Traumfeder tappte aus dem Lager und fühlte den weichen, sandigen Boden unter ihren Pfoten.
Zwei Sonnenaufgänge waren seit Nordlichts Tod vergangen, aber die Situation im Clan war immer noch genau so angespannt.Glanzfeder hatte nach ihrem Zusammenbruch mit niemandem mehr gesprochen, sie war einen Tag lang im Heilerbau gelegen um sich auszuruhen und hatte die ganze Zeit still und mit versteinertem Gesichtsausdruck an die Wand gestarrt. Weder hatte sie Mohnsamen von Windblüte annehmen, noch Besuch haben wollen. Nicht einmal Traumfeder hatte sie sehen wollen, obwohl die beiden gute Freunde waren. Das machte die grau getigerte Kriegerin ziemlich traurig, zumal auch Seelensturm seit dem kleinen Streit nicht mehr mit ihr geredet hatte.
Wenigstens war der Wald vertraut und wie immer. Vögel zwitscherten leise in den weit entfernten Baumkronen, es war angenehm warm und eine leichte Brise wehte. Beute raschelte verheißungsvoll in den Büschen und Traumfeder nahm die vielen unterschiedlichen Gerüche auf. Sie schloss kurz die Augen und für einen Moment fielen alle Sorgen von ihr ab. Ihre Pfoten trugen sie zum Rand des Territoriums, wo noch der Zweibeinerort lag, dahinter waren nur weitläufige Wiesen und dunkle Wälder.
Plötzlich huschte ein Eichhörnchen über Traumfeders Weg, die graue Kriegerin zögerte nicht und stürzte hinterher. Das orangene Tierchen floh im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch und rannte direkt in Richtung der Grenze zum Zweibeinerort. Traumfeder raste hinterher und holte immer weiter aus, vergrößerte ihre Sprünge, fast war sie an dem Eichhörnchen dran. Doch plötzlich schlug es einen Haken und verschwand im Gebüsch, Traumfeder schlitterte über den Boden und sah enttäuscht hinterher.
Doch da nahm sie ein Geräusch wahr, anscheinend der Grund, warum das Eichhörnchen plötzlich in die andere Richtung gerannt war.
Traumfeder bemerkte, dass sie sich direkt an der Grenze zum Zweibeinerort befand, die großen Nester der Zweibeiner wirkten kalt und alles andere als einladend.
Doch etwas anderes erregte Traumfeders Aufmerksamkeit.
Drei Katzen standen auf der Blitzclan Seite der Grenze und schienen sich zu streiten. Traumfeder schlich näher und sah zwischen den Ästen eines Busches hindurch.
Was sie sah, gefror ihr das Blut in den Adern.
Seelensturm und Federkralle standen mit den Rücken zu ihr, vor ihnen kauerte ein Hauskätzchen auf dem Boden, eine kleine Katze mit schneeweißem, flauschigem Fell und weit aufgerissenen Augen.
„Du hast unsere Grenze übertreten", knurrte Federkralle. Traumfeders Gefährte trat einen Schritt auf das junge Kätzchen zu und verengte die Augen.
„Es...es tut mir leid", fiepte die Hauskatze und drückte sich noch weiter auf den Boden. „Spar dir deine Entschuldigungen", fauchte nun Seelensturm.
Sie beugte sich mit erhobener Pfote nach unten. Traumfeder war in ihrem Versteck wie erstarrt. „Ich wusste nicht, dass ich das nicht darf", das Kätzchen wimmerte ängstlich und sah mit großen Augen zu Seelensturm und Federkralle.
Der silberne Kater nickte seiner Begleiterin zu und sie ließ ihre Pfote auf das Hauskätzchen zu fliegen. Fell riss, Blut spritzte und bedeckte das weiße Fell der kleinen Katze mit roten Sprenkeln. Das Hauskätzchen schrie auf und versuchte, zurückzuweichen.
Doch Federkralle sprang hinter es und schleuderte es mit einem Pfotenhieb wieder nach vorne. Dort wurden seine Ohren von Seelensturms Krallen zerfetzt.
Schreiend und quiekend versuchte es, zu entkommen, schaffte es aber nicht. In diesem Moment trat Traumfeder aus ihrem Versteck.
„Was soll das?", fauchte sie entsetzt und stellte sich ihren beiden Clangefährten in den Weg.
„Traumfeder, was machst du hier?", fragte Federkralle und blickte zu seiner Gefährtin. „Was ich hier mache, fragst du?", Traumfeder knurrte, „macht macht ihr bitte hier?"
„Wir beschäftigen uns mit einem Eindringling", mischte sich Seelensturm mit einem überlegenen Lächeln ein. „Aber doch nicht so", sagte Traumfeder verzweifelt. „Dann pass mal gut auf", lächelte Seelensturm und wandte sich wieder dem Hauskätzchen zu.
Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang sie vor und biss der kleineren Katze ins Genick. Es knackte und das Genick war gebrochen.
„Was hast du getan?", keuchte Traumfeder, als Seelensturm die Katze fallen ließ, ihr Maul war Blutverschmiert. „Ich habe den Eindringling beseitigt", sagte Seelemsturm leichthin. Traumfeder war fassungslos und starrte ihre Schwester an. „Was ist nur aus dir geworden?", flüsterte sie.
„So sind die Gesetze Traumfeder", sagte Federkralle sanft und versuchte so, seine Gefährtin zu beruhigen. Traumfeder sah zu ihm und schüttelte nur langsam den Kopf. „Folgt ihr wirklich blind irgendwelchen Gesetzen und würdet alles dafür machen? Sogar töten?", fragte sie.
Seelensturm verengte die Augen. „Zweifelst du etwa am Himmelclan?", zischte sie. Das war zu viel für Traumfeder. Sie wirbelte herum und rannte los, blindlings zwischen den Bäumen hindurch, sie wollte nur weg. Die Enttäuschung über ihren Gefährten war groß, aber die Enttäuschung über ihre Schwester war noch größer. Sie verstand nicht, wie man nur so abhängig von blöden Gesetzen sein konnte.
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Warrior Cats - Die Macht des Himmels
FanfictionDie junge Kriegerin Traumfeder lebt in unruhigen Zeiten. Der Sternenclan hat die Clans verlassen und neue Ahnen haben seinen Platz eingenommen. Der Himmelclan, wie sich die neuen Ahnen nennen, hat die Gesetze geändert und die Clans werden aggressiv...