Rachel
Neuer Morgen, neuer Tag, neues Glück.
Mit diesem albernem Satz wollte ich meinen Tag so motivierend wie nur möglich beginnen, was eher das Gegenteil bevorzugte. Schließlich blieb ich auf meinem Bett liegen und starrte diese leblose, weiße Decke an. Der gestrige Abend war furchtbar. Ich setzte es mir selbst als Ziel ein dies gerade zu biegen.
Indem ich mich vor Jason Taylor entschuldige und ihn dazu bringe mir alles zu erzählen. Ich muss wissen, wie Brain ihn überzeugen konnte an unserem Referat nicht weiterzuarbeiten. Anschließend werde ich meinen Vater anrufen und ihm von allem erzählen, inklusive dem Zwischenfall mit seiner Sekretärin und meinen Namen. Hiernach sorge ich dafür, dass ich bei Jade übernachten kann bis mein Vater von seiner Geschäftsreise zurück ist.
Mit dieser neuerweckten Motivation stand ich von diesem überdimensionalem Bett auf, ging ins Bad und führte meine Morgenroutine, wie gewohnt, weiter. Ich ging zu meinem provisorischen Ankleidezimmer und fischte mir eine High-Waist-Hose samt engen, schulterfreien Oberteil raus. Band meine langen brauen Haare zu einem Zopf und schminkte mich dezent. Anschließend war ich hinkniend dabei meine Schulsachen für heute in der Tasche einzupacken, samt einer kleine Tasche für die Übernachtung bei Jade.
Bis ich eine Gestalt hinter mir spürte. Ich erahnte schon wer diese gewisse Person hinter mir sein könnte.
„Guten Morgen, Kleines.", wünschte er mir mit seiner rauen morgigen Stimme. Für einen Moment verlor ich meine Fassung dank seiner doch attraktiven Stimme, jedoch kriegte ich mich schnell wieder ein und antwortete ihm schlicht:
„Morgen. Du kannst mich gleich zur Schule fahren.", dabei stand ich wieder auf den Beinen auf und wollte an ihm vorbei gehen. Bis ein starker Griff an meinem Oberarm sich bemerkbar machte. Allerdings wollte ich ihm diesmal keine Reaktion geben. Nein, er soll nicht dieses Vergnügen haben und sehen das mir seine Kontrolle über mich, die er nicht haben durfte, stört. Er darf mich nicht kontrollieren, wie er es bei Jason geschafft hat. Er darf nicht denken, dass ich hilflos bin und mich nur mit Worten und bloßen frechen Antworten wehren kann. Schließlich erlaubt er sich dieses Verhalten bei mir, da ich nichts weiteres dagegen unternehme als zu zetern. Weshalb ich einen kühlen Gesichtsausdruck bewahrte und ihn auf seine breite, muskulöse Brust anstarrte.
„Zeige mir was in deiner netten, kleinen Tasche drinnen ist.", statt mir dies als eine Frage zu stellen, befiehl er es mir wieder. Meine Vermutung war richtig. Er war ein Kontrollfreak. Er kann nicht ohne diesen Kontrollzwang. Einerseits lässt sich erklären weshalb er der strengere Geschäftsführer ist, im Vergleich zu meinem Vater. Zwar ist mein Vater ein strikter Mann, jedoch war Brain bekannt als der skrupellose Chef. Die Ursache eines Kontrollfreaks ist die Verletzbarkeit. In den meisten Fällen werden die Kontrollfreaks wie die Perfektionisten betrachtet, die ihre innere Verletzbarkeit schützen wollen. In der Führungskraft neigt der Kontrollfreak dazu seine Untergebenen öffentlich zu ermahnen, was bei Brain bekannt ist. Allgemein besteht er darauf, dass Aufgaben auf seine bestimmte Weise erledigt werden. Darunter betrachtet er sein beständiges Intervenieren als segensreich und notwendig in der Annahme, dass andere unfähig seien, Aufgaben richtig zu erledigen.
Und genau dieser Kontrollkampf liegt nun vor mir.
Er, der versucht mich mit sämtlichen Mitteln zu dominieren.
Ich, die versucht sich ärmlich dagegen zu wehren.Aber mein Kampfgeist hat noch nicht aufgegeben und dies sah man in meinen schon fast leuchtenden Augen an. Seine dunklen und hintergründigen Augen dagegen strahlten einen furchteinflößenden Wahn und die Fremdbestimmung aus. Vorsichtig nahm ich einen tiefen Atemzug, dabei spannten sich meine Zwischenrippenmuskeln an. Dadurch hoben sich die Rippen und damit auch mein Brustkorb. Gedanklich versuchte ich mir eine elegante Antwort zu fabrizieren, wodurch mein Plan nicht auffiel. Jedoch scheiterte ich mit meinem Vorhaben ihm keine respektlose Antwort zu geben sehr:
„Das ist meine Schultasche.", ein wenig frech darf man es sich erlauben. Zwar ist mir bewusst, dass wir von der anderen Tasche sprachen. Aber man kann es versuchen. Sein Griff an meinem Arm verfestigte sich, jedoch konnte ich ein leichtes Schmunzeln an seinen vollen Lippen erkennen.
Amüsiert er sich gerade?
War nicht mein Plan ihn genau dieses Vergnügung nicht zu beschaffen?„Netter Versuch, Kleines. Aber ich sprechen von deinem Rucksack und nicht von deiner Handtasche.", hierbei deutete er mit seinen Augen genauestens auf meine Tasche.
Schluckend sah ich still zu ihm rüber und wartete ab. Schließlich bin ich nicht lebensmüde und erzähle ihm wie ein Wasserfall was ich wirklich vor habe. Mein Redefluss ist des Öfteren stetig und ununterbrochen wie das Fließen des Wassers selbst, welch einen Wasserfall hinabstürzt. Aber wie man so schön sagt, ich halte hier am besten den Goschen. Doch auf was ich genau hoffte kann ich selbst nicht erklären.
Auf einen Schutzengel?
Auf meinem Vater, der mich retten soll?
Wenn ja, vor wem? Vor ihm?Dieses Gefühl ist unerklärlich, jedoch weiß ich tief im Inneren, dass Brain mich nie ernsthaft verletzten würde. Zwar ist er durchaus etwas grob zu mir, wie mit seinem noch vorhandenem und schroffem Griff an meinem Arm erkennen kann. Dennoch weiß ich, dass dies nicht beabsichtigt ist. Allerdings werde ich nicht dieses klischeehafte Mädchen spielen, die diesen verlorenen Mann vor seiner düsteren und verletzten Seele rettet. Indem ich ihn die Wärme schenke, die er braucht bzw. die, die er nie hatte.
Schließlich sagte mir unsere Umarmung von gestern Abend mehr als tausend Worte.Selbstbewusst zog ich meine Schulter nach hinten und streckte zugleich die Brust nach vorn. Dabei ignorierte ich gekonnte seinen Griff und traute mich, wie die selbstsichere Frau, die ich bin, ihn auf die Augen zu schauen. Das Letzte was er von mir denken soll, ist, dass ich ein naives, kleines, unerfahrenes und hilfloses Mädchen sei, was vom Papili verwöhnt worden ist. Nein, denn er soll kein falsches Bild von mir haben und dies werde ich ihm beweisen. Weshalb ich nun die passendste und zugleich die klischeehafteste Antwort bzw. Lüge parat hatte:
„Dort drinnen befinden sich meine Sportkleidung und ich würde es bevorzugen, wenn wir langsam losfahren würden. Da ich noch pünktlich zur Schule ankommen möchte und du sicherlich zu der Firma."
Für einen kurzen Augenblick war zwischen uns eine Stille, indem man eine Nadel fallen hören konnte. Unsere Blicke trafen sich. Meine goldbraunen Augen auf seine schwarzen. Hiernach stellte ich schockierend fest, dass er tatsächlich von mir los ließ und nach unten ging.
Hat er es mir tatsächlich abgekauft?
Oder ist es ihm immer bewusst, wann ich ihn anlog? So oder so ich muss jetzt, das was ich angefangen möchte, durchziehen. Ich muss Jason zur Rede stellen.Mit gehobener Brust und mit eilenden Schritten ging ich ebenso runter und zog mir meine Schuhe an. Draußen stand ein Auto bereit, weshalb ich sofort einstieg. Zu meiner Verwunderung saß nicht Brain am Steuer, sondern der strahlend lächelnde Sebastian, welcher mich freundlich begrüßte. Versunken in meine Gedanken war es während der Fahrt kirchenstill. Erleichtert über die Tatsache, dass ich für die nächsten Stunden meine Zeit ohne Brian verbringe, war ich sehr wohl. Seine dominante, kontrollierende und bedrängende Art überfordert mich zugegebenermaßen sehr und lässt mich die Frage stellen, ob mein Vater über den Verhalten von Brian mir gegenüber bewusst ist?
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𝐷𝑒𝑟 𝑏𝑒𝑠𝑡𝑒 𝐹𝑟𝑒𝑢𝑛𝑑 𝑚𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝑉𝑎𝑡𝑒𝑟𝑠
Romance„Was soll das? Du bist nicht mein Vater, also lass mich doch einfach in Ruhe!", meinte ich zu diesem gut aussehenden Tyrannen, auch als besten Freund meines Vaters bekannt. „Nein, du wirst dort nicht hingehen!", befahl er mir mit einem strengen Ton...