Einige Tage später saßen Peter und Bob bei den Shaws am Esstisch. Sie waren sonnengebräunt, denn zum Glück hatten sie sich dazu entschieden, den Urlaub nicht vorzeitig abzubrechen, sondern die letzten Tage noch zu genießen. So waren sie oft im See baden, wandern und in Restaurants essen gewesen.
„Wie war der Urlaub?", hakte Mrs. Shaw genau in diesem Moment nach.
„Richtig schön, Mom. Von unserem verstrickten Fall mal ganz abgesehen. Aber das Baden im See und das Wandern haben richtig viel Spaß gemacht", erzählte der Zweite bereitwillig, „Und Bob hat ganz viele Fotos gemacht." In seiner Stimme schwang eine Spur Stolz mit.
„Sollen wir uns ins Wohnzimmer setzen? Dann können wir uns die Fotos gemeinsam ansehen", schlug Mr. Shaw vor.
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Auf das Sofa gequetscht, sahen die vier auf den Bildschirm von Bobs Handy. Er hatte die Fotos alle mit seiner Kamera geschossen, sie danach aber auf sein Handy übertragen, damit man sie besser anschauen konnte.
Es folgten einige idyllische Landschaftsaufnahmen von Bergen, Seen und Wäldern und einige Bilder der Detektive. Bob fiel auf, dass nur ein Foto von Justus entstanden war und zwar, als sie in einem Restaurant auf ihr Essen gewartet hatten. Alle anderen Fotos waren von Peter. Peter, wie er vor ihm durch den Wald wanderte. Peter, wie er im See schwamm. Peter, wie er auf einem Berg die Faust gen Himmel reckte.
Und dann kam ein Foto, vor dem der Dritte sich gefürchtet hatte. Er hatte geahnt, dass es sich auf seinem Handy befand und nun würde es wohl an die Öffentlichkeit gelangen. Es zeigte Peter und ihn im Wald. Der Zweite hat seinen Arm um ihn gelegt und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Währenddessen grinste Bob in die Kamera.
„Bob!", rief der Zweite aufgebracht und wollte mit der Hand das Foto verdecken. Doch es war schon zu spät. Seine Eltern hatten es bereits gesehen. Doch statt eines Wortgewitters grinsten sie sich nur an und Mr. Shaw erwiderte: „Es ist jetzt nicht so, als wäre es ein großes Geheimnis, dass ihr zusammen seid, Peter."
Verwirrt blickte der zweite Detektiv zwischen seinen Eltern hin und her. „Wie jetzt?"
Seine Mutter ergriff das Wort: „Ihr habt in letzter Zeit sehr viel gemeinsam unternommen und es ist mehr als offensichtlich, wie ihr einander anseht. Aber das ist vollkommen in Ordnung! Wir wollen dem jungen Glück nicht im Wege stehen. Unseren Segen habt ihr." Sie lächelte.
Bob blickte zu seinem Freund. Der schien einerseits vollkommen überfordert mit der Situation zu sein, andererseits wirkte er so, als wäre ihm gerade eine riesige Last von den Schultern gefallen. Unvermittelt griff er nach der Hand des Dritten und antwortete: „Danke Mum und Dad! Eure Meinung bedeutet mir sehr viel. Aber jetzt brauche ich kurz Zeit mit Bob alleine."
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In Peters Zimmer ließ sich der Zweite breit lächelnd auf sein Bett fallen. Bob legte sich zu ihm und umklammerte seinen Oberkörper. „Du hast dich bei deinen Eltern geoutet! Ich bin so stolz auf dich!"
„Aber nur mit deiner Hilfe, Bob. Ohne dich hätte ich das nicht hinbekommen", erwiderte der zweite Detektiv.
„War der Zeitpunkt denn richtig?", hakte der dritte Detektiv nach.
„Ja, es war genau richtig so. So und nicht anders war meine Wunschvorstellung", grinste Peter und küsste seinen Freund sanft. In Bobs Innerem war soeben ein Wirbelsturm der Gefühle entfacht worden. Nun brach eine gute Zeit an, da war er sich sicher. Eine Zeit ohne ständiges Versteckspiel. Er drückte Peter noch fester an sich. Die Zukunft würde gut werden.
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Währenddessen kam Justus gerade zurück auf den Schrottplatz. Er und seine beiden Detektivkollegen waren vor gut zwei Stunden von ihrem Trip nach Hause gekommen. In der Zwischenzeit hatte er seine Reisetasche ausgepackt und war in die Stadt gegangen, um etwas zu essen und ein bisschen am Strand entlang zu schlendern. Onkel Titus und Tante Mathilda waren gerade selbst für einen Wochenendtrip weggefahren und so war der erste Detektiv alleine zu Hause.
Als er das Tor zum Schrottplatz öffnete und hindurchschlüpfte, stutzte er. An einem alten Auto, das sein Onkel heute Morgen von einer Zwangsversteigerung mitgebracht hatte, lehnte Skinny. Seine Antwort auf die anhaltende Sommerhitze war ein entblößter Oberkörper. Justus schluckte.
Skinny steuerte auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Dann beugte er sich zu ihm hinüber und hauchte in sein Ohr: „Na, hast du mich vermisst, Sherlock?" Sein Atem war heiß.
Etwas perplex antwortete der Erste: „Wie bist du hier reingekommen?" Er wollte sich nicht eingestehen, dass ihn aufwühlte, was er sah.
„Übers Tor. Aber das beantwortet nicht meine Frage", grinste der blonde Junge und unterstrich seine Worte, indem er nach Justus Hand griff und mit seinem Daumen sanft darüber strich. Verwirrt starrte der erste Detektiv auf seine Hand, die so perfekt zu Skinnys zu passen schien. Wie gut diese Berührungen taten. Und das von einem Menschen, bei dem er nie für möglich gehalten hätte, dass Romantik zu seinem Wortschatz gehören würde.
Und dann tat Justus etwas, das er wohl selbst nicht für möglich gehalten hätte und so ziemlich gegen alle seiner so wunderbar strukturierten Prinzipien sprach. Er beugte sich nach vorn und küsste Skinny. Einfach so. Auf den Mund. Und es fühlte sich gut an.
Erst schien Skinner ein wenig irritiert, dann zog er den Ersten an der Hüfte näher zu sich heran und nahm sein Gesicht in die Hände, strich mit dem Daumen sanft über seine Wange, vergrub die Finger in seinen schokoladenfarbenen Haaren. Der erste Detektiv fasste sich ein Herz und umfasste Skinnys nackte Taille. Etwas in seinem Kopf schien zu explodieren, als seine Finger über die warme Haut strichen.
Zärtlich berührten sich ihre Lippen, wieder und wieder. Und Justus schmolz dahin. Es fühlte sich einfach nur richtig an, fand der erste Detektiv.
Als sie sich wieder voneinander lösten, murmelte Skinny: „Würdest du mit mir ausgehen?"
„Was meinst du mit ausgehen?"
„Ausgehen eben. Spazieren gehen, sich in ein Café setzen, höfliche Floskeln austauschen, um einander auf Abstand zu halten, um am Ende doch im Bett zu landen. Sowas halt", lautete die fachmännische Erklärung des blonden jungen Mannes.
Und wieder tat Justus etwas, was er sonst nie tat. Er hörte auf sein Bauchgefühl und antwortete: „Damit kann ich mich arrangieren."
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Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2
Teen FictionNachdem der letzte Fall der drei Fragezeichen erfolgreich zu den Akten kommt, versuchen Peter und Bob ihre Liebe und ihren Alltag zu arrangieren. Blöd nur, wenn man dabei versucht, seine Beziehung vor Freunden und Familie geheim zu halten und gleich...