→ Kapitel 11: Die Ruhe vor dem Sturm

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Mina und ich sprachen eine ganze Weile miteinander, bis wir uns beide voneinander verabschiedeten, da sie morgen wegen der Universität früh raus müsse. Obwohl sie versuchte, mich zu überreden, doch wieder an den Lesungen teilzunehmen, lehnte ich vorerst ab. Noch immer traute ich mich nicht raus. Denn so wie ich aussah, würde ich einigen anderen Personen in meinem Umfeld mein Aussehen erklären.

Kurz nachdem Mina gegangen war, klingelte mein Handy. Noch immer kein Anruf oder Lebenszeichen von San. Denn der Anruf stammte von Wooyoung. Irritiert nahm ich das Telefonat entgegen und hörte ein schweres Atmen am anderen Ende der Leitung.

"Hailey?" Seine Stimme war voller Sorge und Unbehagen. "Ich- San ist gerade fast zusammengekippt. Wir haben uns getroffen und er hat sich einen Drink nach dem anderen bestellt. Könntest du vorbeikommen und mir helfen? Er hat pausenlos nach dir gefragt."

Mein Herz sprang schneller bei seinen Worten und ich merkte eine Anspannung in mir aufsteigen. Tatsächlich machte ich mir Sorgen um diesen Mann. Denn ich liebte ihn noch immer. Trotz all der Taten, die er mir angetan hatte.

"Wo seid ihr? Ich komme so schnell ich kann." Schnell nahm ich eine Jacke vom Haken, suchte meine Handtasche und mein Portemonnaie und machte mich auf den Weg. Wooyoung hatte mir in der Zwischenzeit seinen Standort gesendet.

So traf ich eine halbe Stunde in der Bar ein. Wooyoung saß direkt neben San und versuchte ihn so gut es ging wach zu halten. Zugleich versuchte er, ihn zum Trinken von normalem Wasser zu überreden.

Schnellen Schrittes ging ich zu dem Tisch, an welchem die Beiden saßen. Wooyoung schaute zu mir auf. Sein Blick, der ohnehin schon vor Sorge strotzte, wurde noch trauriger, als er mich ansah.

"Er hat also nicht gelogen.", stieß Wooyoung hervor. Seine flache Hand lag noch immer auf Sans Rücken. Ich merkte, wie daraus langsam eine Faust wurde. Ich blickte ihn irritiert an. "Was meinst du?" Wooyoung deutete mit der anderen Hand auf seine Unterlippe. Nun verstand ich.

"Er hat dir davon erzählt?" Wooyoung nickte. San schaute zu mir auf, als er meine Stimme vernahm. Seine Augen weiteten sich bei meinem Anblick. Dann landete sein Kopf wieder auf seinen Armen und ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen.

"Das ist auch der Grund, weshalb er sich so volllaufen hat lassen. Er hat mir gesagt, er müsse dringend mit mir sprechen. Hailey, ich schwöre hätte ich das früher gewusst, ich hätte ver-" Ich unterbrach ihn mitten im Satz und wandte mich San zu, als ich die nächsten Worte aussprach: "Du hättest nichts daran ändern können Wooyoung. Das ist eine Sache zwischen San und mir. Ich werde das klären, allerdings nicht heute."

Wie mir dieser letzte Satz entweichen konnte, wusste ich auch nicht. Nach meinem Gespräch mit Yunho und mit Mina hatte ich neuen Mut gefasst. Mein Vertrauen in mich, war nach all der Zeit wieder etwas gestiegen. Doch wie ich gesagt hatte, würde ich die Probleme in nächster Zeit Klären müssen. Denn jetzt stand vorerst das Wohl von San im Vordergrund.

Ich ging zu San und strich ihn langsam durch seine Haare. Dann lehnte ich mich zu ihm und flüsterte in sein Ohr. "Schatz. Wir sollten gehen. Wooyoung wird mir helfen, dich nach Hause zu bringen. Aber dafür musst du aufstehen und mitmachen. Schaffst du das?" Ein Nicken. Und so halfen Wooyoung und ich ihm dabei, ihn aufzurichten.

Es dauerte eine Weile bis wir drei bei meiner Wohnung ankamen. Irgendwie war es mir wichtig, ihn bei mir zu wissen. Damit er einfach keine Dummheiten anstellen würde.

Als wir oben ankamen half mir Wooyoung dabei, ihn noch in mein Bett zu hieven. Dann gingen wir beide in mein Wohnzimmer und ich schloss die Schlafzimmertür. San war bereits kurz davor einzuschlafen.

"Hailey. Es tut mir so leid", begann Wooyoung. In seinem Blick lag eine tiefe Trauer und Hilflosigkeit. "Wooyoung. Du hättest nichts tun können. Er ist dein bester Freund. Ich hätte zu große Angst gehabt, irgendwas zwischen euch kaputt zu machen." Wooyoung schüttelte den Kopf.

"Ich- Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. San ist schon so lange mein Freund. Noch nie habe ich erlebt, dass er so ausartet. Dass er einer Person, die er anscheinend liebt, so etwas antun würde."

Ich nahm Wooyoungs Hand in meine und drückte sie fest. "Wooyoung. Es ist alles gut. Ich hatte heute schon ein Gespräch mit Mina gehabt. Die Sache wird ein Ende finden. Nur nicht heute. Vielleicht auch nicht in den nächsten Wochen, immerhin ist San in ein paar Tagen auf Geschäftsreise, da kann ich ihm jetzt nicht davon erzählen. Aber glaube mir. Mein Entschluss steht fest.

Wooyoung nickte und drückte meine Hand nun ebenfalls. "Mina und ich, wir werden hinter dir stehen. Sollte San in irgendeiner Art und Weise ausfällig werden, ruf uns an und wir sind da." Ich gab Wooyoung eine freundschaftliche Umarmung und bedankte mich.

Nachdem er mich noch ein paar Mal fragte, ob er mir noch irgendwie helfen könne und ich ihn jedes Mal abwimmelte, verabschiedeten wir uns.

Müde und erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und bemerkte, wie San sich neben mir zu bewegen schien. Ich schmiegte mich an ihn und er schlang seine Arme instinktiv um mich.

Heute würde ich seine Wärme und seine Nähe genießen. Vielleicht auch noch die nächsten Tage. Sobald er auf Geschäftsreise gehen würde, müsste ich mir aber Gedanken machen, wie ich mich von ihm trennen könnte.

Denn die Worte von Minas und meinem Gespräch hallten in meinem Gedächtnis wieder. Wie ein Warnsignal in meinem Inneren.

»»————- ★ ————-««

In den nächsten Tagen zeigte sich San von seiner ganz romantischen Seite. Es war ihm spürbar unangenehm gewesen, dass er mich blutig geschlagen hatte. Das er sich betrunken hatte und von Wooyoung und mir nach Hause getragen werden musste.

Ich liebte es, seine Wärme und seine Nähe zu spüren. Seine romantische Art und Weise wieder zu erleben. Denn so wie er jetzt war, so war er in den Monaten, bevor die Handgreiflichkeiten und Konflikte begonnen hatten.

Es war wie ein Gefühl der Nostalgie. Ein Pflaster für meine Seele. Und doch. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass mein Entschluss feststand. Dass diese toxische Beziehung enden musste.

Also machte ich gute Miene zum Bösen Spiel als ich mich am Tag des Beginns von Sans Geschäftsreise von ihm verabschiedete.

Die Verabschiedung war herzlich. Innig. Warm. Würde sich ein richtiger Abschied von ihm ähnlich anfühlen? Oder wäre es ein Fall in ungeahnte Tiefen, den ich für mein späteres Glück riskieren müsste?

The Black Cat || San || Yunho || TW! || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt