The Love Game

Kapitel 15

Amalia Amaryllis Delacour

»Wofür war ich mit dir auf einem Date?«, zische ich Ellion an.

Wir sitzen im Starbucks und vor uns stehen zwei leere Getränkebecher. Nur mit Mühe widerstehe ich meinem Impuls, nach dem Plastikbecher zu greifen und ihn vor aller Augen zu zerdrücken.

»Sag mir, Ellion«, fahre ich fort, als er mir nicht sofort antwortet, »wofür habe ich einen Dating-Skandal riskiert?«
»Es ist ja wohl nicht meine Schuld, wenn deine vorgeschlagenen Designer alle Müll sind.«
Ich krieg die Krise. Wirklich.

»Willst du mich eigentlich verarschen?«, fauche ich, wobei ich mich um eine möglichst leise Stimme bemühe. »Du hast gesagt, ich würde den Designer bestimmen dürfen, wenn ich mit dir auf ein Date gehe! Das habe ich getan, also halt du auch dein Versprechen ein!«
»Du hast das Date vorzeitig verlassen.« Ein Schatten huscht über sein Gesicht, noch ehe er den Satz beendet, als würde er ihn bereits bereuen. Er knirscht mit den Zähnen.

»Du kannst gottfroh sein, dass unsere Getränke schon leer sind, sonst dürftest du dir nicht nur neue Klamotten suchen, sondern würdest Gefahr laufen, bei der Kälte dir noch eine Erkältung zu holen.«
Er zuckt mit den Schultern, als kümmere ihn das einen Scheißdreck. Er verhält sich heute generell eigenartig. Nachdem ich ihm von dem Rosen­wasser-Getränk erzählte, hat er mir während der gesamten Vorlesung ständig undeutbare Blicke zugeworfen. Als er mich später wieder vor meinem Apartment abgeholt hat und wir gemeinsam zum Starbucks liefen, war er fast die ganze Zeit still. Ellion ist nicht still. Er ist laut, aufbrausend und flirtet rund um die Uhr.
Nur heute nicht.

Nerven tut er dennoch genauso wie zuvor. Obwohl er kaum etwas sagt, ist es ihm – oh, Wunder – mal wieder gelungen, mich zur Weißglut zu bringen. Und das, obwohl ich die Güte in meinem Herzen gefunden habe, ganze sieben Designer zur Auswahl zu stellen, damit wir uns gemeinsam auf einen einigen könnten, anstatt dass ich den Designer ganz alleine bestimme. Nur hat Ellion jeden einzelnen schlecht geredet. Es ist, als würde er erst gar keine Modenshow planen wollen!

»Ellion.«
Als hätte ich ihn aus einem Tiefschlaf gerissen, zuckt er bei der Nennung seines Namens zusammen und starrt mich mit großen Augen an.
Ich seufze, plötzlich schrecklich müde. »Der Deal bestand darin, dass ich mit dir auf ein Date gehe und dafür einen Designer aussuchen darf. Wir haben nie besprochen, wie lange dieses Date gehen muss. Davon abgesehen, habe ich dir sogar die Möglichkeit gegeben, bei der Wahl des Designers mitzureden. Ich habe also meinen Part der Abmachung mehr als erfüllt. Würdest du dich jetzt endlich mal zusammenreißen, damit wir weiter unsere Show planen können? Die Zeit steht nämlich nicht auf unserer Seite.«
»Es tut mir leid«, lenkt er auf einmal knirschend ein.

Überrascht blinzele ich. Ich schaue Ellion an, dann nach rechts, nach links und wieder nach vorne zu Ellion. Habe ich mich verhört oder hat Ellion Girard sich gerade wirklich entschuldigt? Bei mir? Seiner Rivalin? »Bitte was?«
»Du hast mich gehört.« Sein kühler Blick liegt auf mir. Es ist, als würde ich auf eine leblose Statue blicken. »Es tut mir nicht leid, dass ich deine Wahl von Designern ablehne. Wir beide wissen, dass das bestenfalls B-Promis unter den Designern sind.« Ich öffne meinen Mund, doch er streckt seinen Arm aus und sagt: »Und komm mir jetzt nicht wieder mit dem Argument, dass die besten Designer bei anderen unter Vertrag stehen, gerade beschäftigt sind oder einfach nicht für eine im Verhältnis kleine Modenshow mit geringer Gage arbeiten würden.«

Ich starre ihn, als hätte er den Verstand verloren, was offensichtlich auch der Wahrheit entspricht.
Der denkt doch nicht etwa, dass wir eine:n der besten Designer:innen überzeugen könnten, für zwei Studenten innerhalb weniger Monate eine ganze Kollektion zu entwerfen?
Klar, wir sind die Erben von zwei der größten Modeunternehmen der Welt, jedoch sind wir immer noch Studenten. Kollaboration der Konzerne hin oder her.