Chapter one

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Ein Rütteln erweckte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Erschrocken schlug ich die Augen auf. Pechschwarze Dunkelheit umgab mich. Mein Kopf pochte im Rhythmus meines Herzschlags. Aber als ich mir erst einmal über meine Situation klar wurde, beschleunigte sich dieser mindestens ums Zweifache.

Wo war ich?
Besser! - Wer war ich?
Auf beide Fragen fiel mir nur ein - „Ich hab' keine Ahnung!"

Wobei das Wo zur Hälfte beantwortbar war : Ein eiskaltes Gitter war unter meinen verkrampften Händen zu spüren. Ich verschränkte meine Finger mit dem Metall. Zu groß war die Angst, beim Aufsetzen zurück zu fallen. Dennoch stemmte ich meine Ellbogen auf und drückte meinen Oberkörper hoch. Sofort spürte ich den Schwindel wieder und schluckte dennoch die aufkommende Galle wieder runter. Mit schmerzenden Knochen setzte ich mich schließlich komplett auf.
Als hätte ich drei Jahre geschlafen...
Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Schwärze. Ich konnte die Umrisse von Kisten wahrnehmen. Alle dicht an- und aufeinander gestapelt. Schmerzvoll zog ich meine Knie an und verlagerte das Gleichgewicht neu. Ich drückte mich mit meinen Armen vom Boden ab und stellte mich auf die Beine. Wegen der schwachen Muskeln taumelte ich etwas auf der Stelle, bekam jedoch eine der Boxen zu greifen und stützte mich auf diese. Nachdem alles aufgehört hatte sich zu drehen, löste ich langsam meine Hand aus meinem festen Griff. Ich drehte meinen Kopf nach links und rechts. Fast alles sah gleich aus - Kisten, Dunkelheit, Gitterwände, Dunkelheit und noch mehr dunkle Schwärze. Im allgemeinen nichts, wo ich gerne lange bleiben würde. Ich begann die Wände entlang zu fahren. Das kalte Gitter erzitterte leicht unter meinen Berührungen. Leichte Töne erklangen und eine Melodie entstand. Nach höchstens einer Minute war ich durch jede Ecke des 'Raumes' gegangen. 4 Wände und keine Tür.
Wie bin ich bloß hierher gekommen? Ohne Tür oder Fenster?
Erst jetzt bemerkte ich die roten, an mir vorbei ziehenden Lichter. Immer schneller verschwanden sie aus meinem Blickfeld und tauchten wieder auf. Scheiße! - Ich bewegte mich in dieser scheiß Metallkiste nach oben. Ich merkte, dass ich immer schneller fuhr. Immer schneller. Mittlerweile spürte ich schon, wie meine Organe in meinem Körper nach unten rutschten. Immer wieder rüttelte der „Aufzug" unter mir. So langsam spürte ich die Panik in mir aufkommen.

„Okay, keine Panik!", murmelte ich zu mir selbst.

Meine Stimme klang so fremd, als gehöre sie jemand anderem. Trotz der Angst in mir, was gleich passieren könnte, lugte ich durch die Gitterdecke. Nächstes Problem - Im Schacht war es genauso dunkel wie in meinem Käfig. Doch ich glaubte zu erkennen, dass sich über mir eine Decke aufstülpte. Alles in mir schrie danach, nach Hilfe zu rufen, gegen die Wände zu schlagen und Panik zu schieben. Doch ich blieb still. Meine Stimme würde versagen und da ich nicht wusste, wer oder was mich gleich erwartete, sollte ich lieber meine Kräfte sparen. Also blieb ich an Ort und Stelle stehen und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich versuchte meinen Stand zu stärken, was schwieriger war, als gedacht. Nacht ein paar Sekunden funktionierte es halbwegs, und ich hatte jetzt wenigstens ein bisschen mehr Halt. Mittlerweile konnte ich es klarer erkennen : dort oben war wirklich eine Decke!, und ich bewegte mich mit rasender Geschwindigkeit darauf zu. Abrupt blieb der „Aufzug" stehen und ich verlor schlussendlich doch das Gleichgewicht. Ich flog von meinen Füßen und schlug meinen Kopf gegen eine der Kisten .

„Das gibt mindestens ne' Beule", dachte ich.

Grade als ich mich wieder aufrichten wollte, spaltete sich die Decke zur Hälfte und ließ Sonnenlicht in die vorherige Finsternis. Ich schloss schnell meine Augen, die wegen der Helligkeit schon brannten und entspannte meine Muskeln.

„Endlich ist dieser Höllentrip vorbei!" Tja, falsch gedacht.

Ich konnte Stimmengewirr hören und bekam wieder Panik. Unterschiedlich tiefe Stimmen sprachen miteinander.

„Tod stellen ist doch gut, oder?"

Gedacht, getan... Ich ließ meine Muskeln erschlaffen und lehnte mich an die Kiste, an der ich seit meinem Absturz lag. Trotz meiner geschlossenen Lider war es brennend hell. Um mich abzulenken konzentrierte ich mich auf das Stimmengewirr.

„Ist das ein Mädchen?", „... vorher noch nie", „Sie ist hübsch!", „Schnauze, Nick!", „Ist sie tot?", waren die einzigen Dinge, die ich verstand. Alles Jungs Stimmen!

„Hey!", rief einer. Dann war alles still.

„Gally, hol ein paar Jungs und tragt sie aus der Box. Vielleicht hat sie sich ja nur den Kopf angeschlagen", sagte der Typ.

Einige Sekunden später erzitterte das Gitter drei Mal. Schätzungsweise waren „Gally" und zwei andere Jungs in „die Box" gesprungen. Sie unterhielten sich darüber, wie sie mich heraus heben sollten. Keine Minute später spürte ich raue Hände unter meinen Armen und Beinen.

„Eins, Zwei, Drei", hörte ich einen sagen.

Danach flog ich in der Luft. Nach zwei, drei Minuten Bodenlosigkeit, spürte ich etwas Piksendes unter mir. Gras? Ich war definitiv nicht mehr in der Box, aber wo war ich? Nachdem ich keine Stimme mehr hörte, öffnete ich meine Augen einen Spalt. Unnötig, denn ich konnte nur stechendes Licht sehen. Also bewegte ich meinen Kopf leicht nach links, wo er sowieso schon hin geneigt war. Nochmal öffnete ich meine Augen spaltbreit.

Weiter weg von mir, konnte ich kleinere Holzhütten erkennen. Ich lag auf einer riesigen Wiese, die, aus meiner Sicht, weiter hinten in einem großen Wald endete. Diese ganze Erscheinung hatte etwas Beruhigendes an sich, so dass ich alle Ängste und Sorgen für einen Moment vergaß, bis ich einen Schatten an mir vorbeiziehen sah. Schnell schloss ich meine Augen wieder.

„So weit nur einer. Den kann ich umlegen".

Er nahm mein Handgelenk und - ich vermutete - er wollte meinen Puls fühlen. Wenn es so wäre, war dieser grade bei 200, aus Angst, was jetzt passieren würde. Er legte mein Handgelenk wieder hin und murmelte etwas Unverständliches. Das war mein Moment.

Ich schlug meine Augen rasant auf. Der Junge saß direkt vor mir und schaute mir erschrocken ins Gesicht. Ich überlegte nicht lange und schlug ihm mit aller Kraft, die ich hatte, auf die Nase. Danach hörte ich ein Knacken und der Junge wich mit einem Aufschrei nach hinten. Ich sprang auf und wollte mich sofort übergeben. Doch ich riss mich zusammen und lief panisch weg. Alles was ich grade gesehen hatte, war von vier gigantischen Steinmauern umgeben. In einer war ein Spalt offen, auf den ich zu steuerte. Ich glaubte, alles wäre besser, als mein Schicksal auf mich zu kommen zu lassen. Als ich hörte wie ein Junge etwas rief, beschleunigte ich mein Tempo nochmals. Ich spürte das Gras unter meinen Füßen. Warum auch immer, hatte ich weder Socken, noch Schuhe an. Doch ich rannte weiter. Mir war alles egal. Das Adrenalin schoss wie wild durch meinen Körper. Für diesen Moment genoss ich es sogar ein wenig, dann konzentrierte ich mich wieder auf meine Flucht. Ich war kurz vor der Öffnung als ich jemanden : „ Gally, schnapp sie dir!", schreien hörte.

Schnell blickte ich mich beim Laufen um und sah einen Jungen mit komischen Augenbrauen auf mich zu rennen. Er legte ein recht schnelles Tempo vor, doch ich war weitaus schneller. Ich könnte es mit Vorsprung in den Gang hinein schaffen, wollte aber etwas Spaß haben. Also senkte ich mein Tempo ein wenig. Die anderen Jungs waren noch auf der anderen Seite der riesigen Wiese, also kein Grund zur Panik. Ich sah wie der Junge auf mich zu rannte und zum Springen ansetzte, wahrscheinlich um mich zu Boden zu werfen. Ich behielt mein Tempo bei, während der Junge absprang und sich auf mich werfen wollte. Abrupt blieb ich stehen und ging einen Schritt zurück. Der Junge flog direkt vor meinen Füßen auf die Nase. Ich schmunzelte ein wenig, aber als ich realisierte, dass die anderen auch noch hinter mir her waren, sprang ich über den am Boden liegenden Jungen. Ich rannte in Höchstgeschwindigkeit zu dem Gang. Als ich den ersten Schritt zwischen die Steinwände trat, spürte ich schon, wie sich die Luft um mich schlagartig veränderte. Sie war feuchter als auf der Wiese und es roch leicht... verwest. Doch als ich die Rufe wieder hörte, konzentrierte ich mich erneut auf das Wesentliche. Renn!

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1325 Wörter

My life in the Maze/Newtmas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt