Aufgeregt stürmten die beiden Detektive in ihre Hütte. „Just, wir haben-"
Peter stockte mitten im Satz, als er sich bewusst wurde, was er dort gerade sah. Auch Bob stand wie zu einer Salzsäule erstarrt mitten im Flur. Justus saß gefesselt auf einem Küchenstuhl, einen Knebel im Mund. Sonst schien sich niemand mehr im Inneren ihrer Bleibe zu befinden. Schnell band der Zweite seinen Detektivkollegen los.
„Was ist passiert, Just?", drängte der Dritte ihn.
„Vorhin kam ein Mann durch die Hintertür in die Hütte. Er dachte wohl, er wäre alleine und wurde dann von mir überrascht. Ich habe mich erst im Badezimmer versteckt, aber als ich gesehen habe, dass er unsere Reisetaschen durchgewühlt hat, habe ich mich bemerkbar gemacht. Was sich im Nachhinein als keine so gute Idee herausgestellt hat. Er hat mich an den Küchenstuhl gefesselt und mir mit einem Messer gedroht. Wenn ich auch nur einen Mucks von mir geben würde, wäre ich Geschichte. Danach ist er gegangen." Justus keuchte, die Abdrücke der Fesseln schienen noch immer etwas zu schmerzen.
„Und was machen wir jetzt?", fragte der Zweite sichtlich verängstigt. Sanft strich Bob über den Rücken seines Freundes. Sie mussten diesen Fall gelöst bekommen und dafür brauchten sie die Stärken von allen dreien.
„Wie wäre es, wenn wir nachschauen, ob etwas geklaut wurde oder der Einbrecher andere Spuren hinterlassen hat?", schlug er vor.
Der Vorschlag wurde von seinen Detektivkollegen einstimmig angenommen und sie durchsuchten die gesamte Hütte.
„Sag mal, Erster. Wie sah der Mann eigentlich aus?", hakte Peter nach, als sie sich gemeinsam das Wohnzimmer vornahmen.
„Ich konnte ihn offen gestanden nicht erkennen. Er war vollständig in schwarz gekleidet und trug eine schwarze Ski Maske. Ich habe auf ganzer Linie versagt." Von sich selbst enttäuscht schüttelte der erste Detektiv den Kopf.
Bob vermochte nicht, sich zu dieser Aussage zu äußern. Er wusste, dass es nichts half, dem Ersten seine Selbstzweifel ausreden zu wollen. Gegen Beschwichtigungen aller Art schien er immun zu sein.
So sehr die drei Detektive auch ihre Bleibe auseinandernahmen und jeden Winkel absuchten: Es ließen sich keine Spuren finden und auf den Gegenständen in der Reisetasche waren so viele Fingerabdrücke, dass diese Methode keine Wirkung zeigen würde.
„Was wolltet ihr mir eigentlich vorhin so wichtiges mitteilen?", hakte Justus nach, als sie eine kurze Pause in der Küche einlegten.
Peter berichtete: „Wir haben den Zugriff auf das Videomaterial bekommen. Es gibt eine Überwachungskamera auf dem Parkplatz vor dem Gelände. Dort ist zu sehen, wie ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, eine junge Frau über den Parkplatz in einen schwarzen Chevrolet zerrt. Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass es sich bei der Frau um Harper handelt! Das Kennzeichen des Wagens war zum Glück auch zu sehen. Wir haben es Inspektor Cotta durchgegeben und er hat uns gesagt, dass das Auto auf einen Paul Landers zugelassen ist, der ebenfalls in Kalifornien wohnt."
„Sehr gute Arbeit, Kollegen!" Das Gesicht des ersten Detektivs strahlte wieder. „Habt ihr schon etwas zu dem Mann im Internet herausfinden können? Und wolltet ihr nicht eigentlich etwas zu essen mitbringen?"
Der zweite und dritte Detektiv blickten sich kurz an, dann erwiderte Bob: „Das Essen haben wir über die neuen Informationen glatt vergessen, wir können gleich noch etwas holen gehen. Und im Internet haben wir noch nicht geschaut, dazu hatten wir noch keine Zeit."
„In Ordnung. Peter und ich gehen etwas zu essen besorgen und du betreibst währenddessen Recherche, Dritter", befahl der Erste und erhob.
„Hab ich auch noch ein Mitspracherecht?", maulte Peter verwirrt, zuckte dann aber mit den Schultern, gab Bob einen Kuss und verzog sich mit Justus in den Flur, wo kurze Zeit später die Haustür ins Schloss fiel.
Nun befand sich der Dritte alleine in der Hütte. Er klappte den Laptop auf und sein Blick fiel auf das Dokument des Hackers, das sich noch immer auf dem Desktop befand. Sollte er noch einmal einen Blick hineinwerfen? Schaden konnte es sicherlich nicht, entschied er schließlich und klickte auf das Icon des Textdokuments. Die bereits bekannte Seite mit der Drohnachricht öffnete sich.
Dann stutzte Bob. Laut Seitenanzeige gab es noch eine weitere Seite in diesem Dokument. Gespannt scrollte der dritte Detektiv nach unten. Und tatsächlich! Es befand sich noch eine zweite beschriebene Seite im Dokument. Er starrte gebannt auf die Buchstaben und Zahlen, aus denen er im Moment einfach nicht schlau wurde. Wieder und wieder las er die Zeilen und schüttelte am Ende resigniert den Kopf. Hier würde er nur mithilfe von Justus Superhin weiterkommen.
Stattdessen widmete er sich der Recherche um Paul Landers. Es gab einen Paul Landers, der als Anwalt in Kalifornien arbeitete, doch er sah nicht so aus, als würde er sich mit einem kleinen schwarzen Chevrolet als Auto zufriedengeben. Ein anderer mit diesem Namen war Barista in einem Café an Kaliforniens Küste, doch auch bei ihm hatte Bob ein gutes Bauchgefühl.
Dann stieß er auf das Facebook-Profil eines Mannes, der angab, ein Schach-Profi zu sein. Und als der Dritte sich das Foto genauer ansah, bildete sich ein siegessicheres Grinsen auf seinem Gesicht. Bingo! Das war der Mann, den er gesucht hatte. Er hatte seine braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, war von dünner Statur und trug vornehmlich schwarze Kleidung. Er passte genau zu dem Phantombild, welches er zusammen mit Mina Parker angefertigt hatte.
Vorsichtshalber speicherte Bob das Profil, um es später einfacher wiederfinden zu können. Danach scrollte er etwas lustlos durch den Browserverlauf, um kurz darauf schmunzeln zu müssen. Wer von ihnen hatte denn bitte vor zwei Tagen nach einer romantischen Massage gesucht? Der dritte Detektiv grinste. Womöglich hatte Peter wieder etwas ausgegraben und wollte ihn mit seinen Massagekünsten überraschen. Justus hatte sicherlich nicht danach gesucht.
Kurze Zeit später kamen Justus und Peter wieder zur Tür herein und innerhalb kürzester Zeit duftete es herrlich nach Fastfood. „Wir haben dir einen Cheeseburger mitgebracht", schallte die Stimme des zweiten Detektivs in den Wohnraum. „Und was hast du herausgefunden?"
„Ich denke, ich habe unseren Mann gefunden."
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Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2
Teen FictionNachdem der letzte Fall der drei Fragezeichen erfolgreich zu den Akten kommt, versuchen Peter und Bob ihre Liebe und ihren Alltag zu arrangieren. Blöd nur, wenn man dabei versucht, seine Beziehung vor Freunden und Familie geheim zu halten und gleich...