Huo hörte während des Begrüßungsschwatzes nicht im geringsten zu. Warum auch? Das wichtige würde später drinnen beschlossen werden. Oder vielleicht doch nicht so viel später.
Sein Großvater Hun rief laut: "Alle Meister versammeln sich im Teesaal! Der Rest bleibt fern! Die Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt!"
"Kann ich jetzt deinen Titel haben?", fragte Yan mit einem schelmischen Grinsen.
"Keine Chance!", wehrte Huo ab. Seine eigene Neugierde war zu groß. Er mochte den weißen Lotus nicht unbedingt, aber wenn das Geschwätz so schnell ging, dann musste es wohl was Wichtiges sein.
"Erzähl mir nachher davon!", verlangte sie.
"Aber sicher, Schwesterchen", erwiderte er amüsiert. In manchen Dingen war Yan noch wie ein Kind. Genauso leicht für etwas zu begeistern. Na, je nachdem, was es ist, bist du nicht anders, Huo! Das war eben so. Er strich seiner Schwester über den Kopf, dann ging er rein.
Sein Cousin Lu Yin stützte seinen Urgroßvater. Sun Huang mochte ein unglaublich starker Feuerbändiger sein, aber er war auch ein alter Mann von deutlich über hundert Jahren. Und natürlich war Lu Yin sofort zur Stelle. Obwohl er sechs Jahr älter als Huo war, hatte er den Meistertitel erst vor wenigen Monaten erhalten und hielt ihn nicht schon sein halbes Leben, so wie Huo. Der jüngste Meister, seit die Huang hier auf dieser Insel lebten. Und wohl auch eine ganze Weile davor. Soll Lu Yin sich halt einschleimen. Das ist keine Macht, die ich brauche.
Mit den Händen in den Taschen statt in den Ärmeln ging Huo hinterher. Im Teesaal lehnte er sich an eine Säule, während die anderen Meister sich in Masse hinsetzten. Eine junge Dienerin kam vorbei und verteilte eilig Becher mit kaltem Tee. Bei Huo errötete sie etwas, als sie ihn ansah. Und noch mehr, als sich ihre Hände berührten, als er den Becher entgegen nahm.
Er wusste, was das zu bedeuten hatte, und es scherte ihn wenig. Er war an Frauen durchaus interessiert, aber nicht an den einheimischen. Die himmelten ihn hirnlos an, weil er ein Meister war und kein alter Mann. Eine Frau mit Klasse war nicht unter ihnen. Hübsch mochten sie ja fast alle sein. Da hatte er keine besonderen Ansprüche. Schlank und ein bisschen jünger als er, so hielt er es, seit er zum ersten Mal an Mädchen gedacht hatte. Der Rest war egal, von da an war entscheidend, was hinter den hübschen Gesichtern war. Meistens recht wenig. Das war auch der Grund, warum er keine Freundin hatte.
Er bemerkte einen Blick auf sich und erwiderte ihn. Sein Großonkel Jun grinste schelmisch. Er fand es immer lustig, wie Huo sich nicht an Regeln hielt und vor allem, wie ihm der Titel des Meisters seit geraumer Zeit egal war.
Sifu Sun hob seinen Becher und sagte mit schwächelnder Stimme: "Für unsere Neuankömmlinge zum Gruße."
Damit erhitzte er seinen Tee. Die anderen Meister taten es ihm nach, dann nahmen sie einen Schluck.
Der mittlere der Ordensmitglieder setzte an: "Ich danke Euch für den Empfang, Meister. Gerne würde ich mit Euch einfach nur plaudern, doch verlangt die Pflicht, gleich zum Punkt zu kommen. Es gibt Probleme, von denen Ihr wissen solltet."
Das Oberhaupt nickte, also fuhr der Gesandte, wie auch immer er hieß - vermutlich hatte er sich draußen vorgestellt, als Huo nicht aufgepasst hatte - fort: "In Republica ist vor einer Weile eine neue Gruppierung aufgetaucht. Sie nennen sich die Equalisten. Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, gegen Ungleichheit vorzugehen und das Bändigen zu verbieten."
"Na und?", meinte Meister Yuan, ein Verwandter, verächtlich. "Welche Bedrohung sollen ein paar Idioten am anderen Ende der Welt schon darstellen?"
"Anscheinend gibt es da jemanden. Ein maskierter Mann, der sich Amon nennt und der den Bändigern ihre Kräfte nehmen kann. Ich dachte, das würde euch interessieren", antwortete der Gesandte vielleicht etwas zu hochnäsig.
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Der Sohn des Feuers - eine Avatar- Fanfiction
FanfictionHuo entstammt einer altehrwürdigen Familie von Feuerbändigern, die schon über Generationen die Feuerlords und ihre Familien unterrichtet hat. Nun, 70 Jahre nach der Niederlage der Feuernation, ist davon nicht mehr viel bekannt. Als Gerüchte herumge...