Kapitel 11

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Traumfeder stand auf und verließ leise den Bau.

Ein letztes Mal sah sie zurück auf ihren Gefährten, auf ihre Schwester, auf ihre Freunde... doch keiner von ihnen konnte sie halten.
Sie dachte an Eulenschwinge, ihre ehemalige Schülerin. Traumfeder hatte sie immer sehr gemocht, aber der Jungen Kriegerin würde es ohne sie gut gehen.

Danach schweiften ihre Gedanken zu Glanzfeder und Schneewolke, die beiden gebrochenen Königinnen. Beide hatten eine Geliebte Katze wegen den Regeln verloren, das schoss Traumfeder immer wieder durch den Kopf.

Mit Glanzfeder hatte sie eigentlich schon seit Nordlichts Tod nicht mehr gesprochen, denn die Königin hatte sich in die hinterste Ecke der Kinderstube zurückgezogen, nur selten konnte sie sich überhaupt noch um ihre Jungen kümmern, die zum Glück bald zu Schülern wurden.

Aber sie musste die Prophezeiung erfüllen. Das war ihre Mission. Und der Blitzclan hielt sie nur zurück.

Nach ein paar Herzschlägen glitt sie lautlos auf die Lichtung und huschte zum Ausgang.
Alles war still. Keiner bemerkte sie und das war auch gut so. Niemand sollte es merken.

Als sie in den Wald schritt, wurde der Kriegerin schon leichter ums Herz. Endlich war sie frei.

Jetzt musste sie sich nur noch einen Ort suchen, an dem sie so lange bleiben konnte, bis sie bereit war, die Prophezeiung zu erfüllen.

Krallenstern würde auf jeden Fall nach ihr suchen, das war ihr klar, also musste sie sich gut genug verstecken.

Da fiel ihr die beste Lösung ein: Sie musste zum Eisclan gehen.

Dort würde Krallenstern sie am wenigsten suchen. Bestimmt. Nur war die Frage, ob Froststern sie aufnehmen würde.

Sonst müsste sie sich etwas neues überlegen.

Aber sie musste es auf jeden Fall versuchen. Ihre Pfoten trugen sie wie von alleine zur Grenze zu dem feindlichen Clan.

Langsam dämmerte es, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Morgenpatrouille des Blitzclans aufbrach, deswegen musste sie sich beeilen. Traumfeder beschleunigte ihre Schritte und trabte durch das Unterholz immer weiter.

Schließlich wurde der freundlich scheinende Mischwald von Nadelbäumen abgelöst, die in der schwachen Morgensonne lange Schatten auf den Boden warfen.

Fast war es soweit, gleich würde Traumfeder die Grenze erreichen und sie übertreten müssen, da sie nicht auf eine Eisclan Patrouille warten konnte. Das Risiko, von einer Patrouille des Blitzclans erwischt zu werden, war einfach zu groß.

Traumfeder machte kurz vor der Grenze kehrt und lief ein Stück zurück um einen möglichen Suchtrupp zu verwirren. Dann wälzte sie sich in feuchtem Farn, um ihren Geruch zu überdecken.
Keiner ihrer Clangefährten würde sie so finden können.
Dann rannte die graue Kriegerin wieder los Richtung Grenze und übertrat sie einfach schnell, ohne groß darüber nachzudenken.

Sie wollte gar nicht wissen, was Krallenstern mit ihr machen würde, wenn er es erfahren würde.

Traumfeder fuhr ein Schauder über den Rücken und sie schüttelte sich, um diese Gedanken loszuwerden.

Im fremden Territorium kannte sie sich kaum aus, sie war schließlich auch nur ein einziges Mal im Lager gewesen, an dem Tag, als der Kampf stattgefunden hatte. Aber in diesem Moment war sie zu sehr mit ihren Ängsten beschäftigt gewesen, um sich den Weg zu merken.

Also musste sie wohl so lange herumirren, bis sie es fand.
Anhand der Bäume, Sträucher und Trampelpfade versuchte sie herauszufinden, wo sie damals langgelaufen waren, aber es war so gut wie hoffnungslos.

Langsam wanderte die Sonne weiter und Traumfeders Magen knurrte, aber sie würde nicht in dem fremden Territorium anhalten um etwas zu fangen, denn dann würde Froststern sie bestimmt nicht aufnehmen.

Die Kriegerin wusste nicht, wie lange sie schon unter den ewig hohen Bäumen umher gewandert war, aber sie wusste, dass sie nicht mehr lange unentdeckt bleiben konnte, denn auch der Eisvlan musste langsam Jagd-und Grenzpatrouillen rausschicken.

In diesem Herzschlag hörte sie etwas im Gebüsch hinter sich, ein Ast knackte verdächtig laut und ein Knurren ertönte.

Kaum hatte sie sich ungewandt, wurde sie schon zu Boden gerissen und hinuntergedrückt.

„Ein Eindringling!", jaulte eine Katze, deren Stimme die Kriegerin nicht zuordnen konnte.

„Sie wird dafür bezahlen, in unser Territorium eingedrungen zu sein!"

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt