Bruder und Schwester

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Am nächsten Abend besuchten wir nun also meinen älteren Bruder, der nun ziemlich angsteinflößend aussah, mit seinen 6 Augen, auch wenn uns diese ein wenig überrascht ansahen, als wir plötzlich und ohne Ankündigung vor seiner Haustür standen.

Nisshoku...Muzan...wie kann ich euch helfen?",fragte er perplex.

Ich würde gerne mit dir...unter 8 Augen reden, Brüderchen."

Kurz musterte er meinen Verlobten, ehe er stumm nickte und mich hinein ließ. Muzan wartete erstmal draußen. Neben seinem Segen gab es noch andere Dinge zu bereden, weshalb ich mich entschied erst einmal alleine mit ihm zu sprechen.

Somit setzen wir uns erstmal, weshalb ich kurz schluckte, ehe ich nach seiner Hand griff. Noch immer steckte in mir die Angst vor meinem einstigen Mörder tief in den Knochen, doch irgendwann musste auch ich mich meinen Ängsten stellen.

Ich möchte nicht, dass diese Feindschaft..weiterhin zwischen uns besteht. Ich möchte...dich endlich wieder als meinen Bruder sehen."

Erst schwieg er, zog seine Hand jedoch nicht zurück.

Warum...hast du...all diese Männer getötet, Nisshoku? Warum hast du mich..fast getötet?",verlangte er zu wissen.

,,Ich wollte...unserer Familie entkommen, um endlich frei sein zu können. Dieses Haus war ein Gefängnis..in dem ich jahrelang missbraucht wurde, nur weil ich andere Interessen als Mädchen in meinem Alter hatte. Ich habe es über mich ergehen lassen, jedoch hat es mich innerlich aufgefressen. Und irgendwann..konnte ich all diesen Hass nicht mehr zurückhalten. Ich brachte sie alle um und..als du dich mir in den Weg stellen wolltest..war es schlichtweg der pure Neid auf dich, der mich dazu getrieben hat, dich zu verletzen."

Überrascht blickte mein Bruder zu mir auf.

Neid?"

Ja..du konntest das Leben führen, von dem ich immer geträumt habe. Sie haben dich trainiert und kämpfen lassen. Du hattest keine Grenzen und konntest dein Talent frei entfalten.",erklärte ich es ihm, so knapp wie ich konnte, da es mir durch und durch unangenehm war ihm von diesen Emotionen zu erzählen.

Darauf folgte eine Reaktion, die ich nicht ganz verstand: Er fing an zu Lachen.

Und ich war..stets auf dich und meinen Bruder neidisch. Ihr wart immer..so viel stärker als ich und...das trieb mich schlussendlich dazu..auch zu einem Dämon zu werden. Und nicht mal dann..konnte ich mit Yoriichi mithalten. Und mit dir...erst Recht nicht."

Aber...das musst du doch überhaupt nicht, Brüderchen. Und wenn man es ganz genau nimmt...hast du deinen Traum doch längst erfüllt: Du bist nun der stärkste Samurai in ganz Japan. Yoriichi ist tot und ich..kämpfe nicht mehr. Abgesehen davon...respektiere ich dich auch ohne deine Stärke, schließlich bist du mein Bruder."

Ich schenkte ihm einen sanften Blick, woraufhin ich bemerkte, dass er wie erstarrt war.

Also entschied ich mich schlussendlich dazu, über mein Schatten zu springen und mich meinen Ängsten zu stellen, weshalb ich zu ihm hinüber rutschte und meine Arme um ihn legte.

Wir sind doch schließlich Geschwister und haben nur noch uns. Wir sollten uns nicht länger hassen."

- POV Kokushibu

Ich zuckte kurz zusammen, als meine Schwester mich plötzlich in eine Umarmung zog und diese herzerwärmenden Worte sagte, weshalb sich vor lauter Emotionen unweigerlich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich brauchte einen kurzen Moment, ehe ich die Umarmung fest erwiderte und dabei spürte, wie mir ein Stein vom Herzen fiel - Der Stein, der meine Angst vor ihr symbolisierte. Nun, wo wir uns ausgesprochen hatten, war diese endgültig und hoffentlich für immer verschwunden.

Nach ein paar Minuten der Stille lösten wir uns schlussendlich voneinander, sie setzte sich wieder vor mir hin und ich wischte mir verlegen die Tränen aus dem Gesicht.

,,Das freut mich wirklich zu hören...danke...Schwester."

Nun ein war ein Thema zumindest geklärt, also folgte das Nächste, was mir auf dem Herzen lag.

Und....du und Muzan..habt also ein Kind?",ein besserer Übergang auf dieses Thema fiel mir nicht ein.

Meine Schwester wurde daraufhin auch ein wenig verlegen und versuchte es mit einem nervösen Lachen zu überspielen.

Ja...einen 4 Jahre alten Sohn, um genau zu sein. Kurayami ist sein Name. Und...naja: Er ist zwar ein Dämon, jedoch..hat er die besondere Veranlagung...der Sonne trotzen zu können. Deshalb...kann er ein ,,normales" Leben mit den anderen Kindern in unserer Stadt führen. Alle dort Ansässigen wissen von seinem Wesen und auch..von Muzan und mir..jedoch..vertrauen sie uns so sehr, dass sie uns akzeptieren und unsere Familie in ihre Nachbarschaft gelassen haben."

Verstehe...aber ich hoffe mal für ihn, dass....er dich nicht zu diesem Kind gezwungen hat.",erwiderte ich harsch.

Es war wohl so ein älterer Bruder-Ding, dass man tief im Herzen seine kleine Schwester beschützen wollte. Vor allem vor Männern von denen man wusste, wie brutal sein konnten.

Meine Aussage stieg ihr merkbar die Röte ins Gesicht, weshalb sie ihre Hände vor ihr Gesicht hielt, damit ich es nicht so genau sehen konnte.

Brüderchen...was denkst du denn bitte von ihm? Muzan mag ein brutales Monster sein, doch zu mir und unserem Sohn war er stets sanft. Wir...waren eben frisch verliebt, haben uns ausprobiert und dabei..ist eben der Kleine entstanden. Völlig normal."

Ihre Erklärung schien mir sinnig, immerhin hatte ich Muzan live erlebt, wie schüchtern er wurde, sobald es um meine Schwester ging.

Besser so für ihn, sonst...hätte ich ihn längst umgebracht. Aber gut, wie dem auch sei: Du wärst sicherlich alleine aufgetaucht, wenn du nur unsere Streitigkeiten hättest klären wollen. Also...was ist es, was ihr mir noch sagen wollt?"

Nun....also.."

- POV Nisshoku

Verlegen streckte ich ihm meine Hand entgegen und selbst in der Nacht funkelte der Edelstein am Ring so sehr im Mondlicht, dass man ihn klar an meinem zarten Finger erkennen konnte.

,,Muzan und ich..möchten heiraten. Jedoch..würde ich mir vorher erst gerne deinen Segen holen."

Nach dem ich das offenbart hatte, wartete ich angespannt seine Reaktion ab, während er mich mit seinen 6 Augen anstarrte und nach ein paar Sekunden endlich nickte.

Hol ihn bitte rein, ich möchte..euch beiden meine Entscheidung mitteilen."

Sofort nickte ich, stand auf und holte meinen Verlobten, der sich schon gefragt hatte, warum wir so lange gebraucht haben.

Nun denn...ich gebe euch meinem Segen. Jedoch solltest du wissen, Muzan: Wenn du..meine Schwester noch einmal verletzen oder unglücklich machen solltest, dann werde ich das tun, was wir Tsugikuni-Geschwister am besten können: Dich umbringen. Sie hatte genug Leid in ihrem Leben durch Männer wie unserem Vater, mir oder...besessenen Psychopathen wie dir, erfahren. Und das sollst du mit dieser Eheschließung ändern. Mache meine Schwester und meinen Neffen zu den glücklichsten Dämonen, die auf dieser Welt wandeln. Das wäre...mein neuer, großer Wunsch."

Während Muzan eingeschüchtert sofort sein Versprechen gab, uns wie Götter zu behandeln, rührten mich die Worte meines Bruders so sehr, dass ich ihn gleich noch einmal in meine Arme zog und fest an mich drückte.

Danke...Brüderchen, für alles."

Somit hatten wir nun auch den Segen meines Bruders, weshalb uns endgültig nichts mehr im Weg für unsere Hochzeit stand.
Dieser, so wie der Gedanke daran, dass mich ein Teil meiner Familie endgültig akzeptierte und mir ihre Liebe zeigte, machten mich jetzt schon zu dem glücklichsten Dämon unter dem Mond und den hell leuchtenden Sternen.

Me & the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt