Peter und Justus saßen bei einer Cola in ihrer Hütte, als Bob wieder hineinschneite.
„Und Bob, warst du erfolgreich?", lautete die Begrüßung des ersten Detektivs.
„Und wie. Mina meinte, dass das Bild genauso aussieht wie der Mann, den sie gesehen hat. Wenn Harper diesen Mann schon einmal gesehen hat, haben wir vielleicht schon einen Hinweis", erläuterte Bob.
„Dann auf zu Harper!", schlug Peter vor.
~
Sie klopften an der Tür zur Hütte von Harper und ihrem Vater. Niemand öffnete. Sie klopften noch einmal. Es erfolgte keine Reaktion. Verwundert sahen sich die drei Detektive an.
„Natürlich muss sie nicht zu Hause sein, aber sie war doch so scharf auf neue Informationen von uns. Dann hätte ich von uns erwartet, dass sie da ist", sinnierte Bob vor sich hin.
„Und ihr habt nicht zufällig ihre Handynummer?", hakte Justus nach.
„Nein, leider nicht. Wir haben vergessen, sie danach zu fragen." Der Zweite schüttelte resigniert den Kopf.
„Dann lasst uns zurück zu unserer Hütte gehen und schauen, ob wir von dort aus etwas ausrichten können", schlug Justus vor.
Wieder in ihrer Hütte stutze der erste Detektiv. „Freunde, irgendwas ist anders. Hier war jemand. Da bin ich mir zu einhundert Prozent sicher."
Der zweite Detektiv rollte mit den Augen. „Du siehst Gespenster, Erster. Es ist alles so wie vorher. Die Couch steht an derselben Stelle, die Türen und die Fenster sind zu, der Laptop steht noch auf dem Beistelltisch."
„Der Laptop! Natürlich!", rief Justus aus.
„Jetzt dreht er völlig durch", raunte Peter seinem Freund zu.
„Der Laptop stand vorhin auf der Couch und nun steht er auf dem Beistelltisch. Ich gehe sofort nachschauen, ob ihn jemand gehackt hat."
Mit diesen Worten ging der Erste auf den Laptop zu, klappte ihn auf und gab das Passwort ein. Nach einigen Sekunden öffnete sich der Startbildschirm. „Hier ist eine Datei, Kollegen", murmelte er.
Die beiden Detektive setzten sich zu ihm und sahen eine Datei auf dem Bildschirm, die dort vorher noch nicht gewesen war.
„Sollen wir sie öffnen?", hakte Bob nach.
„Die Daten haben wir zu Hause auf einer Festplatte, da sollte nichts passieren. Wir sollten es riskieren."
Justus klickte das Icon an und ein Textdokument öffnete sich. Dort stand geschrieben: Wenn ihr Harper lebendig wiedersehen wollt, vergesst alles, was sie zu euch gesagt hat und verschwindet von hier.
Peter schauderte und schluckte merklich. „Leute, das wird mir doch ein wenig unheimlich. Zuerst verschwindet ein vierjähriges Kind und jetzt auch noch die Tochter von dem, den wir für den Täter gehalten haben. Der fällt ja nun als Verdächtiger raus. Was, wenn wir es mit einer ganzen Bande zu tun haben? Das ist zu viel für uns. Wir sollten wirklich abhauen."
Justus seufzte und erwiderte: „Es war mal wieder klar, dass das deine Einstellung ist, Peter. Aber ich glaube nicht, dass wir es mit einer Bande zu tun haben. Und ich wäre mir nicht so sicher, ob ich Ben Waters als Verdächtigen streichen würde. Womöglich blufft er nur und würde seiner Tochter gar nichts antun. Womgölich befindet sie sich aber trotzdem in seiner Gewalt. Und da er sich so gut mit Computer auskennt, liegt es nahe, dass er diese Nachricht auf unserem Laptop hinterlassen hat."
Bob warf ein: „Es könnte aber auch jeder andere sein. Wir haben nichts gegen Ben Waters in der Hand. Da die Türen so einfach zu knacken sind, kann sich jeder Zutritt zu unserer Hütte verschafft haben."
Der erste Detektiv erwiderte nur: „Das ist sehr gut möglich, Dritter. Ich schaue nun in den Eigenschaften des Dokumentes, ob sich dort etwas über unseren rätselhaften Verfasser finden lässt."
Justus klickte sich in die Eigenschaften des Dokumentes durch, seufzte einen Augenblick später aber nur und murmelte: „Der Hacker war ein Meister seines Faches. Er hat alle seine Spuren verwischt. Hier kommen wir nicht weiter."
Der dritte Detektiv fragte: „Sag mal, Just. Gibt es hier eigentlich ein Überwachungssystem?"
„Eine durchaus berechtige Frage, Bob. Dem sollten wir nachgehen. Wir werden den Mann an der Rezeption aufsuchen und ihn fragen, ob er uns die Videos der Überwachungskameras zeigen kann. Was ist mit dir, Peter?"
„Ich bleibe hier und passe auf", maulte der Zweite sichtlich genervt.
„Nein, wir machen das anders. Da bekommst du nur wieder Panik. Wir gehen gemeinsam und lassen Just hier", entschied Bob kurzerhand, nahm seinen Freund bei der Hand und zog ihn mit sich.
„Sollen wir was mitbringen, Erster?", hakte er nach, während er die Haustür öffnete.
„Bringt etwas zu Essen mit", rief Justus in Richtung Flur.
„Mal wieder typisch Just", nuschelte Peter und konnte schon wieder lächeln.
Draußen hielt der Zweite seinen Freund zurück. „Bob, ich habe wirklich Angst."
Der dritte Detektiv sah, wie sich eine Sorgenfalte auf der Stirn seines Kollegen bildete. „Ich weiß, Peter, ich weiß. Aber bis jetzt sind wir immer noch heil davongekommen. Nach unserem letzten Fall ist mir auch immer etwas mulmig zumute, aber wir wissen beide, dass wir beim nächsten Fall wieder auf der Matte stehen werden. Das ist nicht nur ein Beruf, das ist eine Berufung. Der wir im Übrigen sehr erfolgreich nachgehen. Und ich bin mir sicher, dass das Schicksal auch dieses Mal wieder auf unserer Seite sein wird. Ich passe schon auf dich auf, mein Peterchen." Die Gesichtszüge des Zweiten entspannten sich etwas und Bob drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wie kannst du eigentlich immer so optimistisch sein?", fragte Peter, während sie in Richtung Rezeption gingen.
„Ich lese viel. Solltest du auch mal ausprobieren. Den Charakteren passiert auch nie etwas."
„Aber die sind ja auch Teil einer Geschichte, die jemand aus Jux und Dollerei geschrieben hat", maulte der zweite Detektiv.
„Schonmal darüber nachgedacht, dass das ganze Leben auch nur eine Geschichte ist, die das Schicksal schreibt?"
„Ich wusste gar nicht, dass du auf so einen Esoterik-Quatsch stehst", nörgelte Peter weiter.
Der Dritte blieb stehen und sah seinen Freund an. „Möchtest du wirklich mit mir darüber streiten?"
Er wandte sich schon wieder zum Gehen, an der sanfte Griff des Zweiten ihn daran hinderte. „Es tut mir leid, Bobbele. Ich habe eben Verlustängste. Weil ich dich liebe." Mit diesen Worten zog er seinen Freund an sich heran, umschloss den kleinen Körper mit seinen Armen und wiegte ihn sanft hin und her. Bob lugte zwischen Peters Armen hervor und erwiderte sanft lächelnd: „Ich liebe dich auch, Peter. Ich wäre dir nur sehr dankbar, wenn du mich wieder loslassen könntest, ich ersticke sonst."
Der Rezeptionist ließ sich nach einiger Diskussion dazu überreden, den Jungen das Videomaterial zu überlassen. Gemeinsam sahen sie es sich an. Und tatsächlich: Gut eine halbe Stunde, nachdem Bob und Peter das Eiscafé verlassen hatten, ging etwas Auffälliges auf dem Parkplatz vor dem Ferienpark vor sich. Ein Mann, komplett in schwarz gekleidet und nur von hinten zu sehen, zog eine junge Frau, die Harper bis aufs Haar glich, zu einem schwarzen Chevrolet. Das konnte kein Zufall sein.
Als Bob und Peter den Raum mit dem Videomaterial wieder verließen, fragte der zweite Detektiv: „Und jetzt?"
„Rufen wir Inspektor Cotta an."
DU LIEST GERADE
Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2
Novela JuvenilNachdem der letzte Fall der drei Fragezeichen erfolgreich zu den Akten kommt, versuchen Peter und Bob ihre Liebe und ihren Alltag zu arrangieren. Blöd nur, wenn man dabei versucht, seine Beziehung vor Freunden und Familie geheim zu halten und gleich...