Kapitel 20 Kampftraining

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Es war früher Morgen, noch vor Sonnenaufgang. Huo spürte ganz klar den Muskelkater vom gestrigen Training und wusste, dass der auch noch ein paar Tage anhalten würde. Aber immerhin war es nötig gewesen.

Ein paar kurze Feuerbändigerübungen waren alles, was er sich antat. Manchmal war es nicht gut, so zu übertreiben, wie er es getan hatte, auch wenn sein Körper an hartes Training gewohnt war.

Mika kam früher als erwartet. Huo sah zu ihr, wie sie unsicher auf ihn zu kam.

"Morgen", begrüßte er sie.

"Guten Morgen", war ihre Antwort.

"Gut geschlafen?"

Sie sah schüchtern zu Boden. "Nicht wirklich. Ich bekomme nicht aus dem Kopf, was du gesagt hast."

"Und du bist hier."

"Ja. Ich muss es tun. Ich brauche dein Training."

Huo nickte. "Dann fangen wir gleich an. Es gibt zuerst ein paar Dinge zu erzählen. Die Grundlagen zum Kämpfen, ohne die das nicht funktioniert. Eine Sache ist, dass du aus der Starre rauskommen musst. Kämpfen, fliehen, still stehen. Das sind die drei Reaktionen, die Menschen bei Gefahr annehmen. Damit du kämpfen kannst, musst du auch kämpfen."

"Ist das nicht genau das, was mir fehlt?"

"Eins davon. Das andere ist, dass du deine Bändigerfähigkeiten komplett instinktiv abrufen kannst. Viele Bändiger können beeindruckende Tricks anwenden, aber nur wenige können das auch im Kampf. Einen Meister macht es aus, dass er sein Element immer meisterhaft beherrscht."

"Es würde mir für den Anfang schon reichen, nur eine gute Erdbändigerin zu sein."

"Das bist du bereits, das weiß ich. Im Sparring mit Kana hast du dich auch gut geschlagen. Du musst nun lernen, es immer anzuwenden. Auch dann, wenn dein Leben in Gefahr ist."

Er sah sogleich, wie sie zaghaft wurde. "Fürchtest du den Tod?"

"Ja", sagte sie leise.

"Ich auch. Wenn ich sterbe, dann ist alles vorbei. Mein Leben endet. Ich kann dann niemanden mehr beschützen. Alle meine Ziele und Träume werden dahin sein. Alles was ich erleben kann, wird dahin sein. Meine Familie würde leiden. Ich weiß, dass das dann passieren wird."

Sie schwieg eine Weile, dann fragte sie: "Wie kannst du dann kämpfen? Ich hätte immer gedacht, du wärst furchtlos."

"Weil ich es so erscheinen lasse und auch so handele. Ich fürchte den Tod, ja. Aber ich lasse mich von dieser Furcht in meinem Handeln nicht großartig beeinflussen. Ich versuche, den Tod zu vermeiden. Bis jetzt ist es mir gelungen. Dennoch, mein Leben stand schon öfters auf der Kippe. Aber ich habe nie an meinen Tod oder die Konsequenzen gedacht. Was hätte diese Furcht auch gebracht? Hätte es etwas geändert? Wäre das Risiko auf magische Weise verschwunden, nur weil ich mich davor fürchte? Das Gegenteil ist der Fall, Mika. An den Tod zu denken, blockiert den Geist, der eigentlich mit wichtigeren Dingen beschäftigt sein sollte. Umso mehr du an den Tod denkst, umso mehr stehst du dir selbst im Weg. Man könnte sagen, umso berechtigter ist die Angst, weil du immer wahrscheinlicher sterben wirst."

"Ich versuche es ja!", sagte sie mit Tränen in den Augen.

"Ich weiß. Ich weiß auch, dass Worte nichts bewirken werden. Deshalb bist du hier ja im Training. Wir werden es Schritt für Schritt angehen lassen, bis du mit voller Gewalt kämpfen kannst. Keine Sorge, du kannst mir nichts tun. Ich werde halbwegs auf Abstand bleiben, sodass ich im Zweifel mit roher Gewalt abwehren kann, wenn es für mich brenzlig wird, ohne dich zu verletzen."

"Du glaubst, ich könnte dich so in Bedrängnis bringen?"

"Es würde mich nicht wundern, wenn du stärker als Weijing werden würdest. Du hast die Veranlagungen dazu, Erdmädchen."

Der Sohn des Feuers - eine Avatar- FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt