Erschöpft kam Huo an Deck. Der Kessel war mehr als heiß genug. Die Yongfeng war ein großes Schiff, ein Frachter, angetrieben durch eine Dampfmaschine. Huo hatte dem Kapitän ein Angebot unterbreitet, mindestens eine Tonne Kohle zu sparen, wenn er selbst den Kessel anheizen würde. Am Ende war es weit mehr gewesen. Huo hatte es als Ausdauerübung genommen und sechzehn Stunden am Tag den Kessel gefeuert. Natürlich hatte ihn keiner erkannt. Auf der Ascheninsel hatte er sich ärmliche Sachen besorgt und sich aufs Schiff geschlichen.
Nun kam er schwarz vor Kohlenstaub an Deck an und sog gierig die frische Luft ein. So, das sollte reichen. Wer würde schon in einem verdreckten Kohleschaufler einen Feuerbändigermeister aus der stolzen Familie der Huang erwarten? Nun, die anderen Kohleschaufler auf dem Schiff wussten davon, dass er ein Feuerbändiger war und konnten sich wohl ihren Teil denken. Ein Glück, dass die Yongfeng schon morgen mit neuer Fracht wieder ablegen sollte. Das hatte der Kapitän gesagt. Es sollte reichen, dass nicht zu viele Gerüchte in der Stadt gestreut werden würden. Hoffte Huo zumindest.
Besagte Stadt tat sich vor ihm auf. Republica sah anders aus, als er erwartet hätte. Das ist also die moderne Welt. Als erstes fielen ihm die Luftschiffe über der Stadt auf.
Früher hatte die Feuernation diese gehabt. Damals wurden sie oft durch die Kraft der Bändiger oder durch Kohle in der Luft gehalten. Heute war wohl kein Team aus Feuerbändigern mehr im Kesselraum. Er hatte davon gehört, wie die Welt sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hatte. Die Vulkaninsel der Huang war abgeschieden. Zuhause hatte sich wohl nichts getan. Warum auch?
Das wird wohl ein Kulturschock. Es war nicht so, dass Huo völlig weltfremd war, aber die Dinge, die er in letzter Zeit gesehen hatte, waren doch ungewohnt gewesen. Es war überraschend, so viele Menschen zu sehen. Vor allem, so viele Nichtbändiger. Auf der Insel waren über die Hälfte der Einwohner Bändiger. Auf der ganzen Welt war es wohl nicht einmal ein Zehntel.
Er wandte den Blick wieder auf die Stadt. Hochhäuser, Brücken und eindrucksvolle Gebäude zierten die Stadt. Republica war riesig. Würde man die Häuser auf die Vulkaninsel setzen, gäbe es wohl kaum mehr einen grünen Fleck. Wie irre viele Menschen da wohl leben? Es mussten Hunderttausende sein, wenn nicht noch mehr. Millionen. Eine Zahl, die man einfach nicht begreifen kann.
Das Schiff lief in den Hafen ein. Huo sah sich alles genau an. Es war wirklich unbegreiflich, wie anders das Leben hier war.
Schließlich konnte er von Bord gehen. Aus dem Kohleschaufler muss nun wer anders werden. Eine unscheinbare Gestalt. Dumm nur, dass das so gar nicht zu ihm passte.
Huo war äußerlich eben recht auffällig. Groß, durchtrainiert, braun gebrannt, mit Augen, die fast die Farbe des Feuers hatten. Ein Zeichen für große, ererbte Feuerbändiger-Fähigkeiten. Die Familie des Feuerlords hatte sie auch, zusammen mit ein paar anderen. Aber niemand hatte so goldene Augen wie die Huang. Das war wahres Feuer. Seine eigene Stärke.
Huo bewegte sich rasch vom Hafen aus in eine dunkle Gasse. Er musste die Tarnung wechseln. Natürlich verlief es nicht wie geplant. Hier war auch nirgendwo Wasser, um sich zu waschen. Bei aller Feuerbändigerkunst, aber den Dreck wegbrennen konnte Huo nicht. Wie sollte das auch gehen? Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht anfangen, damit zu experimentieren! Das kann nur schlecht ausgehen.
Also suchte er weiter nach Wasser und verirrte sich immer tiefer in den Gassen der Stadt. Lediglich das Gefühl für die Sonnenstrahlen gab ihm noch eine gewisse Orientierung. Es passte ihm gar nicht, dass er durch ein nicht mehr ganz ärmliches Viertel ging. Die Armenviertel waren zwar dreckig, aber dort war er mit seinen dreckigen Sachen ganz gut getarnt. Das passte zwar nicht zu seinem restlichen Aussehen, aber flüchtig würde er nicht auffallen. Hier schon.
Schließlich lichteten sich die Häuser. Er hatte einen Park erreicht. Die Anspannung verließ ihn mit seinem Atem. Er hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt er gewesen war. Die Großstadt machte ihn nervös. Ich bin wohl doch nicht so cool, wie ich gedacht habe, witzelte er in Gedanken über sich selbst.
Er fand einen Teich, verborgen hinter Büschen. Menschen waren keine in der Umgebung, also kroch er durch das Gestrüpp. Das Wasser war schnell erwärmt, sodass er sich und seine Klamotten waschen konnte.
Oberkörperfrei im Wasser zu stehen und die Hitze zu atmen brachte seine Ruhe zurück. Es war ein warmes, befreiendes Gefühl. Sein Chifluss kam wieder in die Bahnen, in denen er sein sollte. Huo wurde sich seiner Stärke wieder bewusst. Die gewaltige Kraft in ihm wollte hervorbrechen, wollte, dass er sie einsetzte. So war das Feuer. Offensiv und mächtig. Sich zu verstecken lag nicht in der Natur des Elements. Sei wie Feuer. Also würde er sich nicht verstecken.
Huo stieg aus dem Wasser, dann zog er die frischen Sachen aus dem Sack an, den er dabei hatte. Die Arbeiterkleidung trocknete er mit seinem Atem und verstaute sie, nun, wo sie halbwegs sauber war. Niemand hatte ihn bemerkt. Das war das wichtigste. Auf über hundert Meter konnte er die genaue Temperatur von allem spüren. Alles, was warm war, bis zur Größe einer Maus, war zu fühlen. Ich bin Feuer!
Er schulterte den Sack und trat aus den Büschen hervor. Gekleidet war er wie ein einfacher Bürger. Nicht fein herausgeputzt, aber auf keinen Fall schäbig. Eben plausibel. So war es mit dem weißen Lotus abgesprochen.
Dann wollen wir mal. Sehr viel entspannter spazierte er durch den Park. Ich muss erst ein ordentliches Bild von der Stadt bekommen. Dann kann ich die Equalisten jagen gehen. Er war gewarnt worden, dass es hier auch einen großen, kriminellen Untergrund gab. Huo schärfte seinen Blick dafür. D
ie Armut und das Elend nahe am Hafen hatte er ausgeblendet, aber nun achtete er mehr auf die Lebensumstände der Leute. Gut die Hälfte waren einfache Arbeiter. Es gab eine Schicht von Menschen, die noch unter ihnen waren. Bettler auf den Straßen, in Parks und in der Kanalisation. Und natürlich gab es auch eine Oberschicht.
Equalisten... Dem Namen nach streben sie nach Gleichheit. Es sind Nichtbändiger. Recht offensichtlich wird ein fähiger Bändiger nicht zur Unterschicht gehören und auch wohl kaum Kohlen schaufeln oder in einer Fabrik arbeiten, außer, um seine Fähigkeiten gewinnbringend einzusetzen. Hm... die Equalisten werden sich wohl weitgehend in der einfachen Bevölkerung rumtreiben, ganz klar Nichtbändiger. Typisch. Ihnen geht es schlecht, also versuchen sie, dafür zu sorgen, dass es allen schlecht geht, damit auch alle gleich sind. Lächerliche Idioten. Das passte so gar nicht zu Huo.
Er hörte eine Stimme rufen: "... lasst uns die Unterdrückung durch die Bändiger gemeinsam beenden!..." Das weitere Geschwätz ignorierte er, aber der Sprecher hatte seine Aufmerksamkeit. Ein kleiner Mann im Anzug stand auf einem Podest und jammerte seine Beschwerden über Bändiger in die Welt hinaus.
Natürlich gab es einen ganzen Schwung Narren, die ihm auch noch zuhörten. Die dümmsten Menschen der Welt. Mitläufer. Wenn es eins gab, was er nicht leiden konnte, dann waren es Menschen, die nichts aus sich machten. Mitläufer, die sich in jede Gemeinschaft integrieren wollten, die einem Anführer folgen wollten, die sich manipulieren ließen und dergleichen. Schafe.
Huo war nicht so. Er hatte seine eigenen Ziele, seinen Stolz und er wusste auch, dass er etwas aus sich machen konnte. Er war schon was. Ein Feuerbändigermeister. Und womöglich eines Tages Oberhaupt der Huang. Kein einfacher Mitläufer. Ein Mann mit eigenen Zielen und mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Nicht dran denken. Du bist hier, um einen Auftrag auszuführen. Er sah sich die Sache an. Der Quatschkopf stand vor einem Plakat, das Huo schon mehr als einmal gesehen hatte. Ein maskiertes Gesicht und etwas Gekritzel. Dann ist das also das Equalistenplakat. Und die Maske ist Amon. Aha. Er war etwas verärgert, dass er so lang gebraucht hatte, um es zu raffen. Na, wen wundert es. Bei diesem Abschaum kann man ja kaum denken.
Ja, er war manchmal etwas arrogant. Sei es eben so.
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Der Sohn des Feuers - eine Avatar- Fanfiction
FanfictionHuo entstammt einer altehrwürdigen Familie von Feuerbändigern, die schon über Generationen die Feuerlords und ihre Familien unterrichtet hat. Nun, 70 Jahre nach der Niederlage der Feuernation, ist davon nicht mehr viel bekannt. Als Gerüchte herumge...