Familientreffen

373 16 0
                                    

Das wir beide nun miteinander gingen, verbesserte seine Laune spürbar. Wenn wir von einer erfolglosen Expedition zurückkehrten, war er nicht mehr so wütend, sondern blieb ruhig und wandelte seinen Frust in Leidenschaft um, was eine willkommene Abwechslung war. Doch wie sagte man so schön? Nicht alles was glänzte war Gold, und das seine Gefühle nicht echt für mich waren, sollte ich wohl bald schmerzhaft zu spüren bekommen.

Gerade als wir unseren nächtlichen Trip planen wollten, hörte ich Schritte, weshalb ich sofort mein Katana zückte und auf meinen Beinen stand.

„Was ist los?"

„Die Teufelsjäger...sie haben unser Versteck gefunden. Bleib du hier, ich erledige das."

„Aber-", wollte er einwerfen, doch ich hinderte ihn daran.

„Keine Widerrede. Du darfst nicht sterben und wie wir beide wissen..bin ich stärker als du.",da ich mit dem Rücken zu ihm stand, konnte ich nicht sehen, wie er seine Hand zu einer Faust ballte und seine Augen vor Frust aufblitzten.

Anscheinend kam er doch nicht so gut damit klar, wie er immer tat, dass ich stärker als er war.

Ohne also auf eine Antwort zu warten, eilte ich nach draußen und überraschte dort die Teufelsjäger, die versucht hatten sich anzuschleichen. Es waren alles Neulinge, die vor lauter Angst kaum ihr Schwert aufrechthalten konnten, weshalb ich mich ohne großen Widerstand durch sie hindurch schneiden konnte. Kaum waren sie besiegt, tauchten auch schon die ersten beiden Säulen auf, die ein wenig länger dauerten, sogar den ein oder anderen Treffer landen konnten, doch am Ende endeten sie auch ohne Kopf auf dem dreckigen Erdboden - fehlten nur noch 8. Auch die nächsten 4 waren zwar nervig und langwierig, doch konnten sie mich am Ende des Tages auch nicht in einen kritischen Zustand bringen. Fehlten nur noch die letzten beiden, die sich hier irgendwo versteckt hielten. Nun gesellte sich Muzan zu mir, der sich das Massaker auf dem Boden nicht mal richtig ansah und stattdessen nach den letzten beiden Säulen Ausschau hielt. Dabei spürte ich förmlich seine Angst.

„Was ist los? Wovor hast du solche Angst?",fragte ich ihn, doch bevor er mir antworten konnte, brach es über uns wie ein Gewitter ein - Sie waren verdammt schnell, fügten uns binnen Sekunde mehrere Schnittwunden zu und kamen schlussendlich vor uns zum stehen, um uns ihre Gesichter zu zeigen.

Eigentlich wollte ich sofort zum Gegenschlag ansetzen, doch als ich in ihre Gesichter sah, konnte ich meinen Augen nicht trauen: Sofort schossen mir alte, schmerzvolle Erinnerungen durch den Kopf, die mich augenblicklich erstarren ließen. Vor mir standen meine Brüder, Yoriichi und Michikatsu, die über meinen Anblick ebenfalls überrascht waren.

„A....Asa..?",brachte Michikatsu heraus, der mir mit großen Augen ins Gesicht blickte, woraufhin ich ihn nur sprachlos ansah und mich langsam aber sicher wieder aus meiner Schockstarre befreien konnte.

„Du....du solltest..."

,,Asa...du hast dich in ein Monster verwandeln lassen? Das ist...wirklich eine tragische Wendung, doch..wird es mich nicht davon abhalten, deinem und seinem Leben endgültig das Licht auszublasen.",kam es von Yoriichi, der sich mit seinem monotonen Gesichtsausdruck auch direkt in Angriffsstellung brachte.

,,Nisshoku! Bring sie um! Beide, sofort!",schrie mich Muzan panisch an, der sich ebenfalls in Kampfstellung gebracht hatte. Er hatte wahnsinnige Angst. Wahrscheinlich weil er ganz genau wusste, zu was die Tsugikuni-Geschwister im Stande waren. Es waren wohl die einzigen Menschen zu dieser Zeit, die ihm gefährlich werden konnten.

„Worauf wartest du?! Los! Sonst töten sie uns beide!",schrie er weiter, doch ich konnte es nicht schaffen mein Schwert gegen sie zu erheben.

Zu schwer lastete mein Trauma auf meinen Schultern, als das ich auch nur daran denken konnte, meine Hand gegen meine Mörder zu erheben. Also ließ ich mein Schwert fallen, um ihnen zu zeigen, dass ich nicht vor hatte gegen sie zu kämpfen. Das lockerte auch direkt Yoriichis Haltung, während Michikatsu weiterhin sein Schwert mit zittrigen Händen umklammerte und auf Muzan und mich richtete.

„Ihr...habt mir...mein Leben genommen.",flüsterte ich leise, nun ebenfalls mit zittriger Stimme.
,,Wieso...? Warum habt ihr mir nicht mal eine Chance gegeben mich zu erklären?",verlangte ich zu wissen, doch Muzan störte weiter.

„Das sind nicht mehr deine Brüder, Nisshoku! Ich habe dir dein Leben geschenkt, du gehörst mir und wirst für mich kämpfen!",als er dies sagte, drehte ich mich zu ihm um und sofort stiegen mir Tränen in die Augen.

Wieso war er plötzlich so abwertend zu mir?

„Jetzt hör schon auf so dumm herum zu stehen und mach endlich was, du nutzloses Ding! Ich wusste von Anfang an, dass ich dich überschätzt habe. Du willst eine Kämpferin und stärker als ich sein?! Du kannst ja nicht mal deine eigenen Brüder töten!"

„Was...redest du da? Ich dachte....du liebst mich.."

„Lieben, ich? Dich? Das war doch alles nur gespielt, damit du mir deine ewige Treue garantierst! Ich brauchte nur eine fähige Waffe gegen deine Brüder! Aber anscheinend habe ich mich in der getäuscht. Denkst du wirklich, ich würde es akzeptieren, wenn eine Frau stärker als ich ist? Niemals! Und jetzt verschwinde, wenn du mich nicht beschützen kannst!",schrie er mich an, was mich unweigerlich an meinen Vater zurück erinnerte, der mich ebenfalls einst so angeschrien hatte.

Ich hielt es nicht mehr aus: Die Illusion in der ich lebte, zerbrach immer mehr, die Tränen bahnten sich unaufhörlich den Weg über meine Wangen und das Einzige, was mir einfiel, wie ich am besten reagieren konnte, war: wegrennen. Das konnte ich schon immer gut. Einst aus dem Elternhaus in dem ich lebte, einst aus dem Schmiedsdorf, als ich meine Brüder wieder sah und nun auch jetzt, weil mich all diese Situation zurück in eine Zeit warfen, wo ich völlig machtlos gegenüber Männern war. Also tat ich es auch: ich haute ab und überließ Muzan seinen Schicksal, der mir noch hinterher rief, wie sehr er es bereuen würde, mir noch eine Chance gegeben zu haben. Meine Brüder blieben beide bei ihm und machten keine Anstalten mich zu verfolgen.

Und somit verschwand ich erneut von der Bildoberfläche. Ich war erneut alleine, mit einem gebrochenem Herzen noch dazu und einem wahnsinnigen Hass auf Muzan Kibutsuji.

Me & the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt