25. Special - Warum heute alles anders ist

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Justus drehte am Rad. Nicht wortwörtlich, aber der erste Detektiv stand aufgewühlt vor seinem großen Standspiegel und drehte sich hin und her. Das Hemd wollte beim besten Willen nicht zu seiner Figur passen, doch er hatte kein anderes und ein wenig elegant wollte er schon aussehen.

Resigniert blickte er auf den Kleiderhaufen neben sich, auf den er alles Anprobierte achtlos geworfen hatte. Nichts davon hatte ihn überzeugt.

Kritisch betrachtete er sich weiter und sog scharf die Luft ein. In einer halben Stunde musste er los. Und er fühlte sich überhaupt nicht bereit. Das vor sich selbst zuzugeben, war schon schwierig genug. Er als Detektiv hatte eigentlich immer einen Plan, doch nun fehlte ihm jegliche Ahnung, wie sich der Abend gestalten würde.

Er zerrte ein wenig an den Ärmeln des dunkelblauen Hemdes herum und entschied sich schließlich dazu, sie hochzukrempeln. Schon ein wenig besser, befand er.

Dann öffnete er noch den obersten Knopf. Und den darunter. Und schon fühlte er sich noch ein wenig besser.

Noch ein letztes Mal blickte er an sich herunter. Unter dem Hemd trug er eine schwarze Jeans. Hoffentlich war sie nicht zu ordinär. Doch Justus schüttelte den Gedanken ab. Mehr Unsicherheiten konnte er jetzt nicht gebrauchen.

Justus drückte auf den Lichtschalter und es wurde dunkel um ihn herum. Er ging aus seinem Zimmer und ließ seine durchwühlte Kleidung auf dem Zimmerboden zurück. Darum konnte er sich auch später noch kümmern.

Immer noch verwirrt und vor allem nervös tapste er die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und ließ sich im Wohnzimmer auf einen der braunen Ledersessel sinken. Doch kein bisschen Entspannung empfing ihn. Das letzte Mal in seinem Leben war er so nervös gewesen, als er sich mit Brittany getroffen hatte. Und daran wollte er nun wirklich nicht denken. Alleine, wenn er diesen Namen in Gedanken aussprach, wurde ihm übel.

Suchend blickte sich der erste Detektiv um, in der Hoffnung, etwas zu finden, um die Zeit totzuschlagen. Fehlanzeige. Resigniert ließ sich der Erste nach hinten fallen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Dann versuchte er, seinen Puls wieder in normale Bahnen zu lenken, ebenfalls vergeblich.

Gerade, als er beschließen wollte, dass Gefühle eben doch nichts für ihn waren und er den Abend absagen sollte, klingelte es an der Tür. Verwirrt öffnete Justus die Augen. Erwarten tat er eigentlich niemanden. Peter und Bob waren im Kino, seine Tante und sein Onkel auf einer Wochenendreise und ansonsten fiel ihm niemand ein, der zu dieser Stunde nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

Schulterzuckend stand er auf und lief in den Flur, um die Haustür zu öffnen. Dahinter kam zu seiner Überraschung einer grinsender Blondschopf zum Vorschein, der zu allem Überfluss auch noch sofort zu sprechen anfing: „Ich weiß, ich weiß. Es war anders abgemacht, aber ich dachte, ich bin mal ein Gentleman und hole dich zu Hause ab."

Perplex blieb Justus im Türrahmen stehen und blinzelte. Aber der blonde junge Mann blieb, wo er war. Das hier war kein Traum. Er hatte sich noch mehr vorbereiten wollen. Er hatte sich zurechtlegen wollen, was es zu sagen galt. Und jetzt hatte ihm das Schicksal eindeutig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einen ziemlich großen sogar.

„Hab ich dich jetzt so überrumpelt, Sherlock?", lachte Skinny, „Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht du zu verwirren bist."

Dieses Lachen. Es hatte den ersten Detektiv bis in seine Träume verfolgt und auch jetzt merkte er, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Am liebsten hätte er seinem Gegenüber die Tür vor der Nase zugeschlagen, doch stattdessen fragte er: „Willst du noch kurz reinkommen? Meine Tante und mein Onkel sind nicht da."

„Das lass ich mir doch nicht zwei Mal sagen", lautete Skinners Antwort.

Justus trat zur Seite und gab den Blick auf den Flur des Hauses frei. Der Blondschopf ging grinsend an ihm vorbei und blieb stehen, um sich seine Schuhe auszuziehen.

Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt