Die Tsukiguni Geschwister

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Es war der Tag der ersten Mondfinsternis des Jahres, als das Anwesen des Tsugikunis-Clans von den Schreien eines Neugeborenen durchhallt wurde und alle Angestellten in einen wahnsinnigen Stress versetzte. Auch die beiden Zwillingsbrüder: Yoriichi und Michikatsu Tsugikuni waren gespannt darauf ihr 5 Jahre jüngeres Geschwisterchen endlich kennenlernen zu dürfen. Das sie überhaupt geboren wurde, grenzte schon an ein Wunder. Ihre Mutter, Akeno, war mittlerweile vollkommen ihrer Krankheit unterlegen, weshalb das wohl ihr letzter großer Akt werden würde, bevor sie abdankte. Doch entgegen aller Erwartungen überlebte Akeno die Geburt ihrer Tochter, die sie danach stolz in den Armen hielt und das kreischende Geschöpf darin wiegte, um es zu beruhigen.

Du, meine kleine Asa, bist etwas ganz besonderes. Das spüre ich.",hauchte sie leise dem Baby zu, dass sich mittlerweile beruhigt hatte und mit ihren großen Kulleraugen neugierig musterte.

Nun kam auch der Vater hinzu, der jedoch direkt anfing zu fluchen, als er seine Tochter zum ersten Mal ansah. So wie ihr älterer Bruder Yoriichi, wurde Asa mit einem roten Muttermal an der Stirn geboren.

Das Pech verfolgt uns Akeno. Erst Yoriichi, jetzt Asa. Auf diesen Kindern liegt ein Fluch. Vermutlich das Werk von Satans Kindern, den Dämonen, höchstpersönlich. Ein Zeichen, dass sie vorhaben unseren Familienklan endgültig im Keim zu ersticken."

Doch Akeno konnte ihrem Mann nicht zustimmen. So wie damals bei Yoriichi hielt sie das Baby beschützend in ihren Armen und ließen ihren Mann das Kind nicht mal mit den kleinen Finger berühren.

,,Nein, da liegst du falsch. Das ist kein Werk Satans, sondern ein Werk der Götter. Sie haben uns drei Gesunde Kinder geschenkt und mich überleben lassen. Diese Kinder..sind kein Fluch, sondern ein Segen für unsere Familie. Wie lange müssen sie es dir noch beweisen, bevor du es endlich einsiehst?"

Doch bevor die beiden Eltern weiter streiten konnten, kamen die beiden Brüder in das Zimmer hinein gestolpert, da sie vor Neugierde platzten. Mit großen Augen knieten sie sich neben ihre Mutter und musterten das kleine Geschöpf begeistert. Doch als Michikatsu das Muttermal sah, brodelte in ihm wieder die Eifersucht. Nun war er also das einzige Kind, welches nicht mit so einem Mal auf die Welt gekommen war. Als würde der Schatten seines Wunder-Bruders nicht reichen, würde er wohl auch bald in den Schatten seiner Schwester stehen, wenn er sich nicht bald mehr anstrengte.

- Einwurf des Erzählers -

Mit der Geburt von Asa veränderte sich Michikatsu deutlich, da er sich noch mehr in das Training mit einem der Angestellten hinein steigerte und versuchte seinem Erbe gerecht zu werden, während sich seine Mutter um das Baby kümmerte und Yoriichi weiterhin stets an ihrer Seite blieb, da er um ihre Krankheit wusste und versuchte sie zu unterstützen, wo er nur konnte. Doch die Zeit mit ihrer Mutter verging bedauerlicherweise schneller, als es den 3 Geschwistern lieb war, weshalb sie eines nachts den Kampf gegen die Krankheit verlor, als Asa gerade einmal drei Jahre alt war und ihre beiden Brüder 8. Da ihr Vater nun das sagen hatte und somit seinen Willen durchsetzen könnte, Yoriichi das Erbe des Tsugikunis-Clans zu vermachen, aufgrund seines außergewöhnlichen Talentes im Umgang mit einem Katana, entschied sich Yoriichi dazu, das Weite zu suchen: Noch in der selben Nacht in der seine Mutter starb. Vorher besuchte er jedoch noch einmal seinen Zwillingsbruder, dem er von seinem Vorhaben erzählte und von diesem noch eine selbst gebaute Flöte geschenkt bekam. Und somit blieben dem Vater nur noch Asa und Michikatsu, die er nach seinen Vorstellungen formen konnte. Da Yoriichi nun nicht mehr da war, sollte Michikatsu das Erbe erhalten und zu einem erstklassigen Samurai ausgebildet werden und seine Tochter zu einer perfekten Hausfrau, die sich in einen anderen Familienclan einheiraten würde.

Doch Asa stellte sich für ihren Vater tatsächlich als ein Fluch heraus, da er es nicht schaffte das sture Kind von seinen Vorstellungen zu überzeugen. Anstelle zu lernen, wie man kochte oder wie man das Haus reinigte, traf sie sich lieber mit Michikatsu draußen im wunderschönen Garten und übte mit ihm, wie sie das Katana zu schwingen hatte, um ihren Gegner zu treffen - ganz nach seinen Erwartungen erfüllte sich Michikatsus Angst: Seine Schwester war mit ihren jungen Jahren genauso wie Yoriichi, wenn nicht sogar noch ein Stück besser. Sie war schneller, kräftiger, vorausschauender und machte mit ihren Fähigkeiten im Schwertkampf nicht nur ihrem Bruder, sondern auch allen anderen in dem Anwesen Angst. Wie konnte ein kleines Kind, noch dazu ein Mädchen, so stark sein, wie 5 ausgebildete Samurai zusammen? Ihr Vater sah rot, da er auf keinen Fall wollte, das andere Familien davon Wind bekamen, das seine Tochter anders war - Das würde sich nur rum sprechen und dafür sorgen, dass ihre zukünftigen Ehepartner sie aus Ehrfurcht oder gekränkten Stolz nicht nehmen würden. Um seine Tochter also in den Griff zu kriegen, mussten härtere Methoden her: Jedes Mal, wenn sie sich ihm widersetzte, gab es harte Strafen in Form von physischen Misshandlungen, angefangen mit Schlägen, bis hin zu gebrochen Fingern/Händen und schlussendlich auch den Armen, so dass sie keine Möglichkeit mehr hatte, überhaupt ein Schwert in die Hand zu nehmen. Jeder Angestellte, der ihr half ihren Willen durchzusetzen, wurde vor ihren Augen hingerichtet und schlussendlich hatte Asa keine andere Chance, als sich dem Willen ihres Vaters zu beugen und zu der perfekten Hausfrau zu werden, die er sich vorstellte.

Me & the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt