Teil 47

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Eine Wehe hindert mich an der Antwort. Als sie endlich vorüber ist, lächle ich die junge Frau an. Sie ist Anfang 20 und hat ein freundliches Gesicht und eine ruhige Art, die mir gefällt und mich entspannen lässt. Das Namensschild an ihrem Kittel verrät mir, dass sie Jasmin heißt. "Michael Patrick Kelly." Es passiert, was sehr oft passiert, wenn jemand erfährt, wer mein Mann ist. Einen Bruchteil einer Sekunde überlegt die Frau, dann scheint es ihr wie Schuppen von den Augen zu fallen. "Von der berühmten Kelly Family?" Ich nicke. "Oh mein Gott!" Plötzlich ist von der ruhigen Art der jungen Frau nichts mehr zu sehen. Sie ist sichtlich aufgeregt, versucht es aber zu unterdrücken. "Darf ich mich jetzt waschen?" versuche ich sie wieder etwas ins Hier und Jetzt zurück zu holen. "Ähm, ja natürlich. Entschuldigen Sie." Aufgeregt dreht sie sich um und holt eine Nierenschale voll Wasser und ein paar Wattepads, sowie einen Handspiegel. "Danke." Ich nehme ihr den Spiegel ab und schaue plötzlich in ein rußverschmiertes müdes Gesicht. Fast hätte ich mich selbst nicht wieder erkannt. 

3 Wehen später bin ich gewaschen und umgezogen. Mein Handy klingelt. Jasmin bringt es mir. Ein Blick aufs Display verwundert mich. Es ist Jörg. "Ja?" melde ich mich. "Süße? Ich bins. Mein Akku ist leer. Wie geht es dir? Was ist passiert?" sprudelt es aus dem Handy. Beim Klang von Paddys Stimme entspanne ich mich.  "Hallo mein Schatz." Mehr bekomme ich nicht raus. Meine Stimme bricht und ich fange haltlos zu schluchzen an. "Süße, Süße, alles wird gut," versucht mein Mann mich zu beruhigen. Es geht einige Momente, bis ich mich wieder im Griff habe. Jasmin steht neben mir, streichelt mir beruhigend über die Schulter und reicht mir ein Taschentuch. Bevor ich wieder mir Paddy sprechen kann, kommt schon die nächste Wehe. "Oh Süße! Ganz ruhig atmen. Wie gerne wäre ich jetzt bei dir und würde dir die Hand halten." Die Wehe lässt nach und ich kann endlich antworten: "Deine Stimme zu hören tut schon unglaublich gut." "Süße, was ist denn eigentlich passiert?" "Ich weiß es selbst nicht wirklich. Ich hab die Tiere gehört und dachte es ist wieder ein Fuchs im Stall. Als ich raus gegangen bin um nachzusehen, bin ich fast von einem Motorrad angefahren worden. Dann bin ich um die Ecke und hab gesehen, dass der Stall brannte. Ich bin sofort hin und habe die Tiere raus gelassen. Elvis musste ich ganz hinten aus dem Extragatter lassen...." Ein heftiger Hustenanfall unterbricht meine Erzählung. Dankbar nehme ich das Glas Wasser, welchen mir die junge Hebammenschülerin hinhält und trinke einen großen Schluck. "Ein Motorrad? Hast du das alles der Polizei erzählt?" "Ja." "Das kann kein Zufall sein." "Das glaube ich auch nicht." Wieder muss ich husten, gefolgt von einer leichteren Wehe. "Ich habe vorhin schon mit Sven telefoniert. Er bringt Anna und die Kinder in ein Hotel und bleibt bei ihnen. Zudem steht er mit der Polizei in Kontakt, was die Suche der Tiere angeht. Ich werde ihm später sagen, dass er sich auch wegen dem Motorradfahrer erkundigen soll." Ich bin froh, dass Paddy sich um alles kümmert. "Hat Massimo dir schon deine Kliniktasche gebracht?" "Ja, er war gerade da. Und ich glaube er steht noch vor dem Kreissaal." "Gut. Ja, er hat die Anweisung von Jochen da zu bleiben. Solange wir nicht wissen, was da los ist, bleiben meine Männer bei euch." Es beruhigt mich, zu wissen, dass Jochen und seine Männer auf uns aufpassen, doch es macht mir gleichzeitig auch Angst. Wer will uns denn was böses? Wem haben wir etwas getan, dass er sowas macht? Erst Sweeney und jetzt das Feuer? Als hätte Paddy meine Gedanken gehört, sagt er: "Keine Sorge Süße, ich finde heraus wer da dahinter steckt. Hab keine Angst." "Okay. Wie lange brauchst du noch, bis du hier sein kannst?" "Bei der derzeitigen Verkehrslage 3,5 Stunden ca." "Okay, dann werde ich den beiden Bauchzwergen sagen, dass sie noch warten sollen, bis ihr Daddy da ist." "Ich komme so schnell es geht," ein leichtes Lächeln ist durch das Telefon zu hören. "Fahrt bitte vorsichtig." "Das machen wir. Ich liebe dich." "Ich dich auch." Dann legt er auf. Tränen rollen über meine Wange. Der nächste Hustenanfall, gefolgt von einer weiteren Wehe rollen über mich hinweg, doch meine Gedanken sind bei dem Vorfall von vorhin.

Friends R Family 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt