Kapitel 5

13 5 3
                                    

Traumfeder schob sich aus dem Kriegerbau, als Krallensterns Ruf ertönte. Betont auffällig setzte sich die Kriegerin weit weg von ihrem Gefährten und ihrer Schwester. Sie war immer noch wütend auf die beiden und hatte seit dem Vorfall mit dem Hauskätzchen nicht mehr mit ihnen gesprochen.

Federkralle hatte immer wieder versucht, sie anzusprechen, aber Traumfeder hatte ihn abgeblockt. Seelensturm dagegen war es anscheinend egal gewesen.

„Alle Katzen, die alt genug sind um Beute zu machen, fordere ich auf, hier unter dem großen Stein zu versammeln!", aus allen Bauen strömten die Blitzclan Katzen und setzten sich auf die sandige Lichtung.

„Wir haben uns heute hier versammelt um eine neue Kriegerin zu begrüßen. Eulenpfote, trete vor"

Traumfeders Schülerin stand auf, zitternd vor Aufregung und trat vor. Traumfeder nickte ihr ermutigend zu, die Menge teilte sich, damit die Schülerin nach vorne kommen und sich zu dem Anführer gesellen konnte. „Eulenpfote, versprichst du, den Himmelclan zu ehren und seine Gesetze zu achten und deinen Clan zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?", fragte Krallenstern und sah auf die Schülerin hinunter.

„Ich verspreche es", antwortete Eulenpfote mit fester Stimme.
Krallenstern nickte. „Dann wirst du ab heute Eulenschwinge heißen. Traumfeder, als ihre Mentorin gehst du mit ihr zum Himmelsee um den Namen vom Himmelclan akzeptieren zu lassen". Traumfeder neigte kurz den Kopf, dann winkte sie ihre ehemalige Schülerin zu sich.

Aus den Erzählungen der Ältesten wusste sie, dass als der Sternenclan noch über die Clans wachte, der Name vom Clan Anführer festgelegt wurde und nicht von den Ahnen akzeptiert werden musste. Außerdem wurde bei einer Namenszeremonie der Name gerufen, was nun erst nach dem Besuch beim Himmelsee passierte.

Kurz nach Sonnenhoch brachen die beiden Kriegerinnen auf. Der Wald verströmte wunderbare Gerüche nach Beute und Bäumen. Traumfeder bemerkte, dass Eulenschwinge zunehmend nervös wurde.

„Was passiert, wenn der Himmelclan meinen Namen nicht akzeptiert?", fragte die neu ernannte Kriegerin.

Traumfeder überlegte. Sie wusste tatsächlich nicht was dann passieren würde. Aber sie wollte ihrer ehemaligen Schülerin nicht die Hoffnung nehmen.
„Das wird bestimmt nicht passieren", sagte sie schließlich.
„Meinst du?"
„Du warst die beste Schülerin die ich je gesehen habe. Warum sollte der Himmelclan deinen Namen dann nicht akzeptieren?"
Eulenschwinge zögerte, aber ihre Bedenken waren berechtigt. Dann zuckte sie mit den Ohren. „Vielleicht hast du recht"

Schweigend liefen die beiden eine Weile nebeneinander her. Sie durchquerten das Blitzclan Territorium und kamen zur Grenze des Eisclans. Dort blieben sie stehen und warteten auf eine Patrouille. Traumfeder wollte keine Auseinandersetzung, weil sie im Territorium herum liefen.

Es dauerte nicht lange, dann raschelte es im Gebüsch. Vier Katzen traten hervor und stellten sich auf ihrer Seite der Grenze auf. Traumfeder kannte die vier Katzen von den großen Versammlungen. Die zwei Kriegerinnen, Blauglanz und Bachglanz waren Schwestern und bildeten die beiden Schüler Fleckenpfote und Dämmerpfote aus. Feindselig starrten die beiden jüngeren zu den Blitzclan Katzen. „Was wollt ihr", fragte Blauglanz und verengte die Augen, als erwartete sie einen weiteren Kampf.

Traumfeder senkte den Kopf, um Streit zu vermeiden. „Wir sind auf der Durchreise und wollen zum Himmelsee. Eulenschwinge hat ihren Kriegernamen erhalten und der Himmelclan muss den Namen akzeptieren", erklärte sie.
Es war ein wenig schwer für sie, über den Himmelclan zu reden, als würde sie ihm blind folgen, aber anscheinend wollten die fremden Krieger genau das hören. „Glückwunsch", Blauglanz nickte, sie atmete aus und schien nicht mehr so feindselig.
„Wie begleiten euch durch das Territorium", sagte Bachglanz, immernoch misstrauisch.

Eulenschwinge wollte protestieren, doch Traumfeder gebot ihr, zu schweigen. Dann nickte sie und übertrat die Grenze. Die Eisclan Katzen nahmen sie in die Mitte und schweigend durchquerten sie das Eisclan Territorium.

Die feindlichen Krieger blickten sich immer wieder um, als würden sie auf eine weitere Blitzclan Patrouille warten, die ungehindert zum Lager kommen konnte und einen weiteren Kampf anzetteln würde. Traumfeder konnte diese Bedenken verstehen. Es kam ihr immer seltsamer vor, was bei den Clans passierte.

An der Grenze blieben die Eisclan Katzen stehen. „Ab hier könnt ihr alleine weiter", sagte Blauglanz und nickte. Traumfeder neigte den Kopf. „Wir danken euch", sagte sie, dann winkte sie Eulenschwinge zu sich und trabte über die Grenze. Mit einem Gruß verabschiedeten sie sich und liefen weiter. Hinter den scheinbar endlos weiten Wiesen war die Lichtung mit dem Himmelsee.
Eulenschwinge hüpfte gespannt hin und her. Traumfeder schnurrte und beschleunigte ihre Schritte.

Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu, lange Schatten zogen über den Boden. Traumfeders Pfoten wurden langsam müde, aber es war nicht mehr weit. Endlich tauchte der glitzernde und funkelnde See auf, den Traumfeder auch bei ihrer Kriegerzeremonie gesehen hatte.  Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihr ein paar der fremden Katzen erschienen waren. Sie waren zwar freundlich und hatten ihren Kriegernamen geschnurrt, aber Traumfeder hatte ihre Blicke bemerkt, die distanziert, fast kalt gewirkt hatten.

Ihre Pelze schienen aus purem Nebel zu sein, die ursprünglichen Farben waren kaum noch auszumachen, nur ihre Augen hatten hell geleuchtet.

„Ist alles okay?", fragte Eulenschwinge besorgt und riss Traumfeder damit aus ihren Gedanken. Sie nickte und sah zu ihrer ehemaligen Schülerin, Stolz erfüllte sie.

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt