4. Wie ein Dilemma auf das nächste folgt

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Am Abend hatten sie schließlich sanft kuschelnd in den Schlaf gefunden.

Geweckt wurden beide eher unsanft vom Klingen von Bobs Handy. Der Dritte stöhnte. "Wer stört meinen Schönheitsschlaf?" 

Trotzdem setzte er sich auf, obwohl ihm in diesem Moment nichts ferner lag, als seine Position zu ändern. Als er seine Brille auf der Nase hatte und Justus' Namen auf dem Display sah, seufzte er noch ein weiteres Mal. 

"Was ist denn los?", nuschelte Peter schlaftrunken und tastete mit halb geschlossenen Augen nach dem neben ihm liegenden Bob.

"Just", erwiderte der dritte Detektiv knapp und hob ab.

"Na endlich bekomme ich dich mal an die Strippe, ich dachte schon, du würdest nicht rangehen. Was hältst du von einem Treffen im Eiscafé? Soweit ich es derzeit überblicken kann, liegt uns aktuell kein Fall vor, also können wir getrost die Ferien genießen."

"Natürlich, gerne. Um wie viel Uhr denn?", hakte Bob nach.

"Wie wäre es, wenn wir uns in einer Stunde vor dem Eiscafé treffen?"

"Geht in Ordnung."

"Dann muss ich jetzt nur noch Peter versuchen zu erreichen", sinnierte der Erste vor sich hin.

"Das kannst du dir sparen, Just. Er liegt neben mir, da habe ich den kürzeren Weg", lachte Bob.

"Ich will es gar nicht wissen!", rief Justus prompt aus.

"Also ich weiß ja nicht, ob du dachtest, dass ich dich in die Einzelheiten unseres Privatlebens einweihe, aber ehrlich gesagt hatte ich das nicht vor", grinste der Dritte erneut.

"Beruhigend", murmelte Justus und legte auf.

Bob überkam eine Welle schlechten Gewissens. Schlossen sie Justus zu sehr aus? Aber er hatte keine Informationen über ihr Privatleben preisgegeben und auch sonst versucht, sich mit Andeutungen zurückzuhalten. Er wusste, dass Justus an Eifersucht litt und sich anscheinend in der Anwesenheit seiner beiden Freunde öfter fehl am Platz fühlte. Vielleicht sollten sie ihn verkuppeln.

"Was hat Just gesagt?", nuschelte Peter immer noch sichtlich müde und unterbrach damit Bobs Gedanken.

"Er wollte sich mit uns in einer Stunde im Eiscafé treffen", antwortete der dritte Detektiv.

"Bis dahin können wir uns ja noch eine schöne Zeit machen",  grinste der Zweite plötzlich hellwach und legte seine Hände auf Bobs Po. 

"Ich schätze dein Engagment in Sachen Beziehungsarbeit sehr, aber ich würde gerne vor unserem Treffen noch duschen", entgegnete der Dritte und stand langsam auf.

"Na gut", murmelte Peter und zog eine Schnute.

"Schmollst du etwa?", lachte Bob.

"Ich doch nicht", lächelte der Zweite und nur eine Sekunde später landete ein Kissen im Gesicht des Dritten.

Er fing es mit den Händen auf und warf es kopfschüttelnd zurück auf seinen Freund, ehe er sich schmunzelnd umdrehte und seinen Weg ins Bad antrat.

Das warme Wasser fuhr sanft seine Umrisse nach und es bildete sich nach und nach eine Pfütze in der Duschwanne. Der Abfluss musste auch mal gereinigt werden.

Bob schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich stattdessen auf das anstehende Treffen. Immer wieder dachte er an Justus und daran, wie verletzt er am Telefon geklungen hatte. Waren sie es ihm schuldig, sich in seiner Gegenwart zurückzuhalten?

Und womöglich war die ganze Sache mit Mrs. Heather auch noch nicht vom Tisch. Wie unter Strom wartete er auf einen Anruf seiner Eltern. Was würde er ihnen sagen? Die Wahrheit? Bob wusste es nicht. 

Mit den Händen fuhr er sich durch die durchnässten Haare. Es war wirklich zum Mäuse melken.

Die Duschtür quietschte erbärmlich, als er sie zur Seite schob, sich ein Handtuch vom Haken schnappte und seine Haut trocken rieb. 

Mit nassen Haaren und dem Handtuch um die Hüften kam er zurück in sein Zimmer, wo Peter am Schreibtisch hockte und in sein Handy vertieft war.

"Was machst du da?", fragte der Dritte, während er das Tuch zu Boden fallen ließ und in frische Kleidung schlüpfte.

"Ach, ich lese gerade nur einen Artikel", murmelte der zweite Detektiv, ohne überhaupt aufzublicken.

"Was für einen Artikel?", bohrte Bob nach.

"Hier steht, dass Homosexuelle eine höhere Chance haben, an Depressionen oder ähnlichem zu erkranken."

"Super, das ist genau die richtige Info am Morgen. Schönen Dank auch!" Die Stimme des Dritten klang wütender als beabsichtigt.

"Huch, was ist denn los?" Peter blickte erschrocken auf, stand auf und ging auf Bob zu.

"Ach, nichts", murmelte Bob leicht beleidigt.

"Glaub ich nicht", antwortete sein Freund und legte ihm die Hände auf die Schultern.

"Jaaa, hast ja Recht. Ich grübele nur schon wieder so viel nach. Ich mache mir Sorgen um Justus."

"Warum das denn? Redet er nicht so in Rätseln wie sonst?", lachte Peter kurz auf.

"Nein, das meine ich nicht. Er wirkte irgendwie verletzt, als ich ihm gesagt habe, dass du neben mir liegst. So, als wäre er eifersüchtig oder als würde er sich überflüssig fühlen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Und die Sache mit Mrs. Heather wird sicherlich auch noch ein Nachspiel haben. Alleine bei dem Gedanken daran dreht sich mir schon der Magen um", gab Bob zu.

Eine kurze Stille folgte. Der Zweite sah seinem Freund in die Augen und nahm ihn schließlich in den Arm. Strich mit seinen Händen sanft durch die nassen Locken des Dritten und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf.

"Mein kleiner Alles-Überdenker", begann er. "Für Justus ist die Situation noch ungewohnt, er wird sich aber sicher noch daran gewöhnen. Und ansonsten verkuppeln wir ihn einfach. Und in der Sache mit Mrs. Heather können wir nur abwarten. Aber egal, was diese Situation nach sich ziehen wird: Ich bin für dich da. Ich helfe dir, wo ich nur kann."

Der dritte Detektiv hob seinen Kopf, lächelte und erwiderte: "Ich wusste gar nicht, dass du so durchdacht sein kannst."

Peter lachte: "Ich auch nicht. Lass uns frühstücken gehen. Etwas zu Essen im Magen hätte ich schon gerne, bevor wir zum Eiscafé aufbrechen."

Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt