Kapitel 12 Erfahrungsaustausch

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Es war eine Erholung, ohne irgendwelche Schmerzen schlafen zu können. Vielleicht war der späte Nachmittag ein etwas früher Zeitpunkt gewesen, um sich hinzulegen, aber durch die Nachwirkungen der Verletzungen und nach dem heißen, langen Bad hatte Huo das Verlangen gehabt, zu ruhen.

So wachte er nun schon vor der Sonne auf. Rasch wusch er sich und zog die bereitgelegten Sachen an. Nun war er eindeutig als Feuerbändiger zu erkennen. Vor dem Spiegel runzelte er die Stirn, dann zog er bis auf eine kurze Hose alles wieder aus und ging auf den Hof.

Er war wohl der einzige, der das um die Zeit machte. Sonst war hier niemand. Er spürte die anderen in ihren Betten, als er sich auf die Wärme konzentrierte. Außer seinem Körper war hier nichts, was man warm nennen konnte.

Kana war erschöpft gegangen, nachdem sie ihn geheilt hatte. Sie hatte ganze Arbeit geleistet und das musste nun unter Beweis gestellt werden.

Huo wärmte sich mit schnellen, aggressiven Bewegungen auf. Die Mengen an Feuer, die er einsetzte, hielt er klein. Er wollte keine Kollateralschäden anrichten. Es ging mehr darum, den Körper zu stählen. Eine Sache, die er in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt hatte, und das rächte sich nun.

Irgendwann ging auch die Sonne auf, aber davon ließ er sich nicht beirren. Eher achtete er nun mehr auf seinen Atem, passte seine Bewegungen mehr dem Feuer an. Und damit stieg auch dessen Kraft.

Sein Geist fand Ruhe und Konzentration, umso mehr der Körper an seine Grenzen kam, umso mehr Huo seine Fähigkeiten forderte. Er war Feuer. Sein ganzes Wesen war nur noch darauf ausgerichtet, die Flammen zu kontrollieren, sie zu führen und leiten, sie zu beherrschen und in jede erdenkliche Form zu bringen. Erschöpfung war nichts. Er spürte sie gar nicht.

Schließlich ließ er das Feuer frei und trennte die Energien. Blitze zu kontrollieren war viel schwerer. Man konnte ihnen eine Richtung geben, aber sie beherrschen, sie zurückhalten und in sich fließen zu lassen war sehr viel schwerer. Huo sammelte sie, formte sie und schließlich stieß er einen mächtigen Schlag in die Luft.

Dann beendete er sein Training und spürte sofort die Erschöpfung. Seine Lungen brannten schlimmer als jedes Feuer und sein Körper war schwer wie Blei. Er bekam keine Luft, aber das war normal. Der Körper nahm es so wahr. Huo wusste, er musste sich nur gedulden, dann würde es wieder besser werden. Sein Herz hämmerte schneller als die Kolben der Dampfmaschine auf einem Schiff. Er spürte, dass er nicht allein war.

"Sehr beeindruckend", ertönte Meister Tenzins Stimme.

Huo wandte sich ihm zu. "Ich danke dir. Auch, dass du mich nicht unterbrochen hast."

"In diesem Fall hätte ich womöglich um mein Leben fürchten müssen."

Huo lachte. "Ich hätte schon nicht auf dich geschossen."

"Und wenn doch, hätte ich mich schwer getan, es abzuwehren. Ich sehe, die Fähigkeiten der Huang sind so gewaltig wie man ihnen nachsagt."

"Ich bin ein wenig eingerostet", gab Huo zu.

"Eingerostet, aber immer noch besser als jeder Bändiger, den ich jemals gesehen habe."

Als würde man sagen, man hätte einen größeren Schwanz als jede Frau. Aber das sprach er nicht aus. "Vielen Dank für das Kompliment. Das von einem anderen Meister zu hören bedeutet viel."

"Du bist in der ganzen Gruppe der einzige, der sich dieses Titels rühmen kann."

"Ich werde versuchen, sie es schnell vergessen zu lassen. Ich will mich nicht auf einen Titel stützen, wenn ich mich auch auf meine Fähigkeiten stützen kann."

"Der Titel eines Meisters ist der Beweis deiner Fähigkeiten."

"Mag sein. Aber ich habe Meister getroffen, die dieses Titels nicht würdig waren. Sie mochten gute Feuerbändiger gewesen sein, aber man konnte es ihnen ansehen, dass das Feuer kein Teil ihres Wesens war. Sie waren kein Feuer."

"Es geht bei dem Titel auch nicht darum, sein Element zu sein, sondern es zu kontrollieren."

"Wer beherrscht seinen eigenen Körper nicht? Das Element muss ein Teil von dir werden, ein Teil deines Körpers und deines Wesens, dann tut es von ganz alleine, was du willst. Es ist, als würde man seinen physischen Körper bewegen."

"Diese Interpretation bringt sicher starke Bändiger hervor. Aber auch beherrschte Bändiger?" I

ch weiß, worauf du hinaus willst. "Feuer ist eben ein schwer zu kontrollierendes Element. Aber genau das ist es. Die Gefahr, die Unvorhersehbarkeit, das ist ein Teil seiner Stärke. Die Macht."

"Solches Denken hat den hundertjährigen Krieg ausgelöst."

Überraschung, wer hätte damit rechnen können? Es war Huo klar gewesen, worauf Tenzin hinauswollte. "So ist das Wesen des Feuers. Beeinflusst das Element nicht auch das eigene Wesen, die eigene Kultur? Sind die Luftnomanden nicht wegen des Wesens ihres Elementes Mönche mit starker spiritueller Bindung geworden?"

"Das ist eine Entscheidung."

"Ah. Also hat es doch nichts mit dem Element zu tun, wie der Bändiger ist. Nun, dann hätten auch Luftbändiger Krieg und Tod über die Welt bringen können."

"Das..."

"Es waren aber Feuerbändiger. Wir existieren und unser Element gehört zum Avatarzyklus. So ist es eben. Wir sind auch Teil dieser Welt. Entweder liegt der Kampf in unserem Blut oder aber es gibt eben Zeiten, in denen ein Volk kriegerisch ist. Ist die Welt dem Gleichgewicht nun nicht wieder näher?"

Huo hatte gekontert. Er wusste, Tenzin konnte nun nichts mehr sagen, ohne in eine argumentative Falle zu laufen.

Der Luftbändiger erwiderte: "Weise Worte von einem so jungen Mann wie dir."

"Ich bin immer noch ein Meister. Das kommt eben mit."

Der Sohn des Feuers - eine Avatar- FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt