Kapitel 1

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Die Sonne schien warm auf den Waldboden und verzierte die Blätter mit hellen Sprenkeln. Die Vögeln zwitscherten fröhlich und eine leichte Brise machte den Tag angenehm.

Traumfeder trabte zwischen den Bäumen hindurch, ein frisch gefangenes, noch warmes Eichhörnchen trug sie zwischen ihren Kiefern. Das weiche Fell kitzelte an ihrer Nase. Neben der jungen Kriegerin tappte ihre Wurfgefährtin Seelensturm, eine hellgraue Kätzin mit schönen, hellblauen Augen. Aus ihrem Maul baumelten zwei fette Mäuse.
Eine sehr erfolgreiche Jagd, die bestimmt viele Clan Katzen satt machen würden.
Alles schien perfekt.

Der weiche Boden unter ihren Pfoten federte sanft und ließ Traumfeders Gang beschwingt wirken.

Das Lager des Blitzclans kam langsam in Sicht. Traumfeder beschleunigte ihr Tempo und zog sich durch den Dornentunnel, der den Eingang in das Lager darstellte.
Seelensturm folgte ihr und gemeinsam traten sie auf die Lichtung. Dort herrschte ein reges Treiben.

Nordlicht und Erdpelz gaben sich in einem schattigen Fleck am Rand des Lagers die Zunge, die Königin Glanzfeder scheuchte ihre drei Jungen Nesseljunges, Nieseljunges und Nebeljunges über die Lichtung, formte mit ihren Krallen einen Moosball und warf ihn in einem hohen Bogen.

Weiter hinten konnte Traumfeder Nachtpfote ausmachen, der dem Ältesten Dunkelpelz eine Spitzmaus brachte.

Aus dem Heilerbau schob sich eine kleine, cremefarbene Katze, es war die Heilerin des Blitzclans, Windblüte.

Seelensturm legte ihre beiden Mäuse auf den Frischbeutehaufen und verschwand in irgendeine dunkle Ecke des Lagers. Traumfeder sah ihr kurz nach, dann drehte die dunkelgrau getigerte Kätzin sich wieder um und ließ ihr Eichhörnchen ebenfalls auf den Frischbeutehaufen fallen. In diesem Moment kam ein kleiner, braun-weißer Blitz auf sie zu geschossen.
Es war Eulenpfote, ihre etwas hyperaktive Schülerin.

„Hast du das gefangen?", fragte sie und deutete auf das Eichhörnchen. Lächelnd nickte Traumfeder, sie mochte Eulenpfote sehr. Sie war eine gute Schülerin und lernte fleißig, außerdem war sie respektvoll zu allen Clankatzen und sehr verantwortungsbewusst.

„Bringst du mir bei wie man so etwas fängt?", stellte die Kätzin die nächste Frage. Traumfeder neigte geduldig den Kopf.

„Ein anderes Mal, Eulenpfote", die Kriegerin sah an der Schülerin vorbei und sah ihren Gefährten Federkralle.

Er kam auf sie zu und begrüßte sie schnurrend. Der silber-weiße Kater legte seinen Kopf an Traumfeders und sah dann wieder auf. „War die Jagd erfolgreich?", wollte er wissen. Traumfeder nickte und wollte ihm genauer davon berichten, aber in diesem Moment schallte ein Ruf über die Lichtung.

„Alle Katzen, die alt genug sind, um Beute zu machen, mögen sich hier unter dem großen Stein versammeln!".
Der Anführer des Blitzclans, Krallenstern, sah auf seinen Clan herunter, seine Miene war versteinert und seine Augen blitzten.

Traumfeder tappte an Federkralle vorbei und setzte sich, dabei sah sie, wie Glanzfeder ihre drei Jungen wieder in die Kinderstube trieb, dabei musste sie schmunzeln, denn die Kleinen wollten der Versammlung ebenfalls beiwohnen und beschwerten sich lauthals darüber.

Die zweite Anführerin Schneewolke stellte sich unter den Felsen, auf dem Krallenstern stand und sah über den Clan.

Erdpelz und Nordlicht drehten die Köpfe und kamen angetappt, auch Nachtpfote schlüpfte aus dem Ältestenbau und setzte sich zusammen mit Eulenpfote in die Nähe von Traumfeder.

Der Älteste Dunkelpelz streckte den Kopf aus seinem Bau und sah von dort aus zu.

Der Anführer wartete noch eine Weile, bis sich jeder Krieger und Schüler auf der Lichtung versammelt hatte und es ruhig wurde. Alle sahen ihn gespannt an.

„Wie ihr wahrscheinlich alle wisst, gab es in letzter Zeit viele kleine Streitereien mit dem Eisclan", begann Krallenstern seine Rede.

‚Kein Wunder', dachte Traumfeder, der Anführer legte es ja auch immer darauf an. Mehr als einmal hatte der Anführer dem Eisclan unterstellt, die Grenze übertreten zu haben, dabei hatte es keine Anzeichen drauf gegeben, bis auf ein wenig Geruch, der von der Grenze hinübergeweht war.

Aber das sagte sie nicht laut, jeglicher Zweifel am Anführer war verboten.

„Nun, der Himmelclan hat Windblüte ein Zeichen geschickt", alle Augen wanderten zu der Heilerin des Clans, die verlegen den Kopf senkte.

„Unsere Ahnen wollen, dass wir den Eisclan angreifen und ihm eine Lektion erteilen!", die letzten Worte schrie der Clan Anführer fast. Im Lager brach ein wahres Chaos aus. Alle Katzen redeten durcheinander, jeder wollte am Kampf teilnehmen.
Ein paar der Katzen sahen zweifelnd aus, genau wie Traumfeder, doch niemand sagte etwas.

Krallenstern sah mit funkelnden Augen zu. Dann erhob er wieder seine Stimme. „Ruhe! Wir werden einen Hinterhalt auf das Lager starten, damit wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite haben.
Mit mir mitkommen werden: Erdpelz, Feuernacht, Seelensturm, Eulenpfote, Nachtpfote, Traumfeder und Nordlicht. Morgen vor Sonnenaufgang werden wir losziehen.
Die Versammlung ist damit beendet".

Bei Erwähnung ihres Gefährten Nordlicht atmete Glanzfeder scharf ein. Immerhin war er der Vater drei sehr kleiner Jungen.
Aber sie konnte nichts dagegen tun, sondern musste hoffen, dass er unbeschadet aus dem Kampf heraus kam.

Auch Traumfeder wusste nicht, was sie von dem Kampf halten sollte. Einerseits war es eine Ehre, von dem Anführer für diesen wichtigen Kampf ausgewählt zu sein, aber andererseits verstand sie nicht, warum sie direkt das Lager des Eisclans angreifen sollten. Was war mit den unschuldigen Jungen und Ältesten?

Und was war überhaupt der Grund für diesen Kampf?
Ein einfaches Zeichen, von dem keine der Krieger wusste, was es überhaupt war und was es genau aussagte?

Traumfeder schüttelte diese Gedanken ab. Sie nahm morgen an einem Kapf teil, deswegen sollte sie sich stärken und dann ausruhen.

Also nahm sie sich eine von Seelenschattens Mäusen und gesellte sich zu ihrer Schwester, die am Rand des Lagers die zweite Maus aß.

Auch Federkralle und die beiden Schüler Eulenpfote und Nachtpfote kamen hinzu. Zusammen aßen sie und gaben sich anschließend noch für eine Weile die Zunge, bis es Zeit wurde, sich schlafen zu legen.

Mit Federkralle an der Seite tappte Traumfeder in den Kriegerbau und rollte sich zusammen, die Dunkelheit übernahm sie schnell und mit der Wärme von Federkralles Fell konnte sie friedlich einschlafen.

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt