„Wie jetzt?" Nun schien auch Justus Interesse geweckt.
„Ich habe das Facebook-Profil unseres Mr. Landers gefunden. Er sieht genauso aus wie der Mann, den Mina mir beschrieben hat, bezeichnet sich als Schachprofi und lebt in Kalifornien. Wenn das nicht unser Mann ist, müsste er schon einen eineiigen Zwilling mit exakt demselben Namen haben. So viele Zufälle auf einmal kann es gar nicht geben", führte Bob aus.
Gerade holte der erste Detektiv Luft, um etwas zu sagen, doch der Dritte unterbrach ihn: „Und noch etwas. Das Dokument mit der Drohnachricht hat eine zweite Seite. Doch die ist nur voll mit Zahlen und Zeichen und ich werde einfach nicht schlau daraus."
„Das muss ich mir sofort ansehen", ließ der Erste verlauten.
„Können wir nicht einfach mal in Ruhe essen? Mir hängt der Magen mittlerweile in den Kniekehlen", maulte Peter.
Justus seufzte, blieb dann aber doch am Tisch sitzen und verspeiste seinen Burger.
~
Nach dem Essen rückten die drei Detektive auf dem Sofa zusammen, um alle den Bildschirm des Laptops sehen zu können. Darauf hatte Bob gerade die Datei geöffnet und die drei starrten gebannt auf die Rätselzeilen.
Der Ort, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind 1
Wo wir uns zum ersten Mal küssten 3
Wie die Straße hieß, in die wir gemeinsam zogen 17
Der Name unseres Hundes 2
Unser gemeinsames Lieblingsessen 8
Mein Lieblingssport 3
Welches Makel ich an dir liebte 6
Der Zweitname unserer Tochter 2
Wo ich dir mein Versprechen geben wollte 13
Womit du antwortetest 1
Wer Schuld an allem ist 4„Ich verstehe nur Bahnhof", gab Peter nach einer kurzen Stille resigniert zu.
„Mir geht es nicht anders", seufzte der Dritte. Auch Justus zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Kollegen, ich fürchte, dass auch meine geistigen Anstrengungen nicht ausreichen, um dieses Rätsel ohne einen einzigen Hinweis zu entschlüsseln."
„Ich habe eine Idee", rief der zweite Detektiv dazwischen, „Wir fahren zur Hütte von Harper und ihrem Vater. Dort müssen wir uns so oder so umsehen, schließlich müssen wir sicherstellen, dass sie wirklich entführt worden ist und es sich nicht um jemand anderen handelt. Vielleicht sind wir danach schlauer."
„Gute Idee, Zweiter. Lasst uns sofort aufbrechen", schlug der Erste vor und die drei Detektive machten sich auf den Weg.
Justus klopfte mehrfach. Doch niemand öffnete. „Lasst uns ums Haus herumgehen", schlug Bob vor und erntete einstimmiges Nicken seiner Freunde.
Möglichst leise schlichen sie geduckt um die Hütte herum und landeten im kleinen Garten hinter dem Haus. Doch auch hier war auf den ersten Blick nichts Auffälliges zu erkennen. Die Terrassentür war geschlossen und soweit man es von draußen erkennen konnte, sah im Inneren alles ordentlich aus.
„Jetzt sind deine Künste gefragt, Peter", raunte Justus und der Zweite antwortete genervt: „Wäre ja auch zu schön, wenn die Türen einfach mal offen wären."
Danach gingen sie wieder um die Hütte herum, der zweite Detektiv öffnete geschickt die Haustür und sie traten ins Innere. Auch hier wirkte zunächst alles so, als wären die Bewohner nur ausgeflogen. Doch der dritte Detektiv fand als Erster einen Hinweis.
„Kollegen, ich habe etwas entdeckt", rief er und holte damit die anderen beiden zu sich in die Küche. Auf dem Tisch lag ein kleiner Zettel, auf dem in krakeliger Handschrift stand: „Es geht nicht um das Kind."
Verwirrt sahen sich die drei Freunde an. „Es geht nicht um das Kind? Soll das ein versteckter Hinweis an uns sein?", fragte Peter nach.
„Davon können wir ausgehen. Dieser Zettel sieht so aus, als wäre er aus einer Not heraus geschrieben worden und vielleicht war es Harper, die im letzten Moment noch einen Zettel hat schreiben können, bevor sie von ihrem Entführer verschleppt worden ist", erläuterte der Erste seine Theorie.
„Das könnte tatsächlich sein, Erster. Aber was machen wir jetzt mit dieser Information?", hakte Bob nach.
„Vielleicht war deine Annahme gar nicht so falsch, Dritter", sinnierte Justus vor sich hin.
„Welche Annahme?"
„Na, die, dass es hier um Mina Parker und nicht um den kleinen Jungen geht."
Peter fasste zusammen: „Du meinst also, dass Ben Waters das Ganze hier veranstaltet, weil er sich an seiner Jugendliebe Mina Parker rächen will?"
„So könnte es sein", murmelte er.
„Irgendwie finde ich das immer noch sehr weit hergeholt", maulte der zweite Detektiv, „Ich blicke hier gar nicht mehr durch."
„Lasst uns noch nach weiteren Spuren suchen. Wenn wir jetzt wieder gehen, haben wir wahrscheinlich etwas Wichtiges übersehen", animierte der Dritte die anderen, weiterzumachen.
„In Ordnung, wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen", beendete Justus das Gespräch.
Eine kurze Zeit später hörte Bob Peters aufgeregte Stimme aus dem Schlafzimmer. „Kommt mal schnell her."
Justus und Bob hasteten zu ihm. „Was gibt's, Peter?", erkundigte sich der Dritte.
„Ich habe hier auf dem kleinen Tisch einen Brief gefunden. Er ist an mich adressiert."
„An dich?", fragte der dritte Detektiv ungläubig. In seiner Magengrube machte sich ein Ziehen breit. Hatte Harper seinem Freund etwa einen Liebesbrief geschrieben?
„Ich lese es euch mal vor. Lieber Peter, Ich habe euch etwas verschwiegen. Ich kenne den besten Freund meines Vaters. Er heißt Paul Landers. Ich wollte euch nur nicht von ihm erzählen, weil ich weiß, dass er ein Straftäter ist, der schon wegen Gewaltdelikten im Gefängnis saß. Mein Vater hat sich da einmal verplappert und ich musste ihm versprechen, dass ich es niemandem sage. Ich möchte nur, dass du das weißt. Und ich will, dass du auf dich aufpasst, falls er etwas mit dem Fall zu tun haben sollte. In Liebe, Harper."
„Mir kommt's hoch", murmelte Bob.
„Was sagst du?", fragte der Zweite.
„Nein, alles gut. Aber dieser Hinweis beweist, dass der Wagen dem besten Freund von Ben Waters gehört und aller Wahrscheinlichkeit nach hat dieser auch Harper entführt. Allerdings wird der Fall davon auch nicht weniger verwirrend", sinnierte der dritte Detektiv vor sich hin.
„Ich denke, wir sollten uns unsere beiden Auftraggeberinnen noch einmal vornehmen. Aber ich schlage vor, dass ich dies alleine tue und ihr euch noch einmal des Rätsels annehmt. Vielleicht findet ihr noch einen Hinweis, den wir vorhin übersehen haben", ordnete Justus an.
Als sich ihre Wege vor ihrer Hütte trennten und der Erste außer Hörweite war, flüsterte Peter seinem Freund grinsend ins Ohr: „Das blöde Rätsel kann warten. Ich habe besseres mit dir vor."
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Die drei Fragezeichen und die Gesetze der Unmöglichkeit | Part 2
Teen FictionNachdem der letzte Fall der drei Fragezeichen erfolgreich zu den Akten kommt, versuchen Peter und Bob ihre Liebe und ihren Alltag zu arrangieren. Blöd nur, wenn man dabei versucht, seine Beziehung vor Freunden und Familie geheim zu halten und gleich...