Kapitel 2

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Kapitel 2

Gegenwart

Naoto sah nachdenklich zu dem leblosen Körper, der auf seiner Couch lag. Takemichi war schon viel zu lange in diesem Zustand. Mehrere Wochen, wenn er das richtig nachgerechnet hatte. Das war nicht gut. Seitdem hatte er immer wieder Nachforschungen gemacht. Einiges schien sich geändert zu haben. Zum Bespiel war ein Name im Zusammenhang mit Toman aufgetaucht, den er vorher nicht kannte. Aber irgendwas stimmte nicht, denn er musste immer wieder auf seine Notizen schauen um sicher zu stellen, dass er nichts vergaß. Aber immer wieder schienen ihm Informationen abhanden zu kommen. Sachen die er nicht aufgeschrieben hatte blieben verloren. Manchmal fragte er sich sogar wer der Mann war, der auf seiner Couch lag.

Je länger die Zeit verstrich umso mehr verschwanden Einzelheiten. Er vergaß einfach nach und nach die Fakten. Einzig das er gegen die Toman ermittelte war noch für ihn von Interesse. Irgendwann, er wusste nicht einmal wann es war, war der Mann auf seinem Sofa verschwunden. Wie das kam konnte er nicht sagen, aber der Kerl war weg, nur die Nährlösung war noch da, die Nadel lag vergessen am Boden und der Inhalt breitete sich langsam darum aus.

Er hatte die Sachen einfach weggeworfen. Es war ihm nicht mal ein Schulterzucken wert gewesen. Er wusste nur, dass er am Nachmittag zu seiner Schwester kommen sollte. Oh man Hinata!

Was war nur aus ihr geworden!

„Warum hast du damals nur die Schule abgebrochen. Was ist geschehen, dass du sowas tust?", murmelte er vor sich hin, packte seine Marke und den Schlüssel und verließ seine Wohnung.

Er machte sich auf den Weg nach Kabukicho. Ach Hina! Warum nur? Wie bist du nur an diese Bande geraten?

„Hallo Süßer. Hast du Lust auf ein bisschen Gesellschaft?", wurde er angesprochen. Doch er zeigte nur seine Marke und ging weiter bis ihm eine rothaarige Frau in knappen Kleidern ins Auge fiel.

„Hina! Du wolltest mich sehen?", sprach er die junge Frau an, die sich mit einem Lächeln im Gesicht umgedreht hatte.

Doch der Ausdruck änderte sich als sie ihn erkannte. In dem Moment blitzte Panik in ihren Augen auf und sie sah sich hektisch einmal un. Sie packte ihn am Arm und zog ihn in eine Seitengasse.

„Du kannst doch nicht einfach herkommen!", zischte sie ihm zu.

„Du wolltest mich sprechen Hina! Ich hab dich nicht erreicht also bin ich hier. Also was gibt es?"

„Es gab einen Mord. Eine der Nutten, die hier im Bordell arbeiten. Sie soll wohl eine Überdosis genommen haben.", berichtete Hina und sah ihrem Bruder tief in die Augen. Doch Naoto konnte es sehen. Pupillen so klein wie Stecknadelköpfe. Sie hatte also auch geschnupft.

„Ich habe dir gesagt, dass du damit aufhören sollst! Soll ich dich in die Entzugsklinik bringen? Komm mir noch mal so unter die Augen und ich werde nicht fackeln dich da einzuweisen. Haben wir uns verstanden Hina.", fuhr er sie an und packte sie am Arm.

„Ich ... ich ... bitte Naoto lass mich los. Ich muss wieder raus.", flehte sie und hatte bereits Tränen in den Augen.

„Tzz. Du bist eine Schande Hina!", zischte er und verließ die Seitengasse.

„Aber ... was ist mit ...", rief sie ihm nach.

„Das ist nicht meine Abteilung Hina.", sagte er nur hart und warf noch einen Blick über die Schulter. „Wenn du Hilfe willst. Dann melde dich bei mir!"

„A ... aber Naoto.", schluchzte Hina und wollte nach ihrem Bruder greifen. Doch der wich ihr aus und warf ihr noch einen letzten Blick zu.

Während er sich durch die Menschenmassen hindurcharbeitete fiel sein Blick auf einen schwarzhaarigen Mann in einer schwarzen Gangjacke. Wie betäubt blieb er einen Moment stehen und starrte ihn an. Irgendetwas regte sich in ihm. Er kannte dieses Gesicht. Der Kerl war nicht besonders groß und hatte seine schwarzen Haare in einem langen Zopf weit oben am Kopf zusammengebunden. Seine Augen konnte Naoto nicht erkennen, denn der Typ trug eine verspiegelte Fliegerbrille und unter der Gangjacke scheinbar einen hochwertigen Anzug. Doch irgendwie wirkte der Mann anders. Er war sich nicht sicher aber er hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Schnell nahm er sein Handy hervor und machte ein schnelles Foto.

Er musste wissen wer das war. Er hatte den Typen noch nie gesehen und er war auch nicht in der Datenbank über Toman.

Ist der etwa dieser geheimnisvolle zweite Anführer? Der Typ, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte.

Was Naoto nicht mitbekam war, dass er beobachtet wurde und auch seine Fotos nicht unbemerkt geblieben war. Naoto war immer noch so auf den Typen konzentriert das er alles andere ausblendete. So sah er auch wie der geheimnisvolle Gangtyp an sein Telefon ging und kurz reinsprach, bevor er es wieder wegsteckte.

Sekunden später war er aus Naotos Blickfeld verschwunden. Mit einem unguten Gefühl im Bauch machte er sich auf den Weg zu seinem Auto, nicht ahnend das sein Handy nicht mehr an seinem Platz war. In einem unbemerkten Augenblick wurde es ihm aus der Innentasche seiner offenen Jacke gefischt.


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