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Es war mittlerweile dunkel, als wir aus dem Großen Gebäude austraten. Die Sonne ging langsam unter und es entstand ein Rot- Pinkes Farbspiel am Himmel. 
,,Du hast das echt gut gemacht." merkte ich nur schnell an und sah im Augenwinkel wie er leicht rot wurde.
Es könnte wie in einem Romantischen Film sein, wir beide, im Park, bei Sonnenuntergang. Wunderschön. Leider wieder viel zu schnell vorbei, denn wir mussten uns langsam etwas beeilen um den Zug noch zu erwischen.
Tino wirkte auf mich etwas angespannt und versuchte sich etwas größer zu machen als er so schon war. Ständig schaute er sich in der Gegend um. Fast so, als wolle er mich beschützen. Gut, Frankfurt bei Abend ist jetzt vielleicht auch nicht der sicherste Ort.
,,Alles in Ordnung?"
Mittlerweile saßen wir schon im Zug und es wurde langsam dunkel.
,,Hm." Lächelte ich.
Ich holte meine AirPods aus meiner Tasche und machte Absent auf Spotify an. In ein paar Monaten war schon die Tour, auf die ich mit Malenko und Chiara gehen wollte. Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich mich jetzt schon freue.
Die Zeit verging wie im Flug. Tino und ich hatten nur wenig Worte miteinander gewechselt. Wahrscheinlich denkt er auch gerade über Gott und die Welt nach. Zu gerne würde ich manchmal wissen was er denkt. Ob er manchmal doch gar nicht die Wahrheit sagt?
Ich wurde von meinem Handy aus meinen Gedanken gerissen.
Lüran: pennst du heute zuhause?
Ich schrieb ihm schnell das wir noch im Zug sitzen und wahrscheinlich später kommen würden.
Sofort machten wir uns auf den Weg zur S-Bahn, um die Bahn noch zu bekommen.
,,Komm schnell."
Tino drückte mich sanft am Rücken, wobei ich eine leichte Gänsehaut verspürte. Als die Bahn losfuhr, verlor ich etwas das Gleichgewicht, weshalb Tino mich am Arm halten musste. Komisch, sonst passierte mir sowas nie. Wahrscheinlich war ich einfach leicht übermüdet. Die letzten Nächte habe ich fast gar nicht geschlafen.
'Nächste Haltestelle: Warschauer Straße. Ausstiegs Richtung: Links'
,,Gehts?"
,,Hm." Lächelte ich.
An der Station war wenig los. Nur vereinzelte Menschen oder Gruppen von Jugendlichen. Wir setzten uns auf eine Bank und starrten einfach in die Luft, bis ein 'Dringggg' uns aus unseren Gedanken riss.
Julian: Weißt du was mit Lyran immoment los ist eigentlich?
Mit zwei Fingern massierte ich mir meine Schläfen und atmete tief aus.
,,Du hast Lyran echt gern oder?"
,,Natürlich, er ist mein Bruder. Weißt du, ich war immer so stolz auf meinen großen Bruder. Er war ein Vorbild für mich. Ich war so stolz auf ihn und auf alles das was er schon geschafft hat. So viele scheiß Probleme mit Drogen, falsche Freunde, falsche Liebe. Ich wollte immer nur das beste für ihn. Er ist so reif geworden, hat das Leben neu lieben gelernt. Dann ist er von diesen scheiß Drogen wieder rückfällig geworden, man ich mach mir doch nur Sorgen."
Ich stützte meine Ellenbogen auf meine Knien und legte meinen Kopf auf meine Handflächen.
,,Ich bin so unfassbar froh, dass wir uns so gut verstehen, aber, ich habe auch das Gefühl das ich auf ihn aufpassen muss. Ich will einfach nicht noch eine Person verlieren."
Damit stand ich auf und fuhr mir durch die Haare.
,,Hey, tief durchatmen ja?"
Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, woraufhin ich langsam merkte, wie ich immer röter wurde.
,,Komm mit."
,,Hm?"
Er nahm meinen Rucksack und daraufhin mein Handgelenk und ging dann los. Ich ließ mich einfach von ihm führen. Ich fragte nicht wohin es ging. Ich fühlte mich einfach so wohl, am liebsten würde ich die Zeit anhalten.
Nebeneinander liefen wir über den Platz der Mercedes - Benz Arena und genossen diese Stille.
,,Bist du öfter hier?" Fragte ich leise.

,,Schon, ja. Meistens wenn ich einfach allein sein will oder über fehler nachdenke.''

,,Fehler?''

,,Natürlich. Ich mache so oft Fehler. So viel scheiße wie ich schon gemacht habe kann ich froh sein das meine Freunde noch was mit mir zu tun haben wollen.''

,,Hab ich gar nicht so wahrgenommen.''

,,Wir kennen uns leider auch noch nicht lang, Lu.''

'leider' leider?

Er lächelte mich an und ich fragte mich, ob irgendwas an ihm nicht Atemberaubend schön war. Ehrlich, dass ist doch nicht mehr normal.

,,So oft wie ich schon gelogen habe weil ich mich und mein Leben interessanter machen wollte.''

,,Aber dein Leben ist doch super interessant, oder nicht?''

,,Das kann auf andere villeicht so wirken ja, weil ich Musik mache. Aber, ich finde mein Leben manchmal einfach extrem langweilig. Ich bin hier her gekommen, mir wurde alles gezeigt, es gibt keinen Ort, wo ich noch nicht war und das macht es hier eben auch sehr langweilig. Natürlich alle sagen immer ja Berlin hier gibts immer was zu machen, aber hätte ich meine Homies nicht kennengelernt wär ich bestimmt schon längst hier weg. So, nicht falsch verstehen, ich liebe es hier in Berlin aber es ist manchmal einfach Ultra langweilig.''

,,Danke, dass du so offen zu mir bist.''

,,Sicher.''

Ich brauchte einen Moment um die ganzen Informationen zu verarbeiten.

,,Ist dir kalt?''

Ohne auch nur auf eine Antwort von mir zu warten, legte er mir seine Jacke über meine Schultern. Nun stand er vor mir. Ich musste nach oben schauen um ihn überhaupt sehen zu können. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding und genau das war der Moment in dem ich realisierte das ich mich verdammt nochmal in Tino verliebt hatte.


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hehe ^^


Memories- Yungmon ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt