Ellion Antoine Girard
»Klopf, Klopf«, öffne ich die Tür (ohne anzuklopfen) zu Amalias Schlafzimmer – oder soll ich es lieber Schlafgemach nennen? Das mittig stehende rosa Himmelbett ist umrandet von einem weißen Nachtisch auf der einen Seite und Schminktisch auf der anderen. Um die Ecke neben dem Nachttisch fällt der erste morgendlichen Sonnenschein durch das große Fenster. Am anderen Eck des Fensters steht ein rosa Sessel, neben dem sich ein ordentlich sortiertes Buchregal hoch türmt. An das Buchregal reihen sich zwei Schränke im Barockstil und noch ein weiterer gleichhoher Schrank mit Glaswand, durch welche man ihre Schmuck- und Schuhsammlung begutachten kann. An der letzten Wand, die mit schwarz-weißen Modebildern beschmückt ist, steht der Schreibtisch. Zusätzlich wurde nebendran ein hoher goldener Spiegel aufgestellt, der das Licht des Fensters auffängt und damit das Gemach erhellt.
Amalia dreht ihren Kopf vom Schminktischspiegel zu mir, ohne sich beim Rouge auftragen stören zu lassen. »Betrete noch einmal ohne meine Erlaubnis mein Zimmer und ich werde dir deine Augenbrauen abrasieren.« Das apricotfarbene Rouge ist farblich mit dem Unterbrust-Korsett abgestimmt, das sie über dem weißen XXL-Hemd geschnürt hat. Zudem trägt sie über schwarze Strumpfhosen weiße kniehohe Stiefeletten.
Ich ziehe meine Brauen nach oben. »Wenn du willst, dass abrasierte Brauen der neue Trend werden, mach ruhig.«Schnaubend wendet sie sich wieder ihrem Schminktisch zu, nimmt einen flachen Pinsel und setzt mit einem Highlighter glitzernde Akzente auf ihr Gesicht. »Ich werde nachher mit Xenia ein ernstes Wort sprechen müssen.«
»Sie hat mich nicht freiwillig rein gelassen.« Lässig lehne ich mich an die Tür und überkreuze dabei meine Beine. »Als du fünf Minuten nach abgemachtem Zeitpunkt nicht rauskamst, habe ich geklopft und bin direkt an ihr vorbeigeschneit.«Amalia schaut an mir vorbei, als würde sie wissen wollen, ob Xenia noch immer im Eingangsbereich steht. Schließlich zuckt sie mit den Schultern. »Ich brauche noch zehn Minuten bis ich meine Haare gerichtet und Schmuck ausgesucht habe.«
»Mach daraus fünf.« Mit diesen Worten schließe ich hinter mir die Tür, gehe aus dem Apartment raus und warte im belebten Gang des Internates auf sie. Mein Blick schweift über die hellen Wände des Internats, deren Tristheit nur durch große Fenster durchbrochen wird. Das goldene Sonnenlicht fällt auf den glänzenden weißen Marmorboden. Die einzigen Dekorationen stellen im weitesten Sinne die goldenen Kronleuchter und die verschnörkelten goldenen Geländer der Treppen dar. Nicht, dass Dekoration nötig sei. Die Studenten selbst sorgen dafür, dass das Internat niemals eintönig oder langweilig wirkt.Die Outfits welche manche Kommiliton:innen anhaben, könnten genauso gut auf Laufstegs getragen werden. Von Prinzessinnenkleider (getragen von Frau wie auch Mann), über neonbunte Hip-Hop Klamotten bis hin zu Outfits, die genauso gut Strippern gehören könnten, gibt es alles. Just in diesem Moment läuft an mir Marie vorbei, deren Outfit aus einem hellgrünen Cocktail-Kleid mit ellbogenlange Spitzenhandschuhe, glitzernden Strumpfhosen, Sandalen, Edelsteinschmuck und silbernen Elfenohren besteht. Ihr blondes Haar zurückstreichend, lächelt sie mich schüchtern an. Ich lächle zurück, woraufhin sich ihr Lächeln vergrößert.
Nachdem ich bestimmt hundert weitere Kommiliton:innen begrüßt habe und ich schon müde vom Lächeln bin, öffnet sich endlich die Tür und Amalia tritt heraus.
Dio santo!
Sie sah schon gestern gut aus, aber das heutige Outfit erschwert es mir noch mehr, meine Bewunderung zu verstecken. Das Licht fällt auf sie und auf dem aprictofarbenen Unterbrust-Korsett werden goldglitzernde Elemente sichtbar. Das Korsett umschmeichelt nicht nur ihre dünne Taille, sondern betont ebenso ihre leicht gebräunte Haut. Die weißen Stiefeletten heben hingegen ihre langen Beine hervor. Selbst ihre Nägel hat sie weiß lackiert. Zusätzlich hat sie sich ihren typisch goldenen Schmuck angelegt, also zwei Ketten, lange Ohrringe und einen Ring. Innerhalb der kurzen Zeit hat sie es wie durch ein Wunder vollbracht, ihre prächtig langen Haare zu einem ordentlichen Dutt zu binden, wobei ihre vorderen Strähnchen in Wellen heraushängen und ihr schmales Gesicht umrahmen.
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The Love Game
Romansa--- academic rivals to lovers --- Amalia Delacour und Ellion Girard sind wie zwei Seiten einer Münze. Sie beide sind die bekanntesten Schüler der Modeschule Fashion Society und die Kinder von den CEOs der zwei führenden Modeunternehmen. Nichtsdest...