Kapitel 13

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Amalia Amaryllis Delacour

Meine Hände sind zu Fäusten geballt, meine Gel-Nägel graben sich in mein Fleisch. Schmerz pocht in meiner Handfläche, stumpf und schnell. Ich spüre ihn kaum. Mein Gehirn ist überall, nur nicht hier, in Professor Bradfords Vorlesung.

Professor Bradford könnte sich vor aller Augen in einen grünen, schleimigen Alien verwandeln und ich würde es nicht mitbekommen. Dafür aber bin ich mir Ellions Präsenz neben mir nur allzu sehr bewusst.
Er treibt mich in den Wahnsinn.

Vor einer Woche war ich noch in Mailand und habe mein Leben genossen. Ich wünschte, ich könnte zurück. Ich möchte überall hin, nur weg von hier.

Gestern noch, da war er mir viel zu nah. Dieser Kuss auf die Wange! Was hat er sich nur gedacht?
Direkt nach dem Wangenkuss zischte ich ihm zu: »Was war das?« Wie in Gift getunkte Pfeile schossen die Worte aus meinem Mund.
In seinen Augen, diese zauberhaften jadegrünen Augen, hat sich etwas aufgetan. Wie ein Sturm, der aufbrauste und das Grün in Grau verblasste. Er zuckte mit den Schultern. »Ein Stunt. Gute Promo.«

Das war das zweite Mal, dass ich ihn ohrfeigte.

Dieses Mal fiel die Ohrfeige glimpflicher aus, aber nicht weniger schmerzhaft. Nachdem ich ihm gestern die erste Ohrfeige verpasste, da brannte meine Handfläche.
Bei der zweiten Ohrfeige, da stand mein Herz in Flammen.

»Mit mir spielt man nicht!«, habe ich ihn angeschrien. »Ich habe dir gesagt, dass ich niemals eine Fake-Beziehung führen würde, also halt dich verdammt nochmal von mir fern!«
Es war reines Glück, dass gleichzeitig eine Achterbahn vorbeifuhr und die Schreie meine Worte verschluckten. Sonst hätte selbst mein spitzen PR-Team kaum die Gerüchte im Zaun halten können.

Bereits jetzt sind Gerüchte im Umlauf.
Vorhin, als ich zähneknirschend zur Vorlesung brauste, da habe ich trotz meiner Geschwindigkeit und meinem laut klopfendem Herzen die Stimmen gehört.

»Ellion und-? Nein, niemals!«
»Die Schlampe?!«
»Verarsch mich nicht!«
»Am Valentinstag!«
»Glaubst du es wirklich?«
»Ellion hat einen besseren Geschmack!«

Das waren nur einzelne Gesprächsfetzen, die ich aufgefangen habe, aber sie haben gereicht, um mein Blut zu erhitzen, bis ich mit einem Blutstropfen einen ganzen Wald in Feuer setzen könnte.

Es ist ein Wunder, dass bis auf zwei verschwommene Bilder, auf denen man uns kaum erkennt, keine weiteren verbreitet wurden.

Gestern erhielt mein PR-Team einen persönlich von mir beantragte Sonderzahlung, die über einen Monatslohn hinausgeht.

Mein rationaler Verstand möchte mir weis machen, dass die Gerüchte bald versickern und vergessen sind – und selbst wenn nicht, wen kümmert es? Es waren schon schlimmere Gerüchte über mich im Umlauf.
Aber das war früher. Anfangs, als ich mir mein Imperium noch aufbaute.
Seit ich meine Position als die Königin der Akademie eingenommen habe, wagt es niemand mehr, ein Gerücht in die Welt zu setzen. Oh, das heißt nicht, dass sich nicht das Maul über mich zerrissen wird, aber wenn, dann nur mit wahren Geschehnissen, mit unwiderlegbaren Beweisen.

Normalerweise würde niemand auch nur eine Sekunde daran glauben, dass Ellion und ich gemeinsam im Disneyland waren, jedoch hat es Aufsehen erregt, als sich herumsprach, dass wir Partner getauscht haben und nun das Abschlussprojekt gemeinsam machen.

Selbstverständlich werde ich als die Böse dargestellt, die Ellion gedroht haben muss. Schließlich bin ich ja so besessen davon die Erste zu sein, dass ich sogar das Übel auf mich nehmen würde, mit Ellion zusammen zu arbeiten.
Reiner Bullshit.

The Love GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt