„Guten Morgen.",weckte mich die vertraute Stimme des Mannes, der sich neben mein Bett gesetzt hatte und mich anscheinend dabei beobachtet hatte, wie ich geschlafen hatte.
Aus einer alten Gewohnheit heraus, setzte ich mich sofort auf, zog die Decke schützend vor meinen Busen und blickte ihn mit einem warnenden Blick an, den er anscheinend sofort deuten konnte. Doch kurz darauf entspannte ich mich wieder. Ich hielt mir stattdessen die Hand an den Kopf und versuchte mich zu erinnern, warum ich so reagierte. Und in diesem Moment realisierte ich: Die Umwandlung zu einem Dämon schädigte meinem Gedächtnis: Ich konnte mich nur noch an die letzten Tage vor meinen Tod erinnern, jedoch nur Bruchstückhaft. Alles andere war aus meinen Erinnerungen verschwunden. Anscheinend schien es dieser Mann, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, zu bemerken, wie unsicher ich mir plötzlich wurde, weshalb er beruhigend seine eiskalte Hand in meine legte und mich mit den blutroten Augen regelrecht durchbohrte.
„Du wirst dein Leben als Mensch vergessen. Ab morgen...solltest du dich an nichts mehr erinnern können. Und dazu gehört...auch dein Name, der dich noch mit diesem schwachen, menschlichen Dasein in Verbindung bringt. Deshalb wird dein neuer Name von nun an: Nisshoku lauten. Ich hoffe..er gefällt dir. Denn du bist..während einer Eclipse auf die Welt gekommen.",sprach er mir in ruhiger Stimme zu und zog kurz darauf seine Hand zurück, um sich wieder hinstellen zu können.
„Aber jetzt wird es wohl Zeit dir alles zu erklären und mich vorzustellen.",langsam schritt er zu einem Fenster und stellte sich dem Mondlicht entgegen.
Diese Erscheinung hatte fast schon etwas..Göttliches.
„Meine Name lautet Muzan Kibutsuji. Ich war damals als Kind schwer krank..weshalb mich ein Arzt behandelt hatte. Seine Methoden waren..ungewöhnlich. Denn sie führten dazu, dass ich zum allerersten Dämon überhaupt wurde. Damals...erachtete ich seine Behandlung als sinnlos, weshalb ich ihn aus lauter Frustration tötete. Ein fataler Fehler, denn..mir fehlte noch eine Medizin, um perfekt zu werden: Ein Serum, dass aus der blauen Spinnenlilie gewonnen wird und mir ermöglicht hätte, im Sonnenlicht gehen zu können. Um diese Pflanze zu finden, habe ich bereits das ganze Land durchsucht, doch war ich bisher erfolglos. Also habe ich..selbst Menschen zu Dämonen verwandelt, damit sie mir helfen diese Pflanze zu finden. Doch leider..hatte auch bei ihnen noch keiner so richtig erfolgt. Aber ich..bin fest entschlossen...das wir sie eines Tages finden werden und daraufhin...zu dem perfekten Wesen werden können, was das jämmerliche Leben eines Menschens völlig in den Schatten stellen wird.",je länger er redete, desto euphorischer klang er, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Noch spürte ich die Abscheu gegenüber Dämonen noch immer in jeder einzelnen meiner Zellen, weshalb ich entschloss, dass ich genug gehört hatte. Kaum hatte er seinen Satz beendet, zog ich mich auf meine schwachen Beine und stützte mich vorerst gegen eine Wand, um zumindest einen sicheren Halt zu haben.
„Du...bist dafür verantwortlich, dass so viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten. Und das alles...für so ein banales Ziel? Der Stärkste von allen zu werden, um die Weltherrschaft an sich zu reißen? Das ist...nein: Du bist lächerlich. Vor allem, wenn du denkst, dass ich mich auf deine Seite schlage. Lieber sterbe ich, als einer deiner neuen Untergegebenen zu sein."
- POV Muzan -
Mit jedem Wort das sie sprach, spannten sich mehr Muskeln in meinen Körper an. Ich ballte unterbewusst meine Hände zu Fäusten und konnte es nicht fassen, was sie sich traute. So hatte noch nie jemand mit mir geredet und wenn ich eines hasste, dann wenn mich jemand für meinen Traum beleidigte. Doch als ich wieder zu ihr blicken wollte, war sie plötzlich von der Wand verschwunden. Mit schnellen Blicken durchfuhr ich den Raum, doch konnte ich sie weder sehen, noch ihre Aura wahrnehmen. Als ich meinen Kopf drehte, tauchte sie plötzlich hinter mir auf und zielte mit einem flachen Schlag auf meinen Hals, den ich noch rechtzeitig mit meinem Arm abfangen konnte, der daraufhin abgetrennt wurde und zu Boden fiel. Schockiert blickte ich zu der Frau hinüber, die sich das Blut von der Hand leckte und mich mit einem völlig ausdruckslosen Gesicht ansah - Es holte mich zurück in den Wald, als sie mich mit genau den selben Blick angesehen und in meine Einzelteile zerstückelt hatte. Konnte es sein..das? Nein..niemals. Ihre Erinnerungen sind gelöscht, sie könnte sich niemals an ihre Atmung erinnern, die sie im Kampf benutzt hatte. Schnell schüttelte ich mir diesen Gedanken aus dem Kopf, doch als ich selbst einen Angriff ausführen wollte, war mein Körper vollkommen gelähmt. Was war jetzt los? Wieso konnte ich mich nicht bewegen? Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gebracht, lachte mich die Frau lediglich aus.
„Muzan...du solltest das nächste Mal aufpassen, welchem Menschen du dein Blut verabreichst. Meine psychischen Erinnerungen mögen zwar verschwunden sein - Doch das Muskelgedächtnis lässt sich nicht so schnell löschen.",überlegen funkelte sie mich an, ehe sich ihr Blick auf die blutverschmierte Hand richtete.
„Es scheint so, als könnte ich das Blut kontrollieren, dass ich ablecke. Durchaus nützlich, wenn man jemanden töten möchte.",jeder ihrer Schritte, die sie nun auf mich zu ging, bebten mir in den Ohren und als sie schlussendlich vor mir zum stehen kam, musterte sie mein Gesicht.
Mit ruhiger Hand strich sie über meine Wange und versuchte mich anscheinend zu beruhigen. Während ich vor Angst die Augen weit aufgerissen hatten und ich mich fragte, wie es möglich sei, dass sie weiterhin ihren eigenen Willen hatte, sah sie mich mit ihren ebenfalls roten Augen so sanft an, dass man hätte meinen können, sie wär nie im Stande, jemanden auch nur ein Haar zu krümmen.
„Ich werde dich nicht töten, Muzan. Zumindest vorerst. Denn, um wieder ein Mensch zu werden, brauche ich deine Hilfe. Du kannst Menschen in Dämonen verwandeln, also muss es auch wieder einen Weg zurück geben. Und den wirst du für mich finden. Mag sein, dass ich an meinen Brüdern Rache üben möchte, dafür dass sie mich einfach getötet hatten, ohne mir eine Chance zu geben mich zu erklären, aber...wenn dann möchte ich sie als Mensch bezwingen. In einem fairen Schwertkampf. Und jetzt..lass mich in Ruhe.", mit einem Schnippen löste sie die Lähmung in meinem Körper auf, weshalb mir nichts besseres einfiel, als sofort aus diesem Zimmer zu verschwinden und mich in mein eigenes Gemach zurück zu ziehen.
Schnell atmend schloss ich die Tür hinter mir und versuchte die Angst vor ihr zu unterdrücken, doch es war mir nicht möglich. Und schlussendlich musste ich mir eingestehen: Ich hatte ein Wesen erschaffen, dass mir in Sachen Stärke überlegen war. Dabei war sie noch nicht mal völlig genesen. Zu was sie wohl bei voller Gesundheit imstande wäre? Dieser Gedanke vertrieb meine Angst und ließ mich regelrecht euphorisch werden. Mit ihr an meiner Seite könnte ich tatsächlich die lästigen Dämonenjäger ein für alle mal auslöschen und somit die Lilie ungestört finden. Doch um sie auf meine Seite zu kriegen, brauchte es mehr, als nur ein paar nette Worte. Dafür musste ich das Herz dieser Frau erobern. Doch wie ich das schaffen sollte, war mir selbst noch nicht so ganz klar, aber ich hatte ja genug Zeit: Dämonen altern schließlich nicht.
- POV Nisshoku -
Kaum war Muzan verschwunden, sackte ich in mich zusammen und konnte mich gerade so noch zurück in mein Bett ziehen. Es hatte mich wahnsinnig viel Anstrengung gekostet es so aussehen zu lassen, als wäre ich wieder in bester Form und eine Bedrohung für diesen Mann, doch schlussendlich hat er mir diese Täuschung abgekauft. Was ein Glück. Doch länger schaffte ich es nicht wach zu bleiben, weshalb mir wenige Sekunden später wieder die Augen zufielen und ich mich wieder in meinem schönsten Traum befand, wo ich meiner Mutter begegnen konnte.
DU LIEST GERADE
Me & the Devil
FanfictionWhat if...? Another Version of the Demon Slayer Universe Was wäre, wenn Muzan die blaue Lilie nicht für sich selbst wollte, sondern für eine Frau, die er vom ganzen Herzen liebte und ihr ein normales Leben schenken wollte? Und was wäre, wenn diese...