→ Kapitel 10: Wahrheit

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An diesem Nachmittag erschien San nicht noch einmal. Mein Handy blieb stumm und ich nutzte die Stille des Momentes, um mich mit Yunho auszutauschen. Es war schwer einen Menschen an mich heranzulassen. Einen Menschen sehen zu lassen, welchen Schaden San über die Monate hinweg angerichtet hatte.

Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Ich war ein Wrack, hatte mich hoffnungslos und alleine gefühlt. Niemandem hatte ich davon erzählen können. Niemandem, bis jetzt auf einmal Yunho wie ein Lichtblick in mein Leben trat und mir einfach nur Aufmerksamkeit schenkte. Mir dabei zuhörte, wie ich über meine Beziehung mit San berichtete.

Jedes einzelne, kleine, schmerzliche Detail gab ich preis. Warum ich es tat, wusste ich selbst nicht. Doch dieser Mann, welcher mir direkt gegenüber stand, löste in meinem Inneren eine vollkommene Ruhe aus. Auf eine Art und Weise gab er mir Geborgenheit und ich wusste, ich könnte ihm vertrauen.

Minute um Minute, Stunde um Stunde verging, bis die Sonne am Horizont verblasste und die ersten Sterne zu sehen waren. Wie lange wir miteinander gesprochen hatten, wusste ich nicht. Doch es war lange.

Tränen wurden geweint.

Fäuste wurden geballt.

Aus Wut.

Aus Frustration.

Aus Hilflosigkeit.

Irgendwann wurde mir kalt, da ich noch immer spärlich bekleidet war. Zwar schenkte mir Hope, auch wenn ich den Namen Luna noch immer besser fand, ein wenig Wärme, doch diese Wärme reichte mir nicht aus.

Yunho und ich hatten unsere Nummern ausgetauscht. Aus Angst vor Sans Reaktion, sollte er einen neuen, männlichen Eintrag in meiner Kontaktliste erblicken, speicherte ich seine Nummer unter Hope ein. Glücklicherweise hatte Yunho kein Profilbild von sich auf den Chat-Plattformen angegeben, sondern ein Bild seiner Katze.

Der Abend verging mit einem Telefonat zwischen Mina und mir. Sie brachte mich auf den neuesten Stand, was den Universitäts-Klatsch und Tratsch betraf und äußerte mich zu vermissen. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen. Doch wie könnte ich ihr gegenübertreten? So wie ich aussah, würde Mina vor Schock umkippen. Wie sollte ich ihr meinen Anblick erklären?

Doch Mina riss mich plötzlich aus meinen Gedanken. Sie hatte irgendetwas gesagt. Doch was? Ich hatte es nicht verstanden. Auf Nachfrage meinte sie, ich solle ja sagen. Da ich ihr vertraute, tat ich dies. So hatte ich spontan einem Treffen für den morgigen Nachmittag zugesagt.

Was sollte ich jetzt tun? Für eine Absage war es zu spät. Es wäre mir zu unangenehm, erst zuzusagen, nur um das Treffen dann doch abzulehnen.

Also schrieb ich Yunho an. Die einzige Person, welche wusste, in welcher Situation ich mich befand. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten und er schrieb mir, dass ich keine Angst haben sollte. Vielleicht würde mir das Treffen helfen. Dass ich mich nicht nur gegenüber ihm öffnen könne, sondern auch Mina gegenüber.

Wir verabredeten uns für den morgigen Vormittag. In meiner Wohnung. San würde voraussichtlich eh arbeiten und ich würde ihm einfach schreiben, dass ich den Nachmittag zum Nachdenken bräuchte. Hoffentlich würde er mir glauben und hoffentlich würde er nicht herausfinden, dass dies eine Lüge wäre.

Mit einem regelrechten Gedankenkarussell ging ich an diesem Abend ins Bett. Zwar schlief ich recht schnell ein, doch ein paar unruhige Träume, holten mich immer wieder aus dem Schlaf. So verlief die komplette Nacht. Ich schlief, wachte auf und schlief wieder ein.

»»————- ★ ————-««

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich noch immer keine Nachricht. San hatte sich seit den gestrigen Geschehnissen nicht mehr gemeldet. Langsam machte ich mir Sorgen. Sonst schrieb er mir doch immer? Sonst entschuldigte er sich doch, zumindest wenn er sich auf die Arbeit machte.

The Black Cat || San || Yunho || TW! || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt