde diese verdammte Modeshow mit Ellion planen – aber nach meinen Wünschen. Diese Modenshow wird ein Ellion und Amalia Original. Kein Abklatsch von den Modenshows meines Vaters.
»Oh, Gott!!« Überrascht keucht Iyana auf. Sie hat mich in Windeln gesehen, hat mich getröstet, wenn ich weinte und in die Arme genommen, wenn ich Angst hatte, aber nie, nie hat sie mich wütend gesehen. »Was ist geschehen? Willst du Tee? Soll ich-«
Ohne anzuhalten unterbreche ich sie: »Schicke mir mein Poesiealbum per Post.« Ich reiße die Tür auf und trete in die frische Abendluft hinaus.
»Aber-?!«
Mehr höre ich nicht. Die Tür fällt hinter mir zu.Von dem Knall schreckt Francois auf, der zuvor an der Limousine lehnte. Entsetzt schnappt er nach Luft, wirft seine Zigarette auf den Boden und tritt diese unbeholfen mit rot anlaufendem Kopf aus. »Entschuldigung, Mademoiselle.«
Ich lasse ihn nicht einmal die Möglichkeit mir die Tür aufzuhalten, sondern steige alleine ein. Als er flach atmend selbst einsteigt, sage ich: »Wenn du es schaffst, in einer halben Stunde mich zum Internat zu fahren, ist mein Mund versiegelt.«Obwohl er weiß, dass es sich hierbei um eine leere Drohung handelt, erreichen wir in zwanzig Minuten das Internat.
»Wo warst du?«
Nach dem heutigen Tag habe ich weder die Kraft, noch die Lust auch nur meine Augen zu verdrehen. Stattdessen sage ich tonlos: »Du siehst deinem Vater in Echt noch ähnlicher aus als gedacht.« Ohne Ellion einen zweiten Blick zu schenken, ziehe ich meinen Schlüssel aus meiner kleinen Handtasche und öffne die Tür zu dem Apartment, welches Xenia und ich uns teilen.
Normalerweise ist es üblich, sich das Zimmer mit einem Studenten desselben Jahrganges zu teilen, jedoch wurden Xenia und mir eine Ausnahme erlaubt, da unsere beiden Jahrgänge aus einer ungeraden Zahl bestehen. Xenia ist erst im vierten Semester, während es für mich heute der erste Tag des sechsten und letzten Semesters ist.
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The Love Game
Romance--- academic rivals to lovers --- Amalia Delacour und Ellion Girard sind wie zwei Seiten einer Münze. Sie beide sind die bekanntesten Schüler der Modeschule Fashion Society und die Kinder von den CEOs der zwei führenden Modeunternehmen. Nichtsdest...