Erwachen des Monsters

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POV Nisshoku

Es fühlte sich alles so wahnsinnig schön an, als hätten die Götter mich endlich akzeptiert und mir eine Idylle geschenkt.

Doch dieses Glück sollte nicht lange halten. Früher oder später musste es wohl zerbrechen.

Denn eines Nachts, wurde ich durch einen fürchterlichen Alptraum völlig verschwitzt wach. Kurz hielt ich mir den glühenden Kopf, ehe ich mich aus dem Bett erhob und leise nach Kurayami schauen ging. Als ich sein Bett leer aufwand, fiel mir wieder ein, dass er heute bei seinen Freunden übernachtete - das hatte er mir zumindest so gesagt.

Dennoch ließ mich dieses Gefühl nicht los, dass es nicht nur ein Traum gewesen sein konnte: Das fühlte sich viel zu real an. Also entschied ich mich dazu, zu kontrollieren, ob es meinem Sohn gut ging. Muzan war nachts nichts zuhause, da er immer noch unsere Blume suchte, die uns endlich zu Menschen machen sollte. Also verließ ich alleine und im Schatten der Nacht das Haus und folgte dem Geruch Kurayamis.

Jener war so weit weg, das sogar schon die Sonne aufging und ich mich nur noch im Schatten bewegen konnte, weshalb sich meine Suche logischerweise unnötigerweise in die Länge zog.

Schlussendlich kam ich bei einem wunderschönen Haus an, doch als ich in den Innenhof blickte, konnte ich zwei schwer verletzte Menschen erkennen, vor deren Füße die Überreste eines anderen Menschen lagen.

Und vor ihnen stand...Kurayami! Warum war er hier? Warum hatte er diese Menschen verletzt?

Schossen mir die Gedanken durch den Kopf und bevor ich mich in Bewegung setzen konnte, schnellten mehrere Menschen an mir vorbei und köpften den Dämon, der mit dem Rücken zu mir stand.

Meine Augen weiteten sich vor Schock, meine Beine rannten intuitiv los um ihn zu retten - doch kaum berührte meine Haut die Sonnenstrahlen, ging dieser Hautteil in Flammen auf und ich wurde geplagt von schrecklichen Schmerzen. Sofort zog ich mich zurück in den Schatten, klopfte das Feuer aus und starrte danach wieder wie gebannt auf die Menschen, die sich um die auflösende Leiche meines Sohnes versammelten.

Nun konnte ich genauer hinsehen und erkannte, dass es sich hier um die Säulen handelte: Das musste wohl ihr Hauptquartier sein.
Doch hier konnte ich nicht bleiben: Sie hatten mich entdeckt und jagten auf mich zu.

Voller Angst vor der Sonne, flüchtete ich also im Schatten davon und ließ die Tränen nur so laufen und meine Leidensschreie durch die Natur hallen, während ich nach Hause zurück kehrte.

Dort angekommen, nahm mich Muzan direkt in Empfang und sah mich überfordert an.

,,Was...was ist passiert?"

Sie haben...Kurayami...er ist...",versuchte ich herauszubekommen, doch meine Atmung verschnellerte sich mit jedem Wort und meine Augen brannten vor lauter Tränen schon so sehr, als das ich mich vernünftig ausdrücken konnte.

Als Hikari das mitbekam, eilte sie direkt zu uns und half Muzan dabei mich erstmal hinzulegen und mich zu beruhigen, damit ich nicht hyperventilierte.

Es dauerte ca. 1 Minute, dann fand ich Ruhe und setzte mich langsam wieder auf. Nun nahm ich Muzans Hände und sah ihn mit gequälten Blick an.

Unser Sohn...er ist tot.",brachte ich mit zittriger und flüsternder Stimme heraus, woraufhin sich auch Muzans Augen weiteten.

,,Was..?Woher...ich meine...er sagte doch..er übernachtet bei einem Freund."

,,Ich...ich bin seinem Geruch gefolgt und...dieser führte mich zu dem Hauptquartier der Säulen. Dort stand...Kurayami, blutüberströmt, mit zwei weiteren Säulen, die schwer verletzt waren. Und dann...kamen plötzlich alle anderen und haben ihn einfach..geköpft.",kaum hatte ich das ausgesprochen, fing ich wieder an zu weinen und krallte mich in sein Hemd, um irgendwie halt zu finden.

,,Ich konnte ihn nicht retten...die Sonne hätte mich verbrannt, bevor ich bei ihm gewesen wäre.."

An diesem Tag zerbrach etwas in mir. Der Schmerz nach einer Trennung war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den einer Mutter fühlt, wenn das eigene Kind vor ihren Augen getötet wurde. Diese Schuldgefühle, die mich in den nächsten Jahren plagten, sorgten schlussendlich dafür, dass ich mich nie von diesem Trauma erholen konnte. Ich bekam nachts kein Auge mehr zu, aufgrund der Erinnerungen an diesen hilflosen Moment, als ich die Hand nach meinem Sohn ausstreckte, während ihm der Kopf abgeschlagen wurde.

Während ich also immer weiter in ein tiefes, schwarzes Loch voller Schmerz und Depression verfiel, verarbeitete Muzan den Tod unseres Sohns mittels Hass und Wut.
Er versammelte seine hochrangigen Monde erneut um sich, die aufgrund dieser Geschichte noch gewillter als zuvor waren, die Säulen und ihre Nachkommen endgültig auszulöschen und natürlich auch weil Muzan ihres Hass nur so schürte.

So beging er einen Angriff nach dem anderen und zerstörte somit seine neu gewonnene Menschlichkeit - Kurayamis Tod erweckte in ihm wieder das Monster, das einst so gefürchtet war. Nur mit dem Unterschied, dass es noch stärker und noch brutaler vorging.

Somit verloren wir beide unseren Sohn, Muzan seinen Verstand und ich meinen Lebenswillen.

Doch nicht nur wir litten darunter, sondern auch unsere Beziehung.
Ich isolierte mich zuhause, in meinem dunklen Zimmer und ließ niemanden an mich heran, während er überhaupt nicht mehr nach Hause kam und stattdessen Menschen abschlachtete, aufgrund seines unermesslichen Zorns. Und wenn er nach Hause kam, dann nur um mir wie ein besessener euphorisch davon zu berichten, wie nah er dran war, die Säulen endgültig zu besiegen.

Es war wirklich der reinste Alptraum.

Und somit nahm die blutige Geschichte von Muzan seinen Lauf - Der niemals enden-wollende Kampf zwischen Dämonen und Menschen, der sich über weitere tausende Jahre erstrecken würde.

Doch...wie wird dieser Kampf ausgehen? Wer wird schlussendlich gewinnen?

Lasst es mich euch erzählen...

Me & the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt