→ Kapitel 8: Stillstand

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Triggerwarnung: Schilderungen von Gewalt

"Es würde alles gut werden. Alles würde sich zum Guten ändern. Unsere Beziehung würde sich wieder normalisieren."

Ein Mantra. In meinem Inneren.

Hoffnung.

Doch es wurde nicht besser, sondern nur noch viel viel schlimmer. Handgreiflichkeiten mit Hieben und Schlägen in mein Gesicht oder meinen Körper, lösten das Würgen während des Versöhnungs-Aktes ab.

Flecken jeglicher Farben und Formen zierten meinen gesamten Körper, wodurch ich gezwungen war häufiger von der Universität und meinem Nebenjob fern zu bleiben.

Ich war krank. 

Das war meine Ausrede ein jedes Mal wenn ich von Mina oder Wooyoung für ein Treffen angefragt wurde. Jedes Mal wenn meine Eltern überlegten vorbeizukommen. Doch das einzige was sie aktuell für mich tun konnten, war meine Miete zu übernehmen, da ich sie mit meinem akuten Krankenstand nicht mehr bezahlen konnte.

Doch meine Eltern hinterfragten das alles nicht, sondern zahlten die Miete. Sendeten mir sogar zusätzliches Geld  um Einkäufe zu erledigen und mir ein Leben alleine zu ermöglichen. Sie liebten mich, das wusste ich. Doch ich wünschte sie hätten hinter meine Fassade schauen können, welche ich mir mit jedem Schlag von San weiter aufbaute.

San tat mir weh. Mit seinen Hieben. Mit seinen Schlägen. Mit seinen verletzenden Worten.

San tat mir gut. Mit seinen Zärtlichkeiten. Mit seiner rauen Stimme die süße Nichtigkeiten in mein Ohr flüsterte. 

Diese Beziehung in welcher wir uns befanden war aufregend und gefährlich zu gleich. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich mir bald jemanden suchen musste, der mir heraushelfen könnte.

Doch meine Liebe für San war zu stark. Dieses Gefühl von Glück, wenn er mal nicht ausartete. Mich mal für einen längeren Zeitraum einfach mit Zärtlichkeiten überhäufte, ohne das ich Angst haben musste geschlagen oder angeschrien zu werden.

Es war ein Teufelskreis, aus welchem ich nicht aus eigener Kraft herauskommen konnte. 

Meine einzige Freundin, die wusste wie ich mich fühlte, war Luna. Die schwarze Katze, welche nach jenem Nachmittag noch häufiger an meine Balkontür tapste um hereingelassen zu werden.

Welche immer wusste, wann es mir schlecht ging und wann ein Konflikt zwischen San und mir ausgeartet war. Jedes Mal kam sie um mich zu trösten und dafür liebte ich sie. 

Mittlerweile hatte ich mir angewöhnt immer etwas Wasser und Katzenfutter auf meinen Balkon zu haben. Als kleinen Dank an Luna, welche in schwierigen Zeiten für mich da war. Die mich besuchte, wann immer ich sie brauchte.

»»————- ★ ————-««

Ein erneuter Schlag landete in meinem Gesicht, welcher sich auf meiner Wange festbrannte. Tränen rannen meine brennenden Wangen hinab und vergrößerten den Schmerz.

Als ich mir mit einer Hand über die Lippen fuhr sah ich eine rötliche Flüssigkeit auf dieser schimmern. Blut. Meine Lippe war durch den Schlag aufgeplatzt.

Eine neue Grenze welche er überschritten hatte. Nie zuvor hatte ich geblutet. Es hatte immer nur blaue Flecken gegeben.

Ich spürte Sans schockierten Blick auf mir ruhen. Wir beide waren unfähig ein Wort zu sagen.

Mein ganzer Körper zitterte und mir wurde schlecht.

Eine ganze Weile standen wir uns beide fassungslos gegenüber. Keiner rührte sich. Keiner traute sich auch nur ein Wort oder Geräusch von sich zu geben.

Bis ich ein leises: "Scheiße. Ich -" vernahm. Daraufhin nahm San seine Jacke vom Kleiderhaken und verließ meine Wohnung, nachdem er die Tür laut ins Schloss fallen ließ.

Der Knall der Tür holte mich aus meiner Schockstarre heraus und ich sackte in mich zusammen. Tränen rollten mir ununterbrochen die Wange hinunter. 

Irgendwann schaffte ich es dann, mich wieder aufzurichten und in Richtung Badezimmer zu verschwinden. Vor dem Spiegel fuhr ich erschrocken zusammen. Das Blut an meiner Lippe war mittlerweile versiegt und eingetrocknet. Auf meiner noch immer brennenden Wange prangte ein großer, roter Abdruck.

Schnell wusch ich mein Gesicht. Den Bereich um meine aufgeplatzte Lippe versuchte ich vorsichtig mit einem Waschlappen zu reinigen, doch ich kam nicht umhin vor Schmerzen immer wieder zusammen zu zucken.

Nachdem ich meine Wunde gesäubert hatte, stieg ich nach einiger Überlegung unter die Dusche und blickte auf meinen geschundenen Körper hinab. Das Wasser rann heiß meinen Korpus herunter. Meine Tränen hatten endlich gestoppt und meine Atmung normalisierte sich wieder, wodurch ich etwas Entspannung fand.

Sobald ich fertig war, trocknete ich mich vorsichtig ab und zog mir etwas gemütliches an. San würde heute nicht mehr kommen. Ich kannte seinen Gesichtsausdruck. Vermutlich würde er jetzt zu Hause etwas trinken, um zu vergessen was er mir angetan hatte.

Ich hielt es im Inneren meiner Wohnung keine Sekunde länger aus und ich wusste, dass Luna bald an der Balkontür stehen würde. Wie sie es so oft zuvor getan hatte.

Schnellen Schrittes trat ich also hinaus in die lauwarme Luft des frühherbstlichen Nachmittages. Spärlich mit einem langen T-Shirt und einer kurzen Hose bekleidet. Meine Augen brannten noch immer wegen der geweinten Tränen und die Wunde an meiner Lippe schmerzte noch immer.

Ich schloss die Augen um den Geräuschen der Natur und dem bunten Treiben der Stadt zu lauschen, bis mich der Laut einer sich öffnenden Balkontür aus meinen Gedanken riss.

Mein Blick schnellte auf den Balkon neben mir und ich vernahm, wie eine schwarze Katze elegant aus der offenen Tür spazierte.

Es war allerdings nicht nur eine Katze, welche durch die Tür schritt, sondern auch ein mir bekannter, junger Mann.

Seine Augen weiteten sich bei meinem Anblick erschrocken und er sog scharf die Luft ein, woraufhin er seinen Blick schüchtern senkte.

Luna hatte unterdessen ihren Weg zu meinem Balkon gefunden und rieb ihr warmes Fell bereits an meinen Unterschenkeln und stieß ein leises Schnurren aus.

Währenddessen schaute ich immer noch zu dem jungen Mann, welcher sich langsam näherte, bis er an der Brüstung seines Balkons stehen blieb. Auch ich bewegte mich ein Stück in seine Richtung, woraufhin mir Luna, noch immer schnurrend, folgte.

"Luna gehört also zu dir?", stieß ich mit gesenkter Stimme hervor. Er schaute wieder zu mir und sah mir in die Augen.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er belustigt fragte: "Luna?" Ich deutete auf die Katze, welche noch immer um meine Beine umher wanderte.

"Ich hab sie Luna getauft.", erwiderte ich dann. Er stieß ein kleines Lachen auf, wodurch sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. Sein Lachen war warm, herzlich und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. 

"Ein schöner Name.", begann er und legte seinen Kopf schief. "Aber ihr eigentlicher Name lautet Hope. Den hatte meine Großmutter ausgesucht." Ich nickte und blickte zu der Katze hinab.

"Hope also. Auch ein schöner Name. Aber mir gefällt Luna irgendwie besser." Nun war ich diejenige, welche ein Lachen hervorbrachte. Ein Lachen, welches sich nach all der Zeit etwas echt anfühlte.

"Und wie ist dein Name?", fragte ich plötzlich. "Immerhin haben wir uns schon öfter mal im Hausflur gesehen, uns aber nie vorgestellt."

Ich spürte wie sein Blick auf mir ruhte. Schamgefühl stieg in mir hoch, da die blauen Flecken und die anderen Verletzung unübersehbar waren. Doch er schaute mir unentwegt in die Augen, fast so als wollte er in mein tiefstes Inneres blicken.

"Yunho. Mein Name ist Jeong Yunho."


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Note: Bis zum nächsten Kapitel wird es vermutlich ein paar Tage dauern. Ich habe jetzt doch noch mehr Kapitel geschafft hochzuladen.

Das nächste Kapitel wird eine Third-Person Sicht beschreiben, also seid gespannt!

The Black Cat || San || Yunho || TW! || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt